das Ergebnis der neuen Allensbach-Führungskräfte-Befragung fällt kurz vor dem CDU-Krönungsparteitag für alle Bewerber wenig schmeichelhaft aus.
Im Wettbewerb um den CDU-Vorsitz, so Allensbach-Chefin Dr. Renate Köcher, verfügt keiner der drei Kandidaten über einen breiten Rückhalt der deutschen Führungskräfte.
Derweil in den Chefetagen der Unternehmen der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz vorn liegt, wünschen sich die politischen Eliten Armin Laschet an der Parteispitze. Merz landet bei ihnen nur auf dem dritten Platz.
© dpaGesundheitsminister Jens Spahn kandidiert nach bisheriger Planung der Parteitagsregie nicht für den Vorsitz, sondern nur für den Vize-Posten. Aber Köcher war umsichtig genug, auch seine Chancen taxieren zu lassen. Das Resultat dürfte Spahn nicht erheitern.
In den Chefetagen der Unternehmen sehen ihn nur 20 Prozent gerne an der CDU-Spitze. Sein Rückhalt bei den politischen Würdenträgern, also bei Bürgermeistern, Behördenleitern und Ministern aller Couleur, ist nochmal deutlich geringer. Allensbach sagt: marginal.
Die Kanzlerpräferenzen der Eliten wurden von den Demoskopen ebenfalls ergründet. Demnach ist Scholz bei den Wirtschaftseliten durchgefallen. Gegen Scholz würde die Wirtschaft Markus Söder von der CSU vorziehen, aber auch ein Kanzler Merz, Laschet und Röttgen wäre den Managern und Unternehmern recht. Alles, nur nicht Scholz: So ließe sich das Ergebnis zusammenfassen.
Eine Infografik mit dem Titel: Kanzler-Kampf: Scholz vs. Söder
Antworten von 517 Führungsspitzen aus Wirtschaft und Politik auf die Frage: „Wen würden Sie als Bundeskanzler vorziehen?”, in Prozent*
Eine Infografik mit dem Titel: Kanzler-Kampf: Scholz vs. Merz
Antworten von 517 Führungsspitzen aus Wirtschaft und Politik auf die Frage: „Wen würden Sie als Bundeskanzler vorziehen?”, in Prozent*
Eine Infografik mit dem Titel: Kanzler-Kampf: Scholz vs. Laschet
Antworten von 517 Führungsspitzen aus Wirtschaft und Politik auf die Frage: „Wen würden Sie als Bundeskanzler vorziehen?”, in Prozent*
Das bedeutet: Der Hamburger Sozialdemokrat kann die Schmidt-Freunde und Schröder-Fans in der Wirtschaft nicht für sich mobilisieren.
Am härtesten schlägt die Allensbach-Umfrage allerdings bei der FDP ins Kontor. Die deutschen Eliten rechnen mit einer schwarz-grünen Koalition und schlimmer noch für die FDP: Sie wünschen sich diese sogar. Zum ersten Mal seit Bestehen des Führungskräfte-Panels führt die Farbkombination Schwarz-Grün die Liste der Wunschkoalitionen an. 75 Prozent der Befragten wünschen sich expressis verbis keine Koalition von Union und FDP, was einem Misstrauensantrag für Christian Linder gleichkommt. Ausgerechnet seine Kernzielgruppe, die Elite, lehnt ihn ab.
© dpaZum Vergleich: Vor vier Jahren hatten 65 Prozent der befragten Eliten einer Koalition der Union mit der FDP den Vorzug gegeben. Für Renate Köcher ist diese Trendumkehr die Quittung für die Verweigerung der FDP nach der Wahl 2017, als Lindner mit CDU/CSU und Grünen keinen Koalitionsvertrag schließen wollte. Lieber gar nicht als schlecht regieren, lautete sein damaliges Diktum.
Für das Elite-Panel hat Allensbach 112 Politiker befragt, darunter 20 Minister oder Ministerpräsidenten; aus der Wirtschaft wurden 357 Personen, darunter 100 Vorstände befragt; 48 Befragte des Panels stammen aus der Leitung von Bundes- oder Landesbehörden. Den Auftrag für diese traditionsreiche Umfrage erteilten „FAZ“ und „Capital“.
Fazit: Wir sollten dem CDU-Parteitag nicht vorgreifen. Dort allerdings muss dann die Vielzahl der Daten und Stimmungen von den 1001 Delegierten zu einem Resultat verdichtet werden. Deutschlands zur Zeit einzige kanzlerfähige Partei darf die Machtfrage nicht nur behandeln, sondern muss sie entscheiden.
