Bundestagswahlkampf

Friedrich Merz allein zu Haus

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Friedrich Merz und seine Partei müssen sich nicht mehr nur links-grünen, sondern nun auch verstärkt konservativen Kräften erwehren. Ein veränderter medialer Resonanzraum bringt dabei die einst unumstößliche Dominanz der Union ins Wanken. Eine Analyse von Michael Inacker.

Es ist Bundestagswahlkampf – und die Zeit einfacher Antworten. Geliefert von Agenturen, die weder ein Gefühl für die Komplexität gesellschaftlicher Veränderungen noch für die wirklich tektonischen Strategieverschiebungen haben. Die CDU ist derzeit dabei, in dramatischer Form das Gewinner-Momentum und ihre sicher geglaubte Dominanz zu verspielen.

Denn erstmals in ihrer Geschichte stehen die CDU und ihr Kanzlerkandidat Friedrich Merz nicht unter Druck von Links-Grün, sondern von Rechts.

Mindestens muss die Union einen doppelten Lager-Wahlkampf führen. Oder präziser: einen Zweifrontenkrieg.

Die CDU-Wahlkampfstrategen im Konrad-Adenauer-Haus und ein überforderter Generalsekretär glauben zwar, sie müssten nur die SPD klein und die Grünen auf Distanz halten – und fertig ist die unionsgeführte neue Bundesregierung. Aber die AfD im Verbund mit einer immer größer werdenden Zahl von Sympathie-Influencern und einer Gruppe (ja, es gibt sie noch) wirklich konservativer Unionsanhänger (früher nannte man sie Stammwähler) machen aus dem bürgerlichen Riesen Merz einen getriebenen Wahrnehmungszwerg.

Merz und seine CDU dachten, sie müssen Grüne und SPD nur mit Liebe erdrücken und dann funktioniert der Weg ins Kanzleramt wie ein Spaziergang.

Nach Rechts hat man die Brandmauer errichtet und diese ist so hoch, dass niemand über sie hinwegkommt. Auseinandersetzen muss sich die CDU deshalb nur mit linksgrünen Sozialismus-Strategien, die man aber leicht als industrie- und wirtschaftsfeindlich abwerten kann. So kommen dann auch Aussagen von Merz zustande, es sei egal, wer im Wirtschaftsministerium sitzt, denn wenn man sich vorher auf einen Koalitionsvertrag verständigt habe, könne er sich auch vorstellen, mit Habeck zu regieren. Schon kursieren Aussagen, dass, wer Merz wählt, Habeck bekommt.

Ein Skorpion in der Union: Sie nennen ihn Söder!

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Veröffentlicht in Machtwechsel von Dagmar RosenfeldRobin Alexander.

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Für die AfD bedeutet dies, dass sie einerseits locker über die CDU-Brandmauer springen kann und gleichzeitig über eine immer größere Zahl an Influencern verfügt, die auf Social Media längst mehr Meinung machen als der mediale Mainstream links-grüner Provenienz. Das mag man bedauern. Es ändert aber leider nichts an der Wirkungsmacht einer veränderten Medienarchitektur.

Hier soll niemand in einen Topf geworfen werden und es wäre unfair und undifferenziert einen Dieter Nuhr mit der „Jungen Freiheit“ gleichzusetzen. Nuhr ist ein Geschenk für die Lebendigkeit unseres öffentlichen Diskurses und unserer Demokratie. Hier geht es zunächst einfach darum, festzustellen, dass die medialen Einflusszonen „nicht-linker“ Medienplattformen sich deutlich vergrößert haben.

Wenn man die Zahlen von Sendungen und Digital-Kanälen wie „Nius“, „Oli investiert“, Roger Köppels „Weltwoche Daily“, „Politikversagen“, „Demokratisch Denken“ oder auch „WELT TV“ sowie „Tichy’s Einblick“ in einer groben Überschlagsrechnung addiert, kommt man schnell auf eine Reichweite von Nutzern/Lesern von vier bis fünf Millionen Menschen.

Hier entsteht ein konservativer Resonanzraum, den Merz und seine Kommunikationsspezialisten bislang nicht wahrgenommen haben und die die CDU/CSU von rechts und aus „konservativer“ Sicht angreifen. Und das ist sogar für Merz noch gefährlicher, da er doch als der „konservative“ Widersacher von der wandelnden Mitte-Merkel galt.

Das gemeinsame, große bürgerlich-konservative Dach über der Volkspartei CDU/CSU wird brüchig: So wird die Union zerrissen zwischen ihren „Atlantikern“ und Nato-Befürwortern einerseits und den Russland-Verstehern andererseits. Eine Partei, zu deren Markenkern die „Westbindung“ gehört, die auf den Schultern Helmut Kohls und Konrad Adenauers steht, macht jetzt gemeinsame Sache mit den Neutralisten und Ost-Bindungs-Vertretern des BSW.

Merz hat es nicht einfach – aber wenn er seine Wahlkampfstrategie nicht grundlegend ändert, erlebt die Partei ein zweites Laschet-Trauma. Merz' Parteifreund, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, legt hier inhaltlich den Finger in die richtige Wunde. Sein Problem: Niemand nimmt ihm die Uneigennützigkeit ab. Es ist halt er wieder, der Söder.

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Veröffentlicht von Gabor Steingart.

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