China isoliert sich

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Guten Morgen,

wenn alles gesagt ist, folgt das große Schweigen. Das ist so in Konfliktpartnerschaften und auch zwischen rivalisierenden Nationen: Nach der polarisierten kommt womöglich die verstummte Gesellschaft.

Die Rede ist von der Beziehung zwischen China und den USA, die man mittlerweile als ruiniert betrachten kann. Die Abwendung Chinas hat vor der Pandemie begonnen und sich seither beschleunigt fortgesetzt. Das Reich der Mitte ist kommunikativ an den Rand gerückt.

Staatspräsident Xi © dpa

Weder zum G-7-Treffen noch zum Klimagipfel ist Staatspräsident Xi erschienen: kein Anschluss unter dieser Nummer. „China befindet sich auf dem Weg in die Selbstisolation“, schreibt der außenpolitische Analyst Gideon Rachman in der Financial Times.

Donald Trump © dpa

Die Angriffe und Ausgrenzungsversuche in den Jahren von Präsident Donald Trump haben der chinesischen KP in die Karten gespielt. Die Politik der wirtschaftlichen Öffnung und Liberalisierung, die einst Deng Xiaoping, Richard Nixon und Henry Kissinger Ende der 1970er Jahre starteten, barg immer auch unkalkulierbare politische Risiken für die Chinesen. Viele im Westen hofften auf die Konvergenz der Systeme nach dem Motto der Willy Brandtschen Entspannungspolitik: ‘Wandel durch Handel.’

Heute ist in der Tat ein Wandel zu besichtigen, aber ein Wandel, der weg führt vom Westen:

  • Ausländer oder chinesische Staatsbürger, die in das Land einreisen, müssen für mindestens zwei Wochen unter strenge Quarantäne gestellt werden. Zusätzliche Kontrollen gelten, wenn sie nach Peking einreisen, wo die Führung residiert.

Joe Biden und Xi Jinping © dpa

  • Xi selbst hat China seit fast zwei Jahren nicht mehr verlassen. Das letzte Mal, dass er einen ausländischen Staatschef persönlich gesehen hat, war bei einem Treffen mit dem pakistanischen Präsidenten in Peking im März 2020. Xis bevorstehendes Gipfeltreffen mit Präsident Joe Biden wird per Videoübertragung stattfinden.

  • Diese Politik der Selbstisolation begann lange vor der Pandemie mit der Kampagne Made in China 2025, die einheimische Technologie und Produktion fördert.

  • Derweil Amerika 750.000 Corona-Tote zu beklagen hat, wurden in China von der WHO nur 5.700 Tote registriert. Das System in Peking wertet diese Differenz als Zeichen der eigenen moralischen Überlegenheit: Die Amerikaner sprechen von Menschenrechten und wir sind es, die unsere Leute beschützen.

Menschen stehen vor einem Gesundheitszentrum Schlange © dpa

Für das friedliche Miteinander auf dem Planeten sendet die Selbstisolation Chinas kein gutes Zeichen. Nicht wenige Experten unterstellen, dass der verweigerte Dialog die Vorstufe militärischer Aggression sein könnte. Das neue China strebt nach Dominanz. Rana Mitter, Professor für chinesische Geschichte an der Oxford Universität, sagt:

Geschlossene Grenzen führen zu verschlossenen Köpfen.

Eine Infografik mit dem Titel: Xi versus Biden

Bruttoinlandsprodukt (PPP), Rüstungsausgaben, Bevölkerungszahl, Durchschnittseinkommen, Coronatote in den USA und China im Vergleich, Marktkapitalisierung der Börse in New York City und Shanghai, sowie Güterexport

Helge Braun © dpa

Endlich kommt Bewegung in die Hängepartie um den CDU Vorsitz: Nach Recherchen der Pioneer-Politikredaktion sondiert Kanzleramtsminister Helge Braun die Chancen einer Kandidatur. Es geht ihm darum, Friedrich Merz ein Team aus der Mitte der Partei entgegenzusetzen. Das bestätigten der Redaktion mehrere Parteifunktionäre. Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier soll dazu geraten haben. Am Freitag trifft sich der Landesvorstand der Hessen-CDU zu einer Sondersitzung. Helge Braun ist Hesse.

