Plötzlich Freunde: Die beiden AfD-Spitzenpolitiker Alice Weidel und Maximilian Krah inszenierten sich überraschend geeint. Zu Beginn der konstituierenden Sitzung der AfD-Bundestagsfraktion umarmte Weidel den Bundestag-Neuling Krah und lies sich mit ihm fotografieren. Krah habe das, ebenso wie viele andere in der Partei, überrascht, wie The Pioneer hört.
Aufnahme statt Ausschluss: Im Vorfeld gab es das Gerücht, das wirtschaftsliberale Lager um Weidel plane, der Aufnahme von Krah und der des rechtsradikalen Provokateurs Matthias Helferich (Selbstbezeichnung: „das freundliche Gesicht des NS") in der Fraktion zu widersprechen.
Kurz vor der Sitzung dann die Kehrtwende: Krah sei am Abend vor der Sitzung aus Weidels Büro persönlich informiert worden, dass man ihn aufnehmen werde. So wurde das Thema im Vorfeld abgeräumt. Ohne womöglich hitzige Diskussion in der ersten Fraktionssitzung, ohne Kampfabstimmung, die für einen Ausschluss nötig wäre. Wie schon beim Parteitag Anfang Januar inszeniert sich Weidel so wiederholt geeint mit dem rechtsnationalen Teil der Partei. Damals hatte Weidel erstmals die Remigrations-Losung des rechtsnationalen Lagers in der AfD übernommen.
Trotzdem sieben Gegenstimmen: Das Duo Weidel und Tino Chrupalla hat offenbar von dem Schulterschluss profitiert und wurde mit 95 Prozent im Amt der Fraktionsvorsitzenden wiedergewählt – ein wesentlich besserer Wert als in der Vergangenheit. Dennoch stimmten von den 144 abgegebenen Stimmen insgesamt sieben gegen die beiden. Es gab zwei Enthaltungen.
Krah gibt sich betont moderat. Uns sagt er, er wolle sich als Neuling erst einmal einfinden und inhaltlich im Europaausschuss des Bundestages mitarbeiten.
Konflikt auch persönlich: Dass Weidel und Krah, der sich in der Vergangenheit öfter auch despektierlich über das andere Geschlecht äußerte, sich eigentlich nicht leiden können, ist in der Partei ein offenes Geheimnis. Spätestens nachdem Krah im Europawahlkampf im vergangenen Jahr mit seinen verharmlosenden Äußerungen zur SS einen Bruch zwischen den französischen Rechtspopulisten um Marine Le Pen und der AfD verursachte, kam es zum offenen Konflikt zwischen den beiden AfD-Spitzenpolitikern.