Der 8. Tag – der Newsletter

Norbert Lammert im Gespräch

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 © The Pioneer

Guten Morgen,

ich begrüße Sie zu unserem Gesellschaftspodcast Der 8. Tag – schön, dass Sie dabei sind.

37 Jahre lang war Norbert Lammert Mitglied des Deutschen Bundestages.

Als bisher einziger übte er das Amt des Bundestagspräsidenten über drei Legislaturperioden aus.

Bis zum September 2017, dann war Schluss.

In all diesen Jahren hat er die Politik, die Gesellschaft aber auch die Stimmung im Land aus nächster Nähe miterlebt und geprägt.

Vor, während und nach der Wiedervereinigung.

Ich habe Norbert Lammert zu uns an Bord eingeladen, um mit ihm gemeinsam auf unsere Gegenwart zu schauen.

Mit Norbert Lammert auf der Pioneer One © The Pioneer

Mittlerweile ist er Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung und bleibt der Politik, der politischen Bildung und dem Einsatz für die liberale Demokratie in diesem Amt erhalten.

Und natürlich ist auch hier der russische Überfall auf die Ukraine derzeit das omnipräsente Thema.

Anlässlich des Jahrestages am 24. Februar widmet die Stiftung in einer Kunstaktion das geschichtsträchtige Cafe Moskau kurzzeitig ins Cafe Kyiv um.

Den ganzen Tag über finden am 27. Februar 2023 im Cafe Kyiv Workshops, Diskussionen, Talks, Salons und Kultur statt.

Hören Sie unser Gespräch über die Entwicklung liberaler Demokratien, Populismus-Trends auf der ganzen Welt und den Blick der Deutschen auf sich selbst.

„Probleme ernst nehmen, aber nicht hysterisch übertreiben”

Bundestagspräsident a.D. Norbert Lammert über den deutschen Blick auf sich selbst.

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Veröffentlicht in Der 8. Tag von Alev Doğan.

Podcast

Der 8. Tag

Es gehört zum Glanz und Elend einer funktionierenden Demokratie, dass die Frage, welche Konsequenzen zu ziehen seien, niemand mit dem Anspruch absoluter Wahrheit beantworten kann, sondern es dazu legitime, unterschiedliche Positionen gibt.

Deswegen ist der Streit nicht nur unvermeidlich, er muss sein.

Lasst uns die Probleme ernst nehmen, denn sie sind ernst. Aber auch nicht hysterisch übertreiben, wenn der Vergleich von ähnlichen Entwicklungen in vergleichbaren Ländern zeigt, dass wir ganz offenkundig eher geringere Herausforderung haben als manche unserer Nachbarn und Partnerländer.

Dass die Vereinigten Staaten vor ein paar Jahren einen Menschen zum Präsidenten wählen, dessen Begabung zum Populismus die wenn überhaupt einzig erkennbare Qualifikation war; dass nach der überfälligen Abwahl er sich weigerte, das Wahlergebnis zur Kenntnis zu nehmen; dass Horden von wildgewordenen, fanatischen Anhängern dieses Vollidioten den Kongress stürmten: Wenn wir das in einem ähnlichen Gespräch vor zwei Jahren als Szenario an die Wand gemalt hätten, hätte uns jeder für unzurechnungsfähig erklärt.

Sorge bereitet ihm die abnehmende Parteibindung in Deutschland:

Der ADAC hat über 19 Millionen Mitglieder. Wenn ich dazu die Mitgliedschaft in politischen Parteien zum Vergleich heranziehe, dann beschleicht mich manchmal der leise Verdacht: Vielleicht ist den Deutschen ihr Auto wichtiger als ihre Demokratie.

Mittlerweile hat sich die Staatsoper Hannover von Ballettdirektor Marco Goecke getrennt.  © dpa / Christophe Gateau

Es ist die vielleicht bemerkenswerteste Schlagzeile dieses Jahres:

Ballettdirektor schmiert Feuilleton-Journalistin Hundekot ins Gesicht.

Wenn Sie so etwas wie einen Internetzugang haben oder Zeitung lesen, kennen Sie die Geschichte.

Diese ungeheuerliche Attacke ist für sich genommen wie ein kleines Stück absurdes Theater, das die sehr eigene Beziehung zwischen Kunst und Kunstkritik auf die Spitze treibt.

Hören Sie von dem auf das Fatale überhöhten Selbstverständnis einer Person in künstlerischer Leitungsposition, gepaart mit Arroganz, auf dem Thron vermeintlicher intellektueller Genialität.

Eröffnungsfeier der 73. Berlinale mit der diesjährigen Jury-Vorsitzenden Kristen Stewart  © Eventpress/Golejewski

Endlich ist es wieder soweit: Die Berlinale ist – nach zweijähriger Corona-Pause – zum 73. mal gestartet.

221 Filme werden bis zum 26. Februar vorgeführt.

Genießen Sie die Filmkunst.

Ein Täschchen aus veganem Leder, das aus Pilzfasern besteht. © Imago

...nachhaltigem Leder.

Anders als Pelz hat sich Leder sehr lange Zeit ein weitestgehend unbeschadetes Image beibehalten – obwohl es unter sehr ähnlichen und im wahrsten Sinne des Wortes toxischen Umständen gewonnen wird.

Ziemlich sicher ist das bald vorbei.

Hören Sie im Achten Tag von Apfelleder, Pilz-, Wein-, Ananas- und vor allem: Kaktusleder.

Ein Manifest für Frieden oder doch eher eins für Unterwerfung? Die Positionierung Sahra Wagenknechts und Alice Schwarzers offenbart meiner Ansicht nach einen Zielkonflikt des Pazifismus.

Denn in einem Punkt gleichen sich die offenen Briefe, Petitionen und Aufrufe zu Friedensdemonstrationen:

Ihr vermeintlich stärkstes Argument unterliegt einem Missverständnis.

Menschenleben retten und Tote verhindern – das Hauptargument der aktuell diskutierten Pazifisten läuft ins Leere. Denn:

Wer so denkt, verkennt, dass Menschen beizeiten entscheiden, für eine Idee zu sterben, statt in der Realität zu (über)leben.

Lesen Sie eine philosophische Annäherung, die aufzeigt, dass mit Augustinus von Hippo, Cicero, Bertha von Suttner, Jan Narveson und George Orwell Pazifismus und Selbstverteidigung sehr wohl miteinander einhergehen können.

Außerdem empfehle ich Ihnen diese Woche das Tech Briefing:

Zu Gast ist Gülsah Wilke, Gründerin der Initiative 2hearts, einem Netzwerk für junge Menschen mit Migrationsgeschichte, die in der Tech-Welt die Karriereleiter steil nach oben klettern wollen.

Im Gespräch mit meiner Kollegin Lena Waltle und Co-Host Lina Behrens spricht sie darüber, welche Rahmenbedingungen Startups brauchen, um in Deutschland und Europa erfolgreich Innovationen voranzutreiben.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und freue mich, wenn wir uns im nächsten Achten Tag wieder begegnen.

Bis dahin – auf sehr, sehr bald.

Herzlichst

Ihre

Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin ThePioneer
  1. , Pioneer Editor, Stv. Chefredakteurin ThePioneer

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