CDU-Vize und Abgeordnete aus Cloppenburg: Silvia Breher. © imago

Zu den angeblichen Unterstützern gehören liberale CDU-Politikerinnen wie Karin Prien, Silvia Breher und Nadine Schön. Breher und Prien wurden auch von Mitgliedern des Teams Merz angesprochen, ob sie die Bewerbung des Wirtschaftspolitikers unterstützen. Angeblich favorisieren die Genannten aber eine Kandidatur von Braun. Das Team, das intern von manchem als „Weißer Ritter“ bezeichnet wird, wolle verhindern, „dass uns Merz zur Schlachtbank führt“, sagte ein Unterstützer.

Skulpturen Love Hate der Künstlerin Mia Florentine Weiss © imago

Die Concept- und Performance-Künstlerin Mia Florentine Weiss befindet sich derzeit in Washington D.C., wo ihre Love/Hate-Skulptur unweit des Weißen Hauses aufgestellt und feierlich der Öffentlichkeit übergeben wurde.

Sigmar Gabriel © Anne Hufnagl

Auch Ex-Vizekanzler und Außenminister Sigmar Gabriel, der Vorsitzende des American Council to Germany und ehemalige amerikanische Botschafter John B. Emerson sowie die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli waren mit einer der ersten Lufthansa-Maschinen in die USA geflogen.

Die Kongressfrau und Chefin des Woodrow Wilson Center Jane Harman sagte:

Diese Skulptur strahlt Magie aus. Sie gehört eigentlich zwischen die Reihen von Republikanern und Demokraten im Kongress. Sie ist das Symbol dafür, wie viel effektiver wir sein könnten, wenn wir aufhörten zu hassen.

Der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel lieferte seine Interpretation der Skulptur:

Für mich ist Love/Hate das Symbol für Europa. Wir waren in der Lage, bitteren Hass und Feindschaft in Freundschaft und Liebe zu verwandeln. Mit ein bisschen Hilfe der Amerikaner war es möglich, vom Massenmord in Ausschwitz nach Brüssel zu gelangen - in weniger als einer Generation. Deshalb ist diese Skulptur ein großartiges Beispiel für das, was Menschen erreichen können, wenn sie nur wollen.

Klick aufs Bild führt zur Podcast-Page

Die Skulptur, gefertigt aus Stahl, ist fünf Meter breit und drei Meter hoch. Sie steht für die gespaltene Gesellschaft, die durch Selbstreflexion und Dialog eben diese Spaltung überwinden könne. Im Morning Briefing Podcast sagt die Künstlerin:

Den Satz ‚Mr. Gorbatschow, tear down this wall‛ von Ronald Reagan sollten wir auf der ganzen Welt hinausschreien, damit er tatsächlich Wirklichkeit wird. Wir brauchen den Perspektivwechsel.

 © Peter Lueders

Ihre Interpretation der Skulptur fasst sie in einem poetischen Satz zusammen:

Take your broken heart and turn it into art.

Und zitiert anschließend ein selbstverfasstes Gedicht aus Jugendtagen:

I am art, says my heart. I am a born idea and that's why I am here.

Nach der Rückkehr von Mia Florentine Weiss aus den USA würde ich sie und unsere Pioneers gerne zu einer abendlichen Reflexion auf die PioneerOne einladen. Am 20. Januar von 18.00 bis 20.00 Uhr. Wenn Sie interessiert sind, notieren Sie sich diesen Termin, weitere Informationen folgen im Januar. Ich freue mich jetzt schon auf Sie – und auf die Künstlerin.

Mia Florentine Weiss © Anne Hufnagl

"Herr Scholz, wo sind Sie eigentlich? Das ist Ihr Job!"

Wir brauchen jetzt keine Diskussion über die 'epidemische Lage nationaler Tragweite', sondern Handeln, Kommunikation und Führung. Ein Kommentar von Michael Bröcker.

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Veröffentlicht in Hauptstadt – Das Briefing von Michael Bröcker .

Video mit der Laufzeit von

Biontech-Gründer Özlem Türeci und Uğur Şahin © dpa

Im dritten Quartal 2021 erwirtschaftet der Corona-Impfstoffhersteller BioNTech einen Nettogewinn von 3,2 Milliarden Euro. Dabei stieg der Umsatz um den Faktor 100 auf 6,1 Milliarden Euro gegenüber 67 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Das macht BioNTech zu dem mit Abstand ertragreichsten deutschen Pharmaunternehmen in diesem Jahr.

Für 2021 wird mit Erlösen von 16 bis 17 Milliarden Euro gerechnet, damit wurde die Prognose von 15,9 Milliarden angehoben. Dieses Jahr will das Unternehmen 2,7 bis 3 Milliarden Dosen des Covid-Vakzins herstellen. Für das nächste Jahr ist eine Steigerung der Produktionskapazität auf vier Milliarden Dosen geplant.

