Zehn Bücherempfehlungen

Der Denis Scheck-Kanon für das 21. Jahrhundert

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Er zählt zu den bekanntesten Literaturkritikern Deutschlands: Mit seiner Sendung „Druckfrisch“ versorgt Denis Scheck uns seit über 20 Jahren mit Lesetipps – und bewahrt vor schlechter Lektüre. Im Gespräch mit Alev Doğan verrät er seine Must Reads des 21. Jahrhunderts.

Pioneer: Wie würde ein Denis-Scheck-Kanon aussehen, der die zeitgenössische Literatur des ersten Viertels des 21. Jahrhunderts abdeckt? Was sollte man gelesen haben, jenseits des Feuilletons und BookTok?

Scheck: Wir Literaturkritikerinnen und -kritiker sind dazu da, Angebote zu machen und Hinweise auf die Vielfalt zu geben. Aber man muss überhaupt nichts gelesen haben, da bin ich relativ entspannt. Es ist eine Möglichkeit, sein Leben mit Sinn, Humor und Bedeutung zu füllen. Und es ist eine Relativierung, ein Absehen vom eigenen Nabel.

Allerdings gibt es für mich schon Kategorien und Handwerkszeug in der ästhetischen Diskussion über Literatur. Es gibt zwei Autoren, die für mich zu Beginn dieses Jahrhunderts riesige Hinweisschilder eingeschlagen haben mit der Aufschrift „Hier geht's lang“.

Pioneer: Welche Autoren sind das?

Scheck: Zum einen der Chilene Roberto Bolaño mit dem Roman „2666“ und zum anderen der US-Amerikaner David Foster Wallace mit „Infinite Jest“ – „Unendlicher Spaß“. Bei Bolaño geht es unter anderem um die rätselhaften Femizide an der mexikanisch-amerikanischen Grenze, von denen wir heute wissen, dass sie von der Regierung gedeckte Drogen- und Bandenkriege um Prostitution sind.

 © S. Fischer

Wallace’ Roman ist wohl die schärfste Abrechnung mit dem amerikanischen Konsumismus. Es geht um eine Tennisakademie, um Drogensucht und um ein Video, das so unendlich unterhaltsam ist, dass die Menschen, die es anschauen, verdursten und verhungern, weil sie sich nicht davon trennen können. Wann immer ich in einer S-Bahn Menschen in ihr Handy vertieft sehe, denke ich: „Die schauen alle ,unendlicher Spaß.‘“

 © Kiepenheuer & Witsch

Pioneer: Ist es bei beiden Büchern der Plot, der so anders ist? Oder liegt es in beiden Fällen, oder auch nur in einem, an der Sprache?

Scheck: Definitiv an der Sprache. Sie haben Ludwig Wittgenstein verinnerlicht, also dass die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Weltanschauung sind. Und sie erweitern diese Weltanschauung durch ihre Romane ganz enorm. So wie für jemanden die Lektüre von Franz Kafka oder Samuel Beckett vielleicht im 20. Jahrhundert die Weltanschauung verändert hat, so verändert sie sich durch Bolaño und Wallace, was wir auch ihren Übersetzern zu verdanken haben.

Pioneer: Lesen Sie die Bücher lieber im Original, wenn Sie der Sprache mächtig sind? Oder lesen Sie sie auch auf Deutsch, um zu erfahren, wie jemand es übersetzt hat?

Scheck: Ich hatte das große Glück, David Foster Wallace für Deutschland entdeckt zu haben, wenn man das so sagen darf. Ich bin mit seinem amerikanischen Lektor befreundet und besuche ihn immer, wenn ich in New York bin. Einmal hatte er einen obszön dicken Manuskript-Stapel auf seinem Schreibtisch liegen und ich fragte: „Was zum Teufel ist das?“ Worauf er antwortete: „Well, it’s obviously too thick to read!“ Das war das Manuskript von „Infinite Jest“.

Der Autor David Foster Wallace bei einer Lesung 2006. © picture alliance

Pioneer: Und Sie nahmen es daraufhin mit nach Deutschland?