Als hätte es Norbert Röttgen geahnt, stellte er sich gestern öffentlich gegen eine Koalition von Union mit der FDP. Er sagte der „Augsburger Allgemeinen“:
Die FDP hat ein historisches Versagen zu verantworten, indem sie sich nach zwei großen Koalitionen einem neuen Anfang und der Regierungsverantwortung verweigert hat.
Auf eine Partei, die mal Lust hat zu regieren und dann wieder nicht, kann man sich nicht verlassen.
Laschet dagegen sprang der FDP, mit der er in NRW regiert, bei. Ein Jamaika-Bündnis mit Grünen und FDP sei ihm lieber als Schwarz-Grün.
© dpaDenn wir brauchen auch ein Korrektiv. Deshalb wünsche ich mir für die Bundestagswahl eine starke FDP.
Ausnahmsweise liegt Merz dicht bei Laschet. Die Delegierten werden beide Positionen zu bewerten haben.
Von der FDP-Bundestagsabgeordneten Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Mitglied im Bundesvorstand der Liberalen, wollte ich wissen, was sie von dieser Kritik hält. Im Morning Briefing Podcast sagt sie:
Ich bin erstaunt, dass er so spricht. Das ist wie ein Pferd, das ausschlägt. Der, der gerade vorbeikommt, kriegt’s dann ab.
Sie verteidigt den damaligen Abbruch der Jamaika-Gespräche im Jahr 2017:
Man wollte gewissermaßen in ein schwarz-grünes Bett springen und die Liberalen sollten das Bett beziehen.
Für eine Regierungsbeteiligung ihrer Partei nennt sie die Wiederherstellung der Grundrechte:
Wir haben das beste Grundgesetz der Welt, wir sind gerade dabei, bei dieser Bundesregierung mit CDU und SPD diese Grundrechte sukzessive außer Kraft zu setzen. Gerade in diesem Kontext wäre eine liberale Partei von großer Bedeutung. Zumal die Grünen sich ja bei diesem Entzug der Grundrechte beteiligen.
Wir müssen aufpassen, dass wir in dem Aktionismus, der jetzt herrscht, diese Grundrechte nicht zerstören.
Fazit: Der Wähler wird, bei allem verständlichen Unmut, sich zweimal überlegen, ob er Stimmen wie diese zum Verstummen bringt.
Eine Infografik mit dem Titel: Langer Weg zur Normalität
Impffortschritt in der Gesamtbevölkerung Deutschland, in Prozent
Die „Börsen-Zeitung” bringt in ihrer heutigen Ausgabe das Impfdebakel der Bundesregierung auf den Punkt:
Israel ist Impf-Weltmeister: Etwas mehr als drei Wochen nach dem Auftakt der Kampagne hat das Land mehr als ein Fünftel der Bevölkerung mit einer ersten Schutzimpfung versehen. Bis Ende März sollen es drei Fünftel sein, womit das Land gute Chancen hat, schon im Frühjahr Herdenimmunität zu erreichen. In Deutschland, wo die Impfungen eine Woche später begannen, verfügt nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung über einen Teilschutz gegen Corona.
Der Wellenbrecher-Lockdown bricht die Welle nicht. Das ist die Lage am heutigen Morgen:
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 25.164 Neuinfektionen und 1244 weitere Todesfälle in den vergangenen 24 Stunden.
Um eine Entwicklung wie in Großbritannien zu vermeiden, wo eine wahrscheinlich deutlich ansteckendere Variante des Virus zu einem enormen Anstieg von Neuinfektionen geführt hatte, beschloss das Kabinett gestern eine Verordnung, die strengere Regeln für Corona-Tests bei Einreisen aus Risikogebieten vorsieht.
Eine Infografik mit dem Titel: Deutschlands Impfkarte
Bisher verabreichte Impfdosen in den Bundesländern, Impfdosen je 100 Einwohner und verabreichte Impfungen insgesamt
Die Impfmisere hat die FDP aufgeweckt: „Die Logistik und das Tempo sind beschämend“, sagte FDP-Chef Christian Lindner im Bundestag. Der Impfstart sei verstolpert worden.
Bedürftige sollen in Bayern kostenlos FFP2-Schutzmasken zur Verfügung gestellt bekommen, insgesamt voraussichtlich 2,5 Millionen Stück. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder an. Damit will die Staatsregierung Härten abfedern, wenn vom kommenden Montag an eine FFP2-Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen gilt.
Die heimische digitale Wirtschaft hat sich von den negativen Folgen der Pandemie schneller erholt als die Wirtschaft insgesamt. So schrumpfte der Umsatz mit Produkten und Dienstleistungen der Unternehmen im Segment der Informationstechnologien 2020 nur um 0,6 Prozent auf knapp 170 Milliarden Euro, während andere Branchen teilweise zweistellige Verluste verzeichneten.