Nicht nur für die Anleger (obwohl die Börse kurzfristig enttäuscht reagierte) sind das gute Nachrichten, auch die Stadt Mainz zählt zu den Profiteuren: Sie kann sich über 1 Milliarde Euro zusätzliche Steuereinnahmen freuen. Mainz dürfte durch die Einnahmen bis 2022 schuldenfrei werden - vorausgesetzt der Oberbürgermeister geht nicht gleich in die Vollen.

Eine Infografik mit dem Titel: BioNTech: Enttäuschte Erwartung

Kursverlauf der Biontech-Aktie seit Jahresbeginn, in Euro

Werner Baumann © Anne Hufnagl

Bayer verbuchte im dritten Quartal ein Umsatzplus von 14,3 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal. Für das gesamte Geschäftsjahr wird ein Umsatz von 43 Milliarden Euro erwartet. Der Betriebsgewinn (Ebitda) vor Sondereinflüssen legte um mehr als 16 Prozent auf 2 Milliarden Euro zu. Analysten hatten im Schnitt mit 1,94 Milliarden Euro gerechnet - und reagierten entsprechend beglückt.

Zum Ende des Jahres verlässt das langjährige Vorstandsmitglied Liam Condon, Chef des Agrargeschäfts und einer der Architekten des Monsanto-Deals, das Unternehmen – und zwar vorzeitig. Die dauernden Negativ-Schlagzeilen, vor allem aber die fehlerhafte juristische Einschätzung der Risiken des Deals, geht auch auf sein Konto.

Eine Infografik mit dem Titel: Pharma: Die deutsche Hitparade

Die größten deutschen Pharmaunternehmen nach Marktkapitalisierung, in Milliarden Euro

Klick aufs Bild führt zur aktuellen Ausgabe

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Munich Re, Nikolaus von Bomhard © dpa

Die Munich RE verzeichnet einen Nettogewinn von 366 Millionen Euro im dritten Quartal und kommt so auf 2,1 Milliarden Euro für die ersten neun Monate. Die hohen Ausgaben für Schäden der Naturkatastrophen, alleine 1,2 Milliarden Euro für Hurrikan „Ida“ in den USA und 600 Millionen Euro für das Jahrhunderthochwasser in Deutschland, konnten mit hohen Gewinnen bei Kapitalgeschäften ausgeglichen werden. Oder anders ausgedrückt: DAX und Dow Jones stiegen schneller als das Weltklima.

Man hält an dem selbst gesteckten Ziel von 2,8 Milliarden Euro Nettogewinn im Jahr 2021 fest. Es gilt das Motto aller Rückversicherer: Extremwetter sind Teil des Geschäftsmodells. Solange die Prämien schneller steigen als die Schäden.

 © smb

Die aktuelle Lage am Morgen:

  • Die Corona-Inzidenz in Deutschland steigt weiter exponentiell und hat mit 213,7 ein neues Allzeithoch seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht.

Eine Infografik mit dem Titel: 7-Tage-Inzidenz mit neuem Allzeithoch

Zeitlicher Verlauf der 7-Tage-Inzidenz in Deutschland seit Juni 2020, Angaben je 100.000 Einwohner

  • Auch in den Krankenhäusern verschärft sich die Situation zunehmend. Wegen der hohen Zahl an Covid-19-Patienten sagt die Berliner Charité alle planbaren Eingriffe ab.

  • Am Donnerstag wird im Bundestag ein Gesetzentwurf der Ampel-Fraktionen beraten. Demnach sollen 3G am Arbeitsplatz und kostenlose Tests kommen. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt: „Die erste Ampel-Entscheidung riskiert bereits ein Corona-Chaos.“

Verena Bentele © dpa

  • Auch die Präsidentin des Sozialverbands VDK Deutschlands, Verena Bentele, ist kritisch eingestellt:

Es ist fahrlässig, dass die Ampel-Koalition-Parteien offenbar ebenso wie zuvor Bund und Länder auf eine einheitliche Regelung verzichten wollen.

  • Einige Bundesländer verschärfen die Corona-Regeln: In Bayern gilt 3G für den Arbeitsplatz und für den Sport und die Kultur sogar 2G.

  • Hessen verlangt von Veranstaltungsteilnehmern ab Donnerstag einen aktuellen PCR-Test, wenn sie nicht geimpft oder genesen sind.

