Aufstand der Mediziner

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Guten Morgen,

die Berufsgruppe der Politiker und die der Schulpädagogen und Jugendmediziner sind dabei, sich zu entkoppeln. Derweil Angela Merkel und die CDU ihre wichtigste Wählergruppe, die Senioren, fest im Blick haben und auf strikte Einhaltung und bei Bedarf auch Verschärfung der Corona-Regeln drängen, baut sich an den Schulen und in den Kinderkliniken Widerstand auf.

Die Politik von Lockdown, Home-Office und staatlich verordnetem Maskenball findet bei den Älteren, und hier insbesondere im CDU/CSU-Klientel, ihre größte Unterstützung. Die Merkel-CDU meldet ein Allzeit-Hoch. Der „kollektive Vorruhestand“ und das „Entschleunigungsparadies” der Pandemie, so der Psychologe und Marktforscher Stephan Grünewald, der Chef des Rheingold Instituts für qualitative Markt- und Medienanalyse, wird in diesen Kreisen durchaus mit Gefühlen der Behaglichkeit begleitet.

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Die Jugend aber denkt und fühlt anders. Der zunehmend autoritäre Auftritt des Staates, der mitmilfe von Ordnungsamt, Zugbegleitern, Polizei und Lehrkörpern seine Corona-Regeln – Maske tragen, Abstandhalten, Hygiene beachten – durchsetzen will, wird hier mit stillem Befremden und offener Ablehnung verfolgt. Immer häufiger kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, die den Beginn einer neuen Jugendkultur bedeuten könnten.

Unterstützung bekommen die Jugendlichen, die sich in ihrem Drang zum Liebesexperiment so wie überhaupt zur Erforschung der Welt behindert fühlen, von Experten aller Couleur:

Für den Ärzteverband Marburger Bund ist eine Maskenpflicht im Schulunterricht eine Schikane. Die Bundesvorsitzende Susanne Johna sagt:

Wenn alle auf ihren Plätzen sitzen und Abstand sichergestellt ist, macht das Tragen von Masken während der Unterrichtsstunden überhaupt keinen Sinn.

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Kritik kommt auch von der Bundesschülerkonferenz. Pressesprecher Torben Krauß sagt:

Den ganzen Tag über im warmen Klassenraum bei sommerlichen Temperaturen eine Maske zu tragen ist eher eine Zumutung als guter Infektionsschutz.

Prof. Wolfgang Kölfen, Chefarzt an der Klinik für Kinder und Jugendliche der Städtischen Kliniken Mönchengladbach, pflichtet im Morning Briefing Podcast Interview bei:

Selbst wenn man glaubt, dass die Maske da etwas bringt, dann muss man natürlich verlangen, dass auch die Lehrer eine aufziehen. Man kann ja nicht von den Schülern verlangen, dass sie eine aufziehen und die Lehrer nicht. Alle Untersuchungen zeigen ja, dass eher der Lehrer die Schüler ansteckt, nicht umgekehrt.

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Der Experte bezweifelt, dass von Kindern und Jugendlichen eine erhöhte Gefahr ausgeht und verweist auf die niedrigen Fallzahlen schwerer Erkrankung:

Alle Untersuchungen weisen darauf hin, dass Kinder und Jugendliche nicht die Spreader sind, die infizieren. Es sind die Erwachsenen.

In Deutschland sind 200 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren bisher im Register gemeldet, dass sie mit Covid erkrankt waren. Es gibt – nach einer RKI-Statistik – drei Todesfälle unter 20 Jahren in Deutschland. Wir reden also über etwas, was extrem selten ist.

Der Mediziner kommt zu einem harten, aber eindeutigen Urteil:

Diese Corona-Politik ist ein Irrweg in Bezug auf unsere Zukunft.

Die Regeln sind nicht mehr überzeugend.

Fazit: Bevor die Kanzlerin und die 16 Ministerpräsidenten am Donnerstag die Verschärfung der Corona-Regeln beschließen, sollten die Berufspolitiker, überwiegend Juristen, Steuerberater, Politikwissenschaftler und Soziologen vielleicht den Praktikern eine Chance geben. Die Kulturtechnik, die in solchen Schicksalsfragen hilfreich sein kann, ist die des Zuhörens. Der Reim des Schweizer Autors Gottfried Keller gehört im goldenen Rahmen über jeden Politiker-Schreibtisch:

Mehr zu hören, als zu reden – solches lehrt uns die Natur: Sie versah uns mit zwei Ohren, doch mit einer Zunge nur.