Scheck: Ja, und der Verleger von Kiepenheuer und Witsch, Helge Malchow, meinte: „Wir machen jetzt mal ein Experiment und basteln einen Erzählungsband daraus, allerdings nur die Hälfte davon.“ Und weil diesen Autor niemand in Deutschland kannte, bat er mich darum, ein Vorwort zu schreiben. David Foster Wallace ist ein Ausnahmeautor, der schreibt, als hätte er das Oxford English Dictionary gefressen und es dann portionsweise von sich gibt. Aber er hat eben auch eine sehr eigentümliche Sicht auf die Welt. Und diese Sicht ist wirklich zwingend.

Pioneer: Wir haben David Foster Wallace und Bolaño, die leider beide nicht mehr am Leben sind. Welche Autorinnen und Autoren kommen noch in diese Aufzählung?

Scheck: Für mich begann dieses Jahrhundert mit einer sehr traurigen Nachricht, nämlich der vom Tod W. G. Sebalds, den ich eigentlich für den größten deutschsprachigen Autor seiner Generation halte. Seinen Roman „Austerlitz“ würde ich sicherlich eine prägende literarische Erfahrung nennen, weil Sebald eine wunderbare Schlüsselfunktion als Bindeglied zwischen der US-amerikanischen und der europäischen Literatur einnahm. In all seinen Romanen setzte er den Verfolgten, den in der Nazizeit zu Tode Gequälten ein Denkmal.

 © S. Fischer

Dann gibt es noch einen anderen Autor, der großes Einschüchterungspotenzial besitzt: Thomas Pynchon, den Urvater der amerikanischen Postmoderne. Sein großer Roman über die politische Tradition des Anarchismus, „Gegen den Tag“, ist gleichzeitig eine wunderbare Hommage an Abenteuerliteratur à la Jules Verne.

 © Rowohlt

Man kann auch nicht anders, als über Michel Houellebecq zu sprechen: Die allmähliche Verwandlung Mitteleuropas in ein gigantisches Freilichtmuseum für Asiaten ist in seinem Roman „Karte und Gebiet“ das Thema.

 © DuMont

Und dann komme ich natürlich nicht um Philip Roth herum.

Pioneer: Sie meinen seine amerikanische Trilogie?

Scheck: Genau. Sie erinnern sich, „Der menschliche Makel“, der große Roman über die Exzesse der Clinton-Verfolgung, des Impeachment. Der Erzähler schlägt vor, das Weiße Haus mit einer riesigen Banderole mit der Aufschrift „Hier wohnt ein Mensch“ zu versehen, also ein Mensch, der natürlich auch ein Sexualleben hat.

 © Hanser

Pioneer: Gibt es auch weibliche Autorinnen, die Sie geprägt haben?

Scheck: Unbedingt, Margaret Atwood zum Beispiel, die mehr als eine wunderbare Lyrikerin ist. Ich glaube, der „Report der Magd“ hat sehr viele Menschen beeindruckt. Und es ist eben dieses Zerrbild des Trump-Amerika, wo evangelikale und zutiefst religiöse, antifeministische, misogyne Kräfte am Werk sind. Der Roman schlägt auch wunderbar die Brücke zu meiner ersten literarischen Liebe, der Science-Fiction, Fantasy und dem Horror. Das ist alles bei ihr enthalten.

 © Piper

Pioneer: Bei solchen Werken ist es immer eine Gratwanderung aus Schockiertheit darüber, dass man das ein oder andere dystopische Motiv aus dem Buch in der eigenen Gegenwart wiederentdeckt, und gleichzeitig – ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – hat es auch etwas Lustvolles.

Scheck: Das ist natürlich der schöne Schauder des Gedankens, dass es immer noch schlimmer kommen könnte. Ich habe mal Ray Bradbury, den Autor von „Fahrenheit 451“ besucht, und er sagte mir damals zu mir: „Ich schreibe nicht über Zukünfte, um sie zu prophezeien. Ich schreibe über Zukünfte, um sie zu verhindern.“

Pioneer: Sehr eindrucksvoll.

