Das Duell: Laschet vs. Söder, Teil 2

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Guten Morgen,

Armin Laschet hat Markus Söder besiegt, aber nicht erledigt. Er hat die CSU in ihrem Machtanspruch begrenzt, aber nicht befriedet. Mit dem Ergebnis: Die CDU träumt vom Bundeskanzleramt, die CSU von Revanche.

Wenn Laschet heute vor dem CSU-Vorstand und den CSU-Bundestagsabgeordneten im bayerischen Kloster Seeon auftritt, wird erneut Maß genommen. Ein politisches Scharmützel ist nicht ausgeschlossen. An immerhin drei innerparteilichen Frontabschnitten stehen sich die Infanterie des Armin Laschet und das „Freikorps Markus Söder“ unversöhnlich gegenüber:

1. Laschet will eine Wahlkampagne, die sich nicht nach Kampagne anfühlt: sachlich, seriös, ohne täglich beim Publikum einen erhöhten Pulsschlag auszulösen. Die CSU, in Gestalt ihres Berliner Horchpostens Alexander Dobrindt, fordert hingegen eine „extreme Mobilisierung“, also einen Wahlkampf mit Pauken und Trompeten, der auch vor dem Werfen von Knallfröschen nicht zurückschreckt.

2. Laschet möchte insbesondere bei der Steuerpolitik sowohl der SPD als auch den Grünen keine Angriffsfläche bieten, weshalb er auch seiner Stammklientel keine Steuersenkung verspricht. Er fürchtet den rot-grünen Gerechtigkeitswahlkampf. Deshalb sagt er:

Grundbotschaft ist: keine Steuererleichterung im Moment. Dazu haben wir nicht das Geld.

Armin Laschet © dpa

Die CSU dagegen würde zumindest Steuererleichterungen für den Mittelstand gerne ins Schaufenster stellen, schon aus Sorge, diese Klientel könnte bei den Liberalen einkehren. Söders Fanfare zur Begrüßung des CDU-Vorsitzenden nachher in Kloster Seeon: Die Entlastung von Mittelstand und Handwerk sei für ihn und seine Getreuen „eine Top-Priorität“.

Markus Söder © dpa

3. Laschet will, auch mit Rücksicht auf Friedrich Merz und die traditionelle Wirtschaftskompetenz der Union, den Sozialstaat vorerst nicht weiter expandieren. Die CSU dagegen drängt Laschet, eine erweiterte Mütterrente zu versprechen und damit erneut einen Milliardenscheck ohne jede Deckung auszustellen. Das glaubt die CSU dem S im Parteinamen schuldig zu sein.

Markus Söder im Karneval © dpa

Fazit: CDU und CSU würden sich selbst den größten Gefallen tun, wenn sie in den Wochen bis zur Wahl ihre nicht vorhandene Geschlossenheit demonstrierten. Wenn die nicht in echt zu haben ist, dann doch wenigstens als Inszenierung. Das offen ausgetragene Duell zwischen Machtmensch und Realpolitiker wäre auch nach der Bundestagswahl noch eine schöne Attraktion. Oder um es mit Heinrich Heine zu sagen:

Es gibt nichts Stilleres als eine geladene Kanone.

Eine Infografik mit dem Titel: Die Ära Merkel

Umfragewerte bzw. Wahlergebnisse der Union seit der Bundestagswahl 2005, in Prozent

Norbert Lammert © dpa

Norbert Lammert, der ehemalige Präsident des Bundestages und heutige Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, beschreibt im Morning Briefing-Podcast die veränderte Debattenkultur in Deutschland. Er kann ihr auch Positives abgewinnen:

Die Digitalisierung hat das Informationsverhalten und auch das Urteilsvermögen unserer Gesellschaft nachhaltig verändert. Unter mancherlei Gesichtspunkten ist das eine Errungenschaft.

Doch Lammert wäre nicht Lammert, wenn er nicht auch kritische Anmerkungen zu machen hätte:

Durch die Fülle der Informationen nutzen die Plattformen Algorithmen, die auffallende Informationen mit Vorrang anzeigen: besonders laut, besonders falsch, besonders beleidigend.