Die Kollegen vom Hauptstadt-Team gehen der Frage nach, welche Vorteile Geimpfte genießen sollten, wenn sie immun sind. Fällt der Grund für die Einschränkungen der Freiheit weg – die Ansteckungsgefahr – muss dann nicht auch die Einschränkung selbst abgebaut werden? Diese Position setzt sich zusehends auch bei Politikern von Union und SPD durch.
Nun soll ein Sonderausschuss im Bundestag die ethisch heikle Frage behandeln.
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Im Morning Briefing Podcast unterhalte ich mich mit dem Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Dr. Andreas Gassen über die Corona-Pandemie und die weiter sehr hohen Todeszahlen. Seine Aussagen verdichten sich zu einem Programm, das für Linderung sorgen könnte:
Eine ideale Begleitung wäre jetzt die Impfung, wie man es in Israel sieht.
Lockdown und parallel dazu impfen: Das bekommen wir im Moment mangels Impfstoffmenge noch nicht hin. Diese Rettung in der Pandemie kommt, aber erst in ein paar Monaten.
Eine Infografik mit dem Titel: Der Impfstoff kommt
Ausgelieferte und geplante Impfdosen von Biontech und Moderna für alle Bundesländer bis Ende Februar 2021
Wir glauben schon, dass man den Schutz der Altenheime an dieser Stelle weiter verstärken muss. Das hat man in der Vergangenheit wenig gemacht.
FFP2-Masken im Personennahverkehr, wenn man den überhaupt noch nutzen will, ist sicherlich das Minimum.
Seine Kritik an den jüngst beschlossenen Maßnahmen ist eindeutig:
Es gibt Maßnahmen, wo man sich fragen kann: Was sollen die nun wirklich bringen? Nehmen Sie den 15-Kilometer-Radius, wenn die Inzidenz hoch ist. Bei einer hohen Inzidenz in Berlin könnten Sie damit immer noch einen Bereich abfahren, in dem vier Millionen Menschen leben. Wenn Sie in der Uckermark leben, können 15 Kilometer die Entfernung zum Bäcker sein. Das sind Maßnahmen, die versteht kaum noch einer.
Showtime in Washington: Zum zweiten Mal tun die Demokraten so, als könnten sie Donald Trump des Amtes entheben. Die Abgeordneten des Repräsentantenhauses stimmten gestern Abend mit 232 zu 197 Stimmen für die Eröffnung des Amtsenthebungsverfahrens. Auch zehn Republikaner waren dafür, ihren Parteikollegen aus dem Amt zu entfernen.
© dpaDoch die finale Entscheidung über eine Amtsenthebung fällt im Senat, der anderen Kongresskammer. Dort wäre eine Zweidrittel-Mehrheit nötig. Dafür müssten sich weit mehr als ein Dutzend republikanische Senatoren auf die Seite der Demokraten schlagen. Darauf deutet nichts hin. Am 20. Januar legt Nachfolger Joe Biden ohnehin den Amtseid ab.
Nach wie vor besteht in vielen großen Firmen Nachholbedarf, wenn es um den Frauenanteil in den Chefetagen geht. Das berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf den „Faktencheck Vorstandsstrukturen 2021“ der Managementberatung Horváth & Partners. Der Faktencheck der Gesellschaften im Dax, MDax, SDax und TecDax zeigt, welche Rolle Frauen derzeit in den Führungsetagen spielen und in welchen Bereichen der Veränderungsbedarf besonders groß ist.
© dpaLaut der Studie gibt es in den 169 börsennotierten deutschen Unternehmen derzeit 734 Vorstandsposten. Gerade mal 86 davon sind mit einer Frau besetzt, was einem Anteil von zwölf Prozent entspricht. In gut 60 Prozent der betroffenen Unternehmen ist bisher gar keine Frau im Vorstand. Die meisten weiblichen Vorstände gibt es im Finanzressort mit 24 Vorständinnen, gefolgt vom Personalressort mit 22.
Besonders selten leiten Frauen den Vorstand eines Unternehmens: In den großen börsennotierten Unternehmen agieren nur sechs als Vorstandsvorsitzende. Als Bereichsvorstände mit direkter Verantwortung für Geschäftseinheiten lassen sich aktuell ebenfalls nur sechs Frauen finden. Zum Vergleich: In der gleichen Position arbeiten 117 männliche Kollegen.
Fazit: Der Fortschritt in dieser Frage ist eine Schnecke. Der fortgesetzte Ausschluss von Frauen aus der Führung von Europas wichtigster Volkswirtschaft bedeutet die größte Verschwendung von Kreativpotenzial seit Erfindung dieses Wortes. Es wäre dem Land bekömmlicher, der Fortschritt würde sich in einen Geparden verwandeln.
Ich wünsche Ihnen einen erkenntnisreichen Start in den Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste
Ihr