ich begrüße Sie zu unserem Gesellschaftspodcast Der 8. Tag – schön, dass Sie dabei sind.
Herzlichen Glückwunsch uns allen – es ist Wochenende!
Was bisher geschah:
Super München: Die TU München und die LMU München sind laut des World University Rankings 2023 die besten Universitäten Deutschlands. Sie belegen Platz 30 und 33 der Liste, die von der britischen Times Higher Education herausgegeben wird. Insgesamt befinden sich unter den Top 100 neun deutsche Hochschulen: nach München kommt meine Universität – die Uni Heidelberg (Platz 43). Spitzenreiter ist übrigens die University of Oxford – cheers!
Greta Thunberg hat sich in einem Interview mit Sandra Maischberger für eine Verlängerung der AKWs in Deutschland ausgesprochen.
Erstmals ist der Ruf des Muezzins fünf Minuten in Köln-Ehrenfeld erklungen, mit dem die muslimischen Kölnerinnen und Kölner zum Freitagsgebet gerufen wurden.
Erst die Queen, jetzt sie: Schauspielerin Angela Lansbury (96) ist gestorben. Weltweit bekannt wurde sie durch die Rolle der Jessica Fletcher in Mord ist ihr Hobby.
Das britische Dschungelcamp freut sich über seinen ersten Royal: Mike Tindall, der seit 2011 mit Queen-Enkeltochter Zara Phillips verheiratet ist, wird an der britischen Variante der Reality-Show Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! (dort: I'm a Celebrity ... Get Me Out of Here!) teilnehmen. Mich überzeugt die Idee und ich nominiere Gloria von Thurn und Taxis für einen Einzug ins deutsche Dschungelcamp – ihre Auftritte bei Bild TV lassen großes Kino erahnen.
NFL-Quarterback Tom Brady und Supermodel Gisele Bündchen trennen sich.
Es wird Ihnen aufgefallen sein: Es wird kühler, es wird dunkler und, na klar, Corona ist auch wieder da. Die Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Grote hat angekündigt, sie wolle dem Senat vorschlagen, wieder eine Maskenpflicht in Innenräumen einzuführen – unter anderem im Einzelhandel und in Museen.
Medien sprechen von einer "krassen optischen Verwandlung". Ralph Siegel hat 25 Kilo abgenommen. Geschafft habe es der 77-jährige Musikproduzent, in dem er sich hauptsächlich von Feigen, Käse und Sushi ernährt habe.
Reich sein, weiß sein, Mann sein – all das gilt heute als Privileg. Und über Privilegien wird mehr gesprochen denn je.
Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich in letzter Zeit diesen Satz höre:
"Ich spreche natürlich aus einer privilegierten Position."
Ob es meine Gesprächspartner hier im Achten Tag sind, Interviewgäste in Talkshows, Freunde nach Feierabend:
Es herrscht eine fast schon seltsam-einmütige Überzeugung, dass wir alle ganz schön privilegiert sind.
Diese Aussage erscheint mir dabei oft wie eine Art rhetorische Rechtsschutzversicherung – nach dem Motto:
Ja, ich gehöre zwar zu dieser Gruppe, der aktuell etwas in Ungnade Gefallenen, ja, ich bin Generation Babyboomer, weiß, wohlhabend, heterosexuell und männlich, aber indem ich von mir selbst sage, dass ich privilegiert bin, nehme ich diesen Verweis meinem Gegenüber zumindest mal weg.
Der Hinweis auf die eigene privilegierte Position ist wie der Disclaimer-Hinweis auf sich selbst.
Doch lassen Sie uns den Begriff Privileg einmal aufbrechen:
Unser heutiger Gast meint, dass gegenwärtig viel zu häufig und unbedacht von Privilegien gesprochen wird:
Wir alle wissen, dass dem Begriff in liberalen Demokratien etwas Anrüchiges anhaftet und trotzdem werde er zurzeit ausgedehnt bis zur Beliebigkeit, sagt der Autor und Kunsthistoriker Jörg Scheller.
Ein Vorwurf wiederhole sich immer wieder: privilegiert zu sein und damit eigentlich keine legitime Stimme in gesellschaftlichen Diskursen zu haben.
Das ist kein ganz einfaches Thema, aber eins, dem wir uns widmen sollten – auch um in unserer Diskurskultur keine derart sprachlose Polarisierung zu erleben, wie sie in den USA zu sehen ist.
Bei der Verleihung des Opus Klassik hielt der Rapper Danger Dan eine Laudatio auf einen der Gewinner, den Pianisten Igor Levit.
Beide Musiker verbindet ein freundschaftliches Engagement gegen Antisemitismus, Rassismus und Sexismus.
Nun hat das ZDF sich scheinbar bemüßigt gefühlt, einen klitzekleinen, wenn auch sehr relevanten Teil der Laudatio herauszuschneiden – man könnte auch sagen: zu zensieren.
Mehr im Achten Tag.
Michael Fanone war dabei.
Der Polizist und Ermittler für das Metropolitan Police Department war mittendrin als das passierte, was als Sturm aufs Kapitol in die Geschichte eingegangen ist.
Jetzt hat er ein Buch geschrieben, das gegen das Herunterspielen der Ereignisse vom 6. Januar 2021 aufbegehrt:
“Hold the line: The Insurrection and one Cop’s battle for America’s Soul”
Ein Buch, das noch lange nachwirken wird.
© Imago / Jack Gruber… ehrlicher Negativität.
Ich weiß nicht, ob Sie schon davon gehört haben, aber seit geraumer Zeit wird viel gesprochen über Toxic Positivity.
Optimismus ist prima.
Aber diese krampfhafte Suche nach dem einen, positiven, den stärkenden Aspekt in jedem noch so gigantischen Desaster ist auch ganz schön anstrengend.
Hören Sie im Achten Tag mein Plädoyer für gepflegte schlechte Laune und erfahren Sie, inwiefern der Begründer der Analytischen Psychologie Carl Gustav Jung schon Anfang des 20. Jahrhunderts vor Toxic Positivity gewarnt hat.
In Zeiten des Klimawandels und der Energieknappheit ist Verzicht das Gebot der Stunde, sagen Politiker, Aktivisten und Wissenschaftler. Der Neurowissenschaftler Dr. Henning Beck widerspricht. Derzeit ist er am Scene Grammar Lab der Universität Frankfurt tätig und unterstützt in seinen Beratungsprojekten Firmen dabei, moderne Arbeitswelten für die Post-Corona-Zeit zu entwickeln.
Er sagt: Wer das Verzichten zur gesellschaftlichen Zielvorstellung erhebt, habe die Grundzüge des menschlichen Denkens nicht verstanden.
Denn ein Tun ohne erkennbare Ergebnisse gehe an die emotionale Substanz und beraube uns der gesellschaftlichen Perspektive.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und freue mich, wenn wir uns im nächsten Achten Tag wieder begegnen.
Bis dahin – auf sehr, sehr bald.
Herzlichst
Ihre