Klick aufs Bild führt zur Podcast-Page

Dieser digitale Filter, und da potenziert sich das Problem, strahlt von den neuen auch zu den traditionellen Medien hinüber:

Das schleicht sich zunehmend auch bei den konventionellen Medien ein: Der Trend zur verknappten statt zur ausführlichen Information, zur Zuspitzung statt zur Ausbalancierung nimmt ständig zu.

Auf die Frage, was er sich für die politische Auseinandersetzung in diesem Wahlkampf wünscht, antwortet Lammert:

Die Auseinandersetzung mit unterscheidbaren Alternativen, zwischen denen dann entschieden werden muss – aber zurückhaltend in der Tonlage.

Fazit: Einmal Bundestagspräsident, immer Bundestagspräsident. Norbert Lammert hat den Parteipolitiker in sich abgestreift. Er denkt, fühlt und verkörpert das, was man das Gemeinwohl nennt.

Norbert Lammert © dpa
In diesen 3 Punkten müssen die Grünen dringend besser werden

Platzt der Traum vom Kanzleramt? Ein Kommentar des Vize-Chefredakteurs Gordon Repinski.

Video ansehen

Veröffentlicht in Hauptstadt – Das Briefing von Gordon Repinski .

Video mit der Laufzeit von

Wahlkampf der AfD © dpa

Der Bundesverband der AfD erteilt der eigenen Basis Unterricht in Sachen Wahlkampf. Ein 76-seitiger Leitfaden erklärt den Wahlkreis-Kandidaten, wie sie in der Öffentlichkeit optisch und sprachlich auftreten sollen. Kostprobe:

Es ist besser, sich zu rasieren und nicht mit fettigen Haaren zu erscheinen.

Ihre Fotos hängen im Sommer in der Öffentlichkeit. Winterblässe wirkt dann beim Betrachter unbewusst schnell ungesund. Versuchen Sie, in den Tagen vor Ihren Fotoaufnahmen ein wenig, aber nicht zu viel, Sonne zu bekommen.

Ein Gespräch im Straßenwahlkampf ließe sich „mit einem Lächeln“ und einem geistreichen Spruch initiieren:

Wir würden Ihnen gerne Ihre Bauchschmerzen bei der kommenden Bundestagswahl nehmen! Rezeptfrei und ohne Nebenwirkungen. Hätten Sie Interesse?

Ist der Passant erst einmal stehen geblieben, darf sprachlich nachgelegt werden:

Verwenden Sie ‚Triggerwörter‘: Es gibt eine Vielzahl polarisierender Vokabeln, die, richtig eingesetzt, sofort gute Reichweiten versprechen. Kopftuch, Merkel, Masken-Skandal u. v. m.

Und wer sich im Online-Wahlkampf engagiert, sollte auch in der Hitze des Gefechts die eine Grundregel stets beherzigen:

Niemals mit Alkohol soziale Netzwerke bedienen.

Christine Lagarde © imago

Die Europäische Zentralbank hat den Weg zum digitalen Euro offiziell eingeschlagen. Am gestrigen Mittwoch einigte sich der EZB-Rat, das höchste Gremium, auf Eckpunkte der neuen Währung:

  • EZB-Chefin Christine Lagarde betont, dass der digitale Euro das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen soll.

  • Wie Bargeld wäre auch die Digitalwährung eine Forderung gegenüber der Zentralbank, die als ausfallsicher gilt.

  • Oberste Priorität sei die Privatsphäre, sowie die Vermeidung von Risiken für die Bürger, die Finanzbranche und die Wirtschaft als Ganzes.

  • Man müsse innerhalb des neuen „digitalen Ökosystems“ noch ein Geschäftsmodell für bestehende Banken und Finanzdienstleister entwickeln.

Lagarde erklärt die Vision für den digitalen Euro:

Mit unserer Arbeit wollen wir sicherstellen, dass Bürger und Unternehmen auch im digitalen Zeitalter Zugang zur sichersten Form des Geldes, dem Zentralbankgeld, haben.