Scheck: Ich würde außerdem noch Ursula K. Le Guin nennen wollen. Sie ist eine frühe Science-Fiction- und Fantasy-Autorin, die schon in den 1960er Jahren über Gender nachdachte, als niemand wusste, was das für ein Konzept sein soll. „Immer nach Hause“ heißt ihr spätes Hauptwerk.

 © Carcosa

Genauso natürlich Annie Ernaux. Ich freue mich sehr, dass sie den Nobelpreis erhalten hat – da wäre wahrscheinlich das große Buch „Die Jahre“.

 © Suhrkamp

Pioneer: Ich mochte „Das Ereignis“ auch sehr.

Scheck: Oh ja. Sie schreibt normalerweise unglaublich schmale, feine Bücher – „Die Jahre“ ist wahrscheinlich das, wo sie die Technik der Autofiktion zur größten Vollkommenheit entwickelt hat.

Der Schriftstellerin Annie Ernaux wird der Literaturnobelpreis verliehen, Stockholm 2022. © imago

Pioneer: Einen letzten Autor oder eine letzte Autorin, der oder die bisher im Scheck-Kanon gefehlt hat?

Scheck: Der Mensch, dem ich am liebsten einen roten Teppich Richtung Stockholm und Literaturnobelpreis ausrollen würde, ist der Österreicher Christoph Ransmayr. Mein Lieblingsbuch von ihm ist „Atlas eines ängstlichen Mannes“. Das sind 80 Geschichten, 79 davon wahr, eine erfunden. Und alle beginnen mit demselben Satz: „Ich sah“. Dieser Roman spielt auf der ganzen Welt, in Tibet, Südamerika, Asien, im Nahen Osten, in Rom. Es ist ein so reiches Buch, dass man vor Freude in die Hände klatschen möchte.

 © S. Fischer

Pioneer: Welche Namen sind es, wo sie innerlich frohlocken, wenn sie erfahren, dass bald wieder etwas Neues kommt?

Scheck: In diesem Frühjahr hat zum Beispiel Julia Schoch ihre Trilogie „Biografie einer Frau“ mit dem Roman „Wild nach einem wilden Traum“ beendet. Eine sensationelle Lektüre. Auch Antje Rávik Strubels neues Buch „Der Einfluss der Fasane“, in dem es unter anderem um den Berliner Politikbetrieb geht. Ich freue mich außerdem immer über neue Werke von Felicitas Hoppe, Saša Stanišić und Judith Hermann.

Pioneer: In Ergänzung Ihres Kanons möchte ich einen Denis-Scheck-Check machen: Ich nenne Ihnen Autoren, die ich liebe, und Sie sagen mir, wie Sie zu ihnen stehen. Beginnen wir mit Saša Stanišić. Ich kenne kaum Autoren, die derart liebevoll mit ihren Figuren umgehen – wissen Sie, was ich meine?

Scheck: Absolut. Was mich bei Stanišić immer etwas schaudern lässt, ist, dass es nur dem Tipp eines wohlwollenden Beamten der deutschen Ausländerbehörde zu verdanken ist, dass seine Abschiebung verhindert werden konnte. Er ist eine enorme Bereicherung unserer Literatur.

Pioneer: Yasmina Reza?

Scheck: Als Theaterautorin ist sie hinreißend. Ich beneide Sie um ihre Einfälle.

Pioneer: Wie fanden Sie „Serge“?

Scheck: Sehr gut. Das war wieder ein typischer Reza, weil es den Antisemiten in uns freilegt.

Pioneer: Paul Auster, insbesondere „Baumgartner“?

Scheck: Mit Paul Auster war ich befreundet. Es gab mal eine Zeit, als ich das Angebot hatte, eventuell Verleger von Rowohlt zu werden – da wurde ich ihm schon als solcher avisiert. Seither bin ich mit Paul und seiner Frau Siri Hustvedt befreundet gewesen. „Baumgartner“ ist nun ausgerechnet ein Buch, das ich nicht gelesen habe. „Timbuktu“ ist mein Lieblingsroman, aber darin geht es auch um einen Hund.