  • Der Berliner Senat wird diese Woche ein Gesetz beschließen. Nach Plänen der Landesregierung sollen nur noch vollständig geimpfte und an Covid-genesene Menschen an weiten Teilen des öffentlichen Lebens teilnehmen können.

Joshua Kimmich © dpa

  • Auch geimpfte Profisportler sind vor Covid-19 nicht sicher. Der deutsche Nationalspieler Niklas Süle wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Er und vier weitere Akteure, die als Kontaktpersonen gelten, müssen das Trainingslager verlassen. Darunter auch Joshua Kimmich, der mit seiner Impfskepsis für Aufregung sorgte.

Das Ringen der Ampel-Partner

Jetzt müssen die Chefs ran. Die Ampel ringt in zentralen Fragen um Kompromisse. Eine Übersicht.

Briefing lesen

Veröffentlicht in Hauptstadt – Das Briefing von Michael Bröcker Gordon Repinski .

Briefing

Joe Kaeser © Anne Hufnagl

Konglomerate können vieles gut, aber nur weniges, was künftig wichtig ist, sagte Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser und vollzog daraufhin die radikale Neuorganisation des Traditionsunternehmens:

Heute sind wesentliche Teile des Geschäftes in eigenständigen Unternehmen wie Siemens Healthineers und Siemens Mobility organisiert. Das Energiegeschäft wurde im Jahr 2020 abgespalten, in die eigenständige Siemens Energy AG überführt und wird nicht mehr von der Siemens AG konsolidiert.

Der amerikanische Erz Rivale GE hat sich die Münchner zum Vorbild genommen. Das Unternehmen mit 174.000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 75 Milliarden Dollar (einst von Manager-Legende Jack Welch geführt) werde zukünftig in Form von drei unabhängigen Sparten an der Börse gelistet sein, teilte Konzernchef Lawrence Culp gestern mit.

Jack Welch  © imago

Die Aufspaltung sieht vor, dass GE Renewable Energy, GE Power und GE Digital eine Einheit bilden – GE Healthcare sowie die Luftfahrtsparte jeweils eine weitere. Der Schritt soll der Heilsbringer für eine Schuldensenkung, eine bessere operative Performance sowie nachhaltiges Wachstum sein. Was Kaeser bereits im Juli vergangenen Jahres betonte, formuliert Culp nun so:

Indem wir jeden dieser Bereiche als unabhängiges Unternehmen führen, können wir deren volles Potenzial ausschöpfen.

Wenn es im Wirtschaftsleben fair ginge, müsste der GE-Boss noch heute Morgen eine Lizenzgebühr an Joe Kaeser überweisen. Er hat dessen Idee nicht geklaut, nur kopiert.

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 © dpa

Das Unbehagen an der Gegenwart ist das bestimmende Gefühl dieser Tage. Das Gegengift dafür scheint die Nostalgie.

Thomas Gottschalk © Anne Hufnagl

  • Das ZDF lieferte mit dem Revival der Kult-Sendung Wetten, dass..?“ am Samstagabend einen Quotenhit.

  • ProSieben-Altstar Stefan Raab, der heute nur noch hinter der Kamera steht, versucht es dem ZDF mit einer Rückkehr der Sendung „TV-Total“ gleichzutun.

Stefan Raab © dpa
  • Die CDU schickt sich an, fast zwanzig Jahre nach seiner Demission als Fraktionschef und nach zwei erfolglosen Anläufen für den Parteivorsitz, es doch nochmal mit Friedrich Merz zu versuchen.

Friedrich Merz © Anne Hufnagl

  • In Großbritannien möchte Finanzminister Rishi Sunakis ein zwei Millionen Pfund teures Beatles-Museum in Liverpool bauen, um weitere Touristen in die Stadt zu locken.

Paul McCartney © dpa

Wären doch alle Nostalgiker so schlau wie Paul McCartney: Der verwies darauf, dass Liverpool bereits zwei Beatles Museen besitzt und es deshalb genug sei mit dem Nostalgie-Wahn:

Ich glaube, sie könnten das Geld auch für etwas anderes ausgeben.

Andererseits: Wir sollten die bundesdeutsche Nostalgie-Gesellschaft nicht verdammen und auch nicht belächeln. Während die Zukunft oft ängstigt, strömt das Vergangene meist wohlige Gefühle aus. Oder um es mit der französischen Schriftstellerin Colette zu sagen:

Was für ein herrliches Leben hatte ich! Ich wünschte nur, ich hätte es früher bemerkt.

Ich wünsche Ihnen einen beschwingten Start in den neuen Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste

Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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