Oder anders ausgedrückt: Die EZB wertet das Aufkommen der Kryptowährungen und auch die Initiativen von Facebook und anderen zur Schaffung eines privaten Geldes als das, was sie sind: als Bedrohung.

1969 Reloaded: Das langersehnte private Rennen ins All

Außerdem im Interview: Serien-Gründer und Spac-Sponsor Roman Kirsch in der Startup-Edition.

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Veröffentlicht in Tech Briefing Business Class Edition von Christoph KeeseLena Waltle.

Podcast mit der Laufzeit von

Larry Summers © dpa

Die amtliche Gelassenheit der Fed und dessen Chef Jerome Powell („Die Inflation wird vorübergehen.“) trifft angesichts der mittlerweile auf 5,4 Prozent gegenüber 0,6 Prozent im Juni 2020 gestiegenen Geldentwertung in den USA auf massive Gegenwehr.

Larry Summers machte den Anfang: „Diese Zahlen und die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt und das Verhalten der Immobilienmärkte und der Vermögenspreise steigen alle in einer besorgniserregenderen Weise, als ich vor ein paar Monaten befürchtet habe“, sagte der ehemalige Wirtschaftsberater von Barack Obama in einem Interview am Dienstag. Und weiter:

Das erhöht meinen Grad der Besorgnis über ein wirtschaftliches Überhitzungsszenario.

Gestern folgte BlackRock-Chef Larry Fink. In einem Interview mit CNBC betonte er, dass die steigende Inflation ihm große Sorgen bereite. Er widersprach dem Fed-Chef:

Ich glaube nicht, dass die Inflation vorübergehend sein wird.

Fazit: Das ist die Debatte, die geführt werden muss. Gesucht werden: Der deutsche Larry Summers und der deutsche Larry Fink.

Larry Fink © imago
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  • Delta-Variante dominiert: Laut einem Bericht des Robert Koch-Instituts macht die Delta-Variante mittlerweile 74 Prozent der Fälle in Deutschland aus.

  • Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prognostiziert, dass die Delta-Variante ab August in Europa bei 90 Prozent liegen könnte. Um sich vor der Mutation zu schützen, sei eine zweite Impfung dringlichst erforderlich.

  • Die Corona-Pandemie hat die größte humanitäre Krise seit der Nachkriegszeit ausgelöst, sagt die Dachorganisation Caritas International. Die Zahl der Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen, habe sich von 2019 zu 2020 mehr als verdoppelt.

  • Eine Impfpflicht für Pfleger in Heimen wird auch in England eingeführt. Damit folgen die Engländer dem Beispiel von Frankreich und Griechenland.

  • Mindestens 1000 Corona-Infizierte nach Musikfestival in Utrecht: In den Niederlanden wurden die Corona-Maßnahmen vor zwei Wochen gelockert und Großveranstaltungen wieder erlaubt. Der Veranstalter des Festivals erklärte, sich an die vorgeschriebenen Corona-Maßnahmen gehalten zu haben.

Florian von der Mülbe © dpa

Vier CureVac-Vorstandsmitglieder haben schon im Juni einen Großteil ihrer Aktien für insgesamt rund 39 Millionen Euro verkauft. Das ist brisant, weil zu diesem Zeitpunkt der Öffentlichkeit noch kein finaler Befund bezüglich der Zulassung des Vakzins vorlag. Intern vermutlich schon.

Da die Tübinger Firma, an der der Bund mit 16 Prozent beteiligt ist, seit August 2020 in den USA börsennotiert ist, mussten die Vorstandsmitglieder den Verkauf ihrer Aktienpakete dort melden. Aus einem Bericht der US-Börsenaufsicht SEC geht hervor, wie die Manager Kasse machten, bevor die Aktie im Juni erneut einbrach, als die unbefriedigende Endauswertung der Studie veröffentlicht wurde:

  • Mitgründer und ehemaliger Vorstand Florian von der Mülbe verkaufte 46 Prozent seiner Aktien für einen Gegenwert von 33,7 Millionen Dollar.