Vielleicht steckt ja in der Idee vom Zuhören bereits die Kraft zu einer besseren Politik. Bodo Hombach hat vor Jahren - damals für das „Handelsblatt“ - einen Essay unter der Überschrift „Zuhören – eine Wiederentdeckung“ verfasst. Dort heißt es:

Das bloße Sprechen schließt die Türen. Neugieriges Zuhören öffnet sie wieder. Es zwingt auch den Meinungsgegner zu freiwilliger Selbstkontrolle. Zuhören ist mehr als listige Strategie. Es ist praktizierter Respekt vor der Sichtweise des Anderen. Beide erleben sich als Person. Beide machen eine atemberaubende Entdeckung: Das Gegenteil der Wahrheit ist auch nicht ganz falsch.

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Alexej Nawalny, einer der bekanntesten Widersacher von Kremlchef Wladimir Putin, wurde vergiftet. Das teilte die Berliner Charité mit. Darauf wiesen klinische Befunde hin. Der Gesundheitszustand Nawalnys sei ernst, es bestehe aber keine akute Lebensgefahr mehr. Der Mann liegt weiter im Koma.

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Die Bundesregierung rief Moskau dazu auf, die Geschehnisse rund um den führenden Kopf der liberalen Opposition aufzuklären. Kanzlerin Angela Merkel und Außenminister Heiko Maas forderten in einer gemeinsamen Erklärung:

Angesichts der herausgehobenen Rolle von Herrn Nawalny in der politischen Opposition in Russland sind die dortigen Behörden nun dringlich aufgerufen, diese Tat bis ins Letzte aufzuklären – und das in voller Transparenz.

Die Verantwortlichen „müssen ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden“.

Der Name von Russlands Präsident Wladimir Putin wird in der Erklärung nicht erwähnt. Die Kanzlerin wollte diplomatisch und nicht tollkühn sein.

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Zweieinhalb Monate vor der Wahl in den USA haben die Republikaner US-Präsident Donald Trump formell als ihren Präsidentschaftskandidaten nominiert. Zum Abschluss der weitgehend virtuellen Veranstaltung will der 74-Jährige am Donnerstag mit einer Rede im Weißen Haus die Nominierung annehmen.

Kellyanne Conway, eine von Trumps hochrangigsten Beraterinnen, reichte derweil ihre Demission ein. Sie kündigte ihren Rückzug aus dem Weißen Haus zum Ende des Monats an - aus privaten Gründen:

Fürs Erste und für meine geliebten Kinder wird es weniger Drama und mehr Mama geben.

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Der Grund ist offensichtlich. Im Hause Conway geht es drunter und drüber. Die 15-jährige Tochter setzte via Twitter einen Hilferuf der besonderen Art ab:

Der Job meiner Mutter hat mein Leben ruiniert.

Es geht nur um Geld und Ruhm.

Außerdem bat sie die demokratische Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez, sie zu adoptieren, was die Mutter durchaus als vorsätzliche Demütigung verstehen darf. Gemessen am offiziellen Familienbild der Republikaner liefert dieses Drama alternative Fakten.

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Ob Friedrich Merz diesmal siegreich sein wird, weiß keiner. Aber was wir wissen ist dieses: Der Mann ist tapfer.

Im Jahr 2002 knöpfte ihm die damals gerade 48-jährige CDU-Chefin Angela Merkel die Führung der Unionsfraktion ab. Merz stolperte, aber er fiel nicht.

Am 7. Dezember 2018 wählte der CDU-Parteitag Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen Vorsitzenden. Merz schluckte, aber blieb stehen.

