Wovon die russische Gesellschaft träumt
Russland-Experte Reinhard Krumm über einen anderen Freiheitsbegriff, der politische Teilhabe ausschließt
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Die russische Gesellschaft hat einen alten Traum – den Traum von Freiheit. Seit Peter dem Großen ist der russische Staat bereit, diesem Willen nach Selbstbestimmung und absoluter Freiheit, die auch über Gesetze und Regeln geht, stattzugeben – sofern politische Mitbestimmung ausgeschlossen bleibt. Ein spezieller Gesellschaftsvertrag, der die Bürgern einerseits in ein apolitisches Leben drängt, andererseits ihnen zumindest das Gefühl der Autarkie gibt. Doch hat diese Übereinkunft zwischen Staat und Bevölkerung auch dann noch Bestand, wenn sich der Alltag politisiert – etwa aktuell durch den Krieg gegen die Ukraine? Darüber spricht Alev Doğan mit Reinhard Krumm, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung im Baltikum, der für die Stiftung auch lange Jahre in Russland gelebt und gearbeitet hat. Der Anschein, dass sich die Gesellschaft widerstandslos vom Staat beherrschen lässt, sei falsch, so Krumm. In diesem Achten Tag öffnet er ein Fenster in die russische Gesellschaft und ihre Verfasstheit.