  • Chief Technology Officer Mariola Fotin-Mleczek verkaufte 99 Prozent ihrer Aktien des Unternehmens für 1,4 Millionen Dollar.

  • Ebenfalls 99 Prozent ihrer Aktien verkaufte Chief Development Officer Ulrike Gnad-Vogt für 1,4 Millionen Dollar.

  • Finanzvorstand Pierre Kemula stieß rund 93 Prozent seiner Anteile für rund 2 Millionen Dollar ab.

Fazit: Dieses Verhalten hat mit den Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns nichts gemein. Der Miteigentümer Staat ist begründungspflichtig. Peter Altmaier: bitte ermitteln!

Eine Infografik mit dem Titel: Die falsche Hoffnung

Kursverlauf der Aktie von CureVac seit dem 14. August 2020, in Euro

Stehen die US-Konzerne über dem Gesetz?

Wie können US-Unternehmen, die sich im Ausland ungesetzlich verhalten, sanktioniert werden?

Artikel lesen

Veröffentlicht in The Pioneer Expert von Joseph E. Stiglitz.

Artikel

 © dpa

Der Aktienkurs von Apple machte gestern erneut einen beachtlichen Sprung und notierte im Nasdaq-Handel zeitweise 2,36 Prozent höher. Das wertvollste Unternehmen der Welt steigerte seine Marktkapitalisierung auf 2,04 Billionen Euro (2,48 Billionen US-Dollar). Die aktuelle Kursentwicklung hat folgende Gründe:

  • Laut Insider-Informationen hat das Unternehmen seine Zulieferer gebeten, bis zu 90 Millionen iPhones der nächsten Generation in diesem Jahr zu bauen. Das wäre ein deutlicher Anstieg gegenüber den iPhone-Auslieferungen in den zurückliegenden Jahren. Bisher hat das Unternehmen von der Markteinführung eines Geräts bis zum Ende des Jahres ein konstantes Niveau von rund 75 Millionen Einheiten gehalten.

Tim Cook © dpa
  • Die neue Prognose für 2021 lässt darauf schließen, dass das Unternehmen angesichts der steigenden Impfquote mit einer höheren Nachfrage beim neuen iPhone-Launch rechnet.

  • Ein weiterer Grund für den prognostizierten höheren Verkauf sind auch die Sanktionen gegen den Konkurrenten Huawei, so eine weitere Person, die mit der Strategie vertraut ist.

  • Der anhaltende Chipmangel wird sich voraussichtlich nicht auf die Produktion auswirken, wie einige Insider sagten.

Fazit: Die Apple-Erfolgsgeschichte geht weiter. Steve Jobs ist verstorben, aber sein Unternehmergeist lebt.

Eine Infografik mit dem Titel: Apple legt zu

Kursverlauf der Apple-Aktie seit dem 7. Juli 2021, in US-Dollar

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Wo war die Religion während Corona?

Alev Doğan spricht mit Pastor Bernd Schwarze

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Veröffentlicht in Der 8. Tag von Alev Doğan.

Podcast mit der Laufzeit von

Wenn Gesundheit die neue Religion ist, dann sind die Virologen die neuen Geistlichen. Aber was wurde aus den traditionellen Pfarrern und Pastoren? Welche Rolle spielt der christliche Glaube noch in unserem Leben?

Diese Fragen bespricht meine Kollegin Alev Doğan mit dem Leiter der Kultur- und Universitätskirche St. Petri in Lübeck, Pastor Dr. Bernd Schwarze, in ihrem Podcast „Der 8. Tag“.

Der Mann Gottes ist auch ein Mann der Selbstkritik:

Ich glaube, dass die Religion in vielerlei Hinsicht verstummt ist. Sie hat verlernt, Menschen so anzusprechen, dass sie gehört wird.

Ich kann Ihnen dieses anregende Gespräch nur empfehlen. Es geht um Wege, Religion neu zu erzählen und Glaube anders zu definieren. Oder um es mit Kurt Tucholsky zu sagen:

Ein skeptischer Katholik ist mir lieber als ein gläubiger Atheist.

Ich wünsche Ihnen einen lebensfrohen Start in den neuen Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste

Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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