Nun tritt der fast 65-Jährige erneut an, um den Parteivorsitz und später dann die Kanzlerschaft zu erringen. Gestern Abend heizte er beim „Ständehaus Treff“ der „Rheinischen Post“ in Düsseldorf vor 500 Gästen im Fußballstadion „Merkur Spiel-Arena” seinen Fans ein:

Warum soll es bei der Wahl zum Parteivorsitzenden einvernehmlich zugehen, wenn wir drei Bewerber haben, die sich redlich und offen um die Führung der Partei bemühen. Wir sind doch nicht in der DDR.

Die Politikchefin der „Rheinischen Post“ Eva Quadbeck war dabei. Im Morning Briefing Podcast fasst sie das Geschehen pointiert zusammen.

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Die schätzungsweise 7000 Lobbyisten in der Hauptstadt sind in Sorge. Ihre Tätigkeit, die per definitionem in den Hinterzimmern der Republik stattfindet, soll ins Scheinwerferlicht gerückt werden.

Die Koalitionsfraktionen von Union und SPD haben als Antwort auf die Lobbyaffäre rund um den CDU-Abgeordneten Philipp Amthor einen Gesetzentwurf für ein Lobbyregister vorgelegt. Es soll eine Art Schwarze Liste der Interessenvertretung werden.

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In die öffentlich einsehbare Liste müssen sich demnach alle Organisationen und Unternehmen eintragen, die in den Büros der Bundestagsabgeordneten oder auf den Parlamentsfluren unterwegs sind. Auch ihre jährlichen Lobbyausgaben möchte der Staat nun wissen. Wer nicht mitzieht, dem drohen Ordnungsgelder bis zu 50.000 Euro.

Meinen Kollegen vom Newsletter „Hauptstadt. Das Briefing“ liegt exklusiv der Gesetzentwurf vor. Auf ThePioneer.de/briefings können Sie sich für den Newsletter anmelden – und bequem den Gesetzentwurf herunterladen. Lobbyisten: Hört die Signale!

Ein chinesisches Sprichwort lautet:

Die Hand, die du nicht abhacken kannst, sollst du schütteln.

Das weiß auch Mathias Müller von Blumencron, der als Chefredakteur die digitale Transformation des „Tagesspiegel“ zu meistern hat. Ein gutes Verhältnis zu Google kann also nicht schaden, sagt er sich. Der „Tagesspiegel“ ist eines der wenigen Medien, die zukünftig Geld dafür bekommen, dass ihre Inhalte bei Google News verlinkt werden. Blumencron wirbt um Verständnis:

Google ist ein machtvoller Konzern, der das Vermarktungsgeschäft geradezu aufgesogen hat. Mit einem Krieg gegen Google gewinnen wir nichts.

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Das Zitat entstammt einem ausführlichen Interview mit dem „Medieninsider“. Das ist ein neues Digitalangebot des ehemaligen Morning-Briefing-Redakteurs Marvin Schade, der mit seinem eigenen Start-up den digitalen Wandel der Medienindustrie journalistisch begleiten möchte.

Wir verfolgen den unternehmerischen Schritt nicht ohne Stolz: Hier fühlte sich ein junger Kollege erkennbar inspiriert, selbst etwas zu wagen. So wurde er vom Follower zum Pionier. Respekt, Marvin. Wir wünschen zum Start von „Medieninsider“ alles erdenklich Gute.

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Man sieht es ihr nicht an, gerade deshalb traue ich mich, es zu erwähnen: Claudia Schiffer feiert heute Geburtstag – und zwar ihren 50. Erst der sanfte Druck von Mutter Gudrun, die ihre schüchterne Tochter bei einem Modelscout anmeldete und schließlich nach Paris bugsierte, öffnete die Tür zum späteren Weltruhm. So gesehen ist heute auch Muttertag.

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Auf über 1000 Titelseiten hat es Claudia Schiffer geschafft. Sie war nie so wild wie Kate Moss, nie so schwierig wie Naomi Campell, und so offen und locker wie Cindy Crawford war sie auch nicht. Aber: Sie verband – und das war für die Modewelt eine Premiere – die makellose Schönheit einer Ikone mit der Bescheidenheit einer Kapuziner-Nonne. Claudia Schiffer strahlte dadurch von allen Seiten: Sie war außen und innen schön.

Wir gratulieren ehrfürchtig zum Geburtstag und wünschen ihr und Ihnen einen beschwingten Tag. Es grüßt Sie herzlichst Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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