Pioneer: Wie finden Sie dann Thomas Manns Erzählung „Herr und Hund“?

"Der undogmatische Hund" ist Schecks Hommage an seinen Hund, 2021. © imago

Scheck: Furchtbar. Thomas Mann ist ja kongruent mit dem Ich-Erzähler – und der schlägt seinen Hund mit einer Lederpeitsche. Mein Hund war schockiert, als er das las.

Pioneer: Das glaube ich sofort. Was ist mit Ian McEwan?

Scheck: Da tue ich mich ein bisschen schwer. Er hat brillante Bücher, „Solar“, „Schwarze Hunde“... aber es gibt auch welche, die mich genervt haben. Er hat manchmal wirklich lustige Ideen, aber stellenweise wird es ein bisschen albern.

Pioneer: Mir gefiel „Nussschale“, die Geschichte einer völlig fehlgeleiteten, zum Teil giftigen und sehr unglücklichen Beziehung. McEwan erzählt aus der Perspektive des Embryos der schwangeren Frau. Aber werden wir ein wenig moderner, jünger: Sally Rooney.

Scheck: „Intermezzo“ habe ich natürlich gelesen, ihr jüngstes Buch, „Schöne Welt, wo bist du“ hat mir allerdings besser gefallen.

Pioneer: Herr Scheck, wann fing es bei Ihnen an mit dieser großen Liebe zur Literatur?

Denis Scheck: Ich wurde von meinen Eltern aufs Land verschleppt, als ich neun Jahre alt war. Schon damals hatte ich eine echte Affenliebe zu einer ganz spezifischen Art von Literatur, nämlich zu Science-Fiction, Fantasy und Horror. Kleine Jungs und Mädchen verlieben sich ins Klavier- oder ins Fußballspielen, nur bei der Literatur denkt man immer, ein junger Autor ist ein Mensch zwischen 30 und 40. So war das bei mir nicht. Diese passionierte Liebe zu Science-Fiction führte dazu, dass ich damals ein sogenanntes ,Fanzine’ herausgab.

Pioneer: Was kann man sich darunter vorstellen?

Scheck: Das sind Fanmagazine, die es seit den 1970ern auch im Science-Fiction-Genre gibt. Damals fragte ich einen amerikanischen Fan, ob ich ein Interview mit einem meiner Lieblingsautoren auf Deutsch übersetzen und dann in meinem Fanzine nachdrucken durfte – und der sagte: „Das darfst du, aber nur, wenn du als mein Agent versuchst, das, was ich in meinem Brotjob mache, in Deutschland zu verkaufen.“ Und das war zufälligerweise der Chefreporter der Washington Post.

Pioneer: Wie alt waren Sie damals?

Scheck: 13, in diesem Alter wurde ich dann auch Agent und literarischer Übersetzer. Ich hatte einmal wahnsinniges Glück in meinem Leben, weil ich einen Hinweis von einer Lektorin des Heyne Verlages erhielt, der ich damals eine Buchlizenz verkaufte. Sie erzählte mir, dass sich die Creme de la Creme der literarischen Übersetzer in Deutschland einmal im Monat in Stuttgart trifft – und genau dahin wackelte ich dann in meinem dreiteiligen Anzug. Ich hatte einen Gehstock mit Silberknauf wie Dagobert Duck und sagte: „Guten Tag, mein Name ist Denis Scheck, ich bin literarischer Agent und übersetze für den Playboy.“

Pioneer: Und wie reagierte die Runde auf Sie?

Denis Scheck und Alev Doğan im Gespräch auf der Pioneer One © Carlos Contreras

Scheck: Die guckten mich aus großen Augen an und haben mir dann später anvertraut, dass sie mich für jemanden aus der Psychiatrie hielten, aber ließen mich Platz nehmen. Und weil meine Großmutter eine ganz bekannte Köchin war, konnte ich auch was mit Foie gras anfangen und wusste, wie man sich bei Tisch verhielt. Und so machte ich da wenig Aufhebens von mir und lernte die Menschen kennen, die eigentlich bis auf den heutigen Tag meine Vorbilder im literarischen Leben der Bundesrepublik sind.

