ich begrüße Sie zu unserem Gesellschaftspodcast Der 8. Tag – schön, dass Sie dabei sind.
Herzlichen Glückwunsch uns allen – es ist Wochenende!
Was bisher geschah:
Lang lebe der Eisbergsalat: Der Daily Star hatte sich gefragt, wer sich wohl länger halten würde – ein Salatkopf oder Premierministerin Liz Truss im Amt. Das Ergebnis kennen wir seit dieser Woche. Liz Truss ist zurückgetreten und der Eisbergsalat hat bestätigt, was ich seit Langem schon über ihn vermute: Er schmeckt nach nichts, hält sich aber länger als jede andere biologisch abbaubare Materie. Spricht alles nicht so richtig für Liz Truss, aber auch nicht für den Genuss dieser Salatsorte.
Happy Birthday: Rapper Eminem ist diese Woche 50 Jahre alt geworden.
Es war warm: Berlin hat einen neuen Hitzerekord zu verzeichnen: 24,9 Grad an der Messstation Dahlem am Dienstag, 18. Oktober. Gebrochen wurde der alte Berliner Rekord für die zweite Oktoberhälfte von 23 Grad (erreicht 2007 und 2006).
Literaturpreis: Der Deutsche Buchpreis 2022 ging an Kim de l’Horizons Roman Blutbuch. Aus der Begründung: "Jeder Sprachversuch, von der plastischen Szene bis zum essayartigen Memoir, entfaltet eine Dringlichkeit und literarische Innovationskraft, von der sich die Jury provozieren und begeistern ließ."
Deutschland sonnte sich auch in dieser Woche in ausländisch-royalem Glamour: Die spanische Königin Letizia besuchte erst die Frankfurter Buchmesse – Spanien ist in diesem Jahre Ehrengastland – und eröffnete im Anschluss in Berlin eine Ausstellung im Palais Populaire Unter den Linden. Dort sind derzeit Werke von spanischen Künstlerinnen zu sehen.
Schauspieler Kevin Spacey ist freigesprochen: Spacey (63) habe den Schauspieler Anthony Rapp (50) im Jahr 1986 nicht sexuell belästigt, entschied die Jury am Donnerstag. Und es ist unmöglich, in den Bildern rund um den Zivilprozess nicht Francis Underwood zu sehen.
Und aus der Kategorie Neues vom Musk: Laut Washington Post plant Elon Musk nach einem Kauf der Plattform Twitter einen radikalen Stellenabbau – mehr als 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wären betroffen.
Lassen Sie uns heute über Neid und seine gesellschaftliche Variante Sozialneid sprechen.
Hat Deutschland ein Neid-Problem?
Vermag es diese Gesellschaft weniger als andere, erfolgreichen Menschen ihren Wohlstand zu gönnen? Und wenn ja, woran liegt das?
Über diese Fragen habe ich mit einem Mann gesprochen, der von sich behauptet, gänzlich frei von jeglichem Neidempfinden zu sein.
Vielleicht kennen Sie seine Bücher, vielleicht seine Radiosendung, ganz sicher kennen Sie seine Talkshow, die er mit Barbara Schöneberger moderiert:
© Imago / Stephan WallochaMit Hubertus Meyer-Burckhardt sprechen wir über den gehemmten Umgang mit Erfolg, die Kehrseite, nämlich die Schadenfreude, über Glück, Fleiß und über das protestantische Unvermögen, das Leben als Versuchslabor zu begreifen.
Und verstehen Sie mich bitte nicht falsch:
Ich persönlich mag Understatement. Und es geht nicht darum, sich US-amerikanische Verhältnisse für Deutschland zu wünschen. Niemand mag Angeber und Prahler.
Aber irgendwo dazwischen muss es einen Mittelweg geben.
Einen Weg, auf dem wir nicht nur protzen und prahlen, aber einer, auf dem wir vielleicht auch weniger vorsichtig sein dürfen, uns über Erfolge zu freuen.
Denn wenn es eine Sache gibt, die unschöner als Angeberei ist, dann ist es doch die Missgunst.
Kunstwerke mit Tomatensuppe beschmeißen, Autobahnen lahmlegen, Kuh-Milch im Supermarkt vergießen: Ich nenne es Guerilla-Aktivismus.
Umwelt-Aktivisten der Letzten Generation kleben sich auf Autobahnen fest und blockieren stundenlang den Verkehr – für eine bessere Welt.
Aktivisten der Gruppe Just Stop Oil bewerfen Van Goghs Sonnenblumen mit Dosensuppe – um auch während einer Vernissage ein Zeichen zu setzen, dessen Dringlichkeit nicht adäquat angekommen scheint.
Hören Sie im Achten Tag, weshalb ich die Anliegen hinter den Aktionen richtig und wichtig finde, in dieser Form des Protests aber einen zentralen Fehler sehe, den man kommunikationstheoretisch sehr schön mit dem Sender-Empfänger-Modell erklären kann.
Vor ziemlich genau 30 Jahren starb die Politikerin und Friedens-Ikone Petra Kelly unter noch immer rätselhaften Umständen.
Welche neue Doku-Serie nun aufwendigst recherchiert ihr Leben, ihre Ehe mit Ex-General Gert Bastian und ihren Tod beleuchtet, hören Sie im Achten Tag.
…der ASMR.
Die vier Buchstaben stehen für “Autonomous Sensory Meridian Response”.
Gemeint ist damit ein entspannendes, beruhigendes Gefühl, das sich vom Kopf aus über den ganzen Körper ausbreitet.
Was das mit Regentropfen zu tun hat und weshalb es Psychologen als "eine Art Orgasmus fürs Gehirn" beschreiben, hören Sie im Achten Tag.
Vier verlorene Landtagswahlen, sinkende Umfragewerte und eine wachsende Distanz zwischen einer krisengeschüttelten Wirtschaft und den Liberalen. Das politische Klima für Finanzminister Christian Lindner ist rau.
Der 43-Jährige Chefliberale ist persönlich auf dem Höhepunkt seiner Karriere, doch seine Partei steckt in der Krise.
Meine Kollegen Michael Bröcker und Rasmus Buchsteiner haben in den vergangenen Wochen den Minister beobachtet, mit Mitarbeitern in seinem Ministerium und mit FDP-Mitgliedern an der Basis gesprochen.
Ich empfehle Ihnen diese Analyse:
© The PioneerJe mehr wir uns unserer Sterblichkeit bewusst sind, umso besser können wir leben – würden Sie dem zustimmen?
Im Essay „Hoch lebe die Sterblichkeit“ umreiße ich das Motiv der Vergänglichkeit in Kunst und Kultur und frage mich, ob wir dem Thema Sterblichkeit einen adäquaten Platz in unserer Gesellschaft einräumen.
Gehört es zur Natur des Menschen, seinen Tod so lange zu ignorieren, bis er eintrifft? Oder ist es die säkularisierte Postmoderne, die den Einklang von Leben und Sterben verdrängt und uns die Endlichkeit alles Irdischen erfolgreich ignorieren lässt?
Wenn eine Gesellschaft dem Sterben und Trauern keinen Platz einräumt, muss sie scheitern beim Versuch, zweieinhalb Jahre Corona-Pandemie mit 152.000 Toten zu verarbeiten – von neuen Krisen und Kriegen ganz abgesehen.
Ein Essay, der sich zwar mit dem Tod beschäftigt, aber eine Ode an das (bewusste) Leben ist:
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und freue mich, wenn wir uns im nächsten Achten Tag wieder begegnen.
Bis dahin – auf sehr, sehr bald.
Herzlichst
Ihre