{"data":{},"content":[{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Das beste Beispiel sind vielleicht Reiswaffeln. „Reiswaffeln sind ein leckerer, knuspriger Snack, der aus gepufftem Reis hergestellt wird“, sagt die Google-KI und, das muss man so sagen, lügt. Knusprig, ja, aus gepufftem Reis, ja, aber lecker?","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Reiswaffeln sind der Snack einer Gesellschaft, die den Genuss verlernt hat. Oder zumindest versucht, ihn sich abzutrainieren. Reiswaffeln schmecken im besten Fall nach nichts und im schlechtesten Fall nach süßer Luft, die uns schadenfroh ins Gedächtnis ruft, was uns eigentlich schmecken würde. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Die Reiswaffel will eine Süßigkeit sein, ist aber eine staubig-klebrige Traurigkeit, die nach einem Tag an der Luft nicht anders schmeckt als Schuhsohle. Ihr einziger Existenzzweck ist, dass man eigentlich gern etwas anderes essen würde, etwas nämlich, das schmeckt. Das zu essen, wir aber aus ästhetischen Gründen (die Figur) oder gesundheitlichen Gründen (der Blutzucker) unterlassen. Wir sehnen uns nach Sachertorte und greifen nach der Reiswaffel. Und verkaufen uns das als zivilisatorischen Fortschritt.","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{"target":{"metadata":{"tags":[],"concepts":[]},"sys":{"id":"4TWc0tP97cpq7AQqfJM802","type":"Entry","createdAt":"2025-04-19T21:41:04.722Z","updatedAt":"2025-04-19T21:41:04.722Z","publishedVersion":4,"revision":1,"contentType":{"sys":{"type":"Link","linkType":"ContentType","id":"imageWithMeta"}},"locale":"de"},"fields":{"id":"SW1hZ2VXaXRoTWV0YS00VFdjMHRQOTdjcHE3QVFxZkpNODAyX19fMzIzMjE3ZjY0M2MzZTNmMWZlNzUzMmU3MmFjMDFiYjA3NDhjOTdiZQ","url":"//image-service.thepioneer.de/show/mj324dykhxwi/6gAOeDgQ1LseTknoVjlLlD/39f7a6981e004c2b177da08e30652b16/59822300.jpeg","preview":"","width":5831,"height":4738,"assetId":"6gAOeDgQ1LseTknoVjlLlD","link":null,"copyright":"dpa","title":"Die Reiswaffel","caption":"Die Reiswaffel","description":"","alt":"Die Reiswaffel","fileSize":7784135,"contentType":"image/jpeg"}}},"content":[],"nodeType":"embedded-entry-block"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[{"type":"bold"}],"value":"Wie ist das passiert?","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":" Wie konnten wir von Datteln und Feigen, Beeren und Birnen, von Torten und Petit-Fours kommend bei Reiswaffeln landen?","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Nun, vermutlich, weil die hochentwickelte Welt in Genuss-Fragen vom Pfad abgekommen ist. Alle „achten auf ihre Gesundheit“, womit sie meinen, dass sie auf Diät sind, aber Diät sagt heutzutage kein Mensch mehr, weil es so streng und nach Verzicht klingt. Der moderne Mensch möchte aber nicht als streng gelten und verzichten tut er schonmal gar nicht (das tun schließlich nur die Grünen). Der moderne Mensch lebt einfach ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"italic"}],"value":"bewusst","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":". Bewusst auf Diät, aber erlauben wir uns ein wenig Nachsicht. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Alles, was uns „nicht gut tut“ streichen wir konsequent aus unserem Leben: Alkohol, raffinierten Zucker, Weißmehl, den toxischen Onkel. Und wer raucht, der wird so gut es geht aus jedem Zentimeter öffentlichen Raum verbannt, denn der scheint ja mal gar nichts verstanden zu haben. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Doch ein ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":"Leben, das sich allein dem Vernünftigen, dem Richtigen und Gesunden widmet, ist ein Leben ","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[{"type":"italic"}],"value":"light","nodeType":"text"},{"data":{},"marks":[],"value":". Dass wir immer mehr in die Rationalisierung unserer selbst investieren ohne, dass es einen Aufschrei gibt, hängt sicherlich auch damit zusammen, dass es dem (kapitalistischen) System nutzt. Wir werden produktiver und verursachen weniger Schaden. ","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"},{"data":{},"content":[{"data":{},"marks":[],"value":"Allerdings liegt in der weiteren Optimierung unseres Lebens auch eine Gefahr – nicht nur für Lebensfreude, sondern auch für Demokratie.","nodeType":"text"}],"nodeType":"paragraph"}],"nodeType":"document"}