Pioneer: Welche sind das?

Scheck: Diejenigen, die dafür sorgen, dass wir Weltliteratur lesen dürfen. Menschen wie Rosemarie Tietze – die Übersetzerin von Tolstoi –, Swetlana Geier, Otto Bayer, der Dorothy Sayers übersetzte, Elmar Tophoven als Übersetzer von Samuel Beckett – und dann einer, der mein Mentor wurde: Der hatte damals einen ganz tollen Text unter der Feder, nämlich das „Hotel New Hampshire“ von John Irving, Hans Herrmann.

Pioneer: Ich werde ja häufig gefragt: „Was war das beste Gespräch?“ Und alle erwarten, dass es die ganz berühmten Gäste sind. Aber eines der faszinierendsten Interviews, die ich hier führen durfte, war mit einem kaum bekannten Literaturübersetzer zum zweihundertsten Geburtstag von Dostojewski, Alexander Nitzberg, der den „Doppelgänger“ neu übersetzt hat. Mit ihm sprach ich über Dostojewskis Freiheitsbegriff und erst nach diesem Gespräch habe ich verstanden, was eigentlich Literaturübersetzung ist – nämlich ungefähr das, was auch Dirigenten tun, also Noten als Musik zum Leben zu erwecken. Es ist immer eine Interpretation.

Scheck: So ist es. Insofern ist es besonders bedauerlich, dass es unsere Copyrightgesetze – anders als in der klassischen Musik – gar nicht zulassen, dass wir 20 Versionen von David Foster Wallace Roman „Infinite Jest“ haben. Es gibt eine Übersetzung, bis das Copyright nach dem 70. Geburtstag des Autors oder der Autorin erloschen ist. Jedes Lesen ist eine Interpretation und Übersetzen ist wie Schreiben, nur ohne die Eitelkeit.

Pioneer: Kann man sagen, dass ein Buch erst während des Lesens eine Form bekommt oder zum Leben erweckt wird?

Scheck: Mohsin Hamid, der pakistanisch-britische Autor, hat mal so schön gesagt, jedes Buch sei eine halbfertige Ware. Das hat mir sehr eingeleuchtet.

Pioneer: Was ist eigentlich das erste Buch, das Denis Scheck völlig vom Hocker gerissen hat und vielleicht auch als Literaten geprägt hat?

Scheck: Als ich mit 13 zu diesem Übersetzerstammtisch ging, erzählte mir ein Kollege, dass seine Frau ihm zu Weihnachten ein Buch geschenkt habe, das fast ausschließlich aus schmutzigen Witzen in vielen verschiedenen Sprachen bestünde, über DIN A3 groß. Und weil es so kompliziert geschrieben sei, könne man es nicht setzen und nur fotomechanisch reproduzieren. Verflixterweise habe ich damals den Titel und Autor vergessen. Als ich dann zum zweiten Mal zu diesem Stammtisch ging, fragte ich als allererstes nach diesem Buch. Es war Arno Schmidts „Zettels Traum“ und als ich es in der nächsten Buchhandlung kaufen wollte, hieß es: „Das kostet aber 500 Mark.“

Pioneer: So viel?

Pioneer: Heute kostet es eher noch mehr. Jedenfalls ließ ich mir den Band in der Württembergischen Landesbibliothek im Lesesaal vorlegen, weil man ihn aufgrund seines Werts nicht ausleihen durfte, 1977 war das. Und als ich den Satz entdeckte „Hast du Rama auf der Stulle, kannst du vögeln wie ein Bulle“ – da gab ich ihm recht. Ich glaube, niemand hat jemals lauter im Lesesaal der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart gelacht, als ich diesen Satz las. Arno Schmidt ist sicher ein Autor, der mich sehr, sehr geprägt hat.

Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin ThePioneer