alles kann man heutzutage kaufen, sogar einen Wirtschaftsaufschwung.
In Zeiten der Pandemie ist dieser allerdings doppelt teuer, denn die wahre Wirtschaft, in der echte Menschen für real existierende Kunden handgreifliche Güter produzieren, kommt nur mühsam aus ihrer depressiven Phase:
Die meisten Volkswirte rechnen damit, dass die heimische Wirtschaft erst 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird.
Für das Gesamtjahr 2020 geht die Regierung von einem BIP-Rückgang von 5,8 Prozent aus. Es wäre der schwerste Wirtschaftseinbruch in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Derweil die Mediziner eifrig nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus fahnden, glauben die Ökonomen der Europäischen Zentralbank (EZB) das richtige Aufbaupräparat für die europäische Volkswirtschaft gefunden zu haben: das aus dem Nichts geschöpfte Notenbankgeld.
Anfang Juni hatte die EZB im Kampf gegen die Pandemie ihr am 18. März 2020 beschlossenes Kaufprogramm PEPP um 600 Milliarden Euro auf nun 1,35 Billionen Euro fast verdoppelt. Die Experten dürfen demnach bis Mitte 2021 Aktien und Anleihen vom Markt kaufen, die dort sonst nur schwer verkäuflich wären.
Eine Infografik mit dem Titel: EZB im Kaufrausch
Volumen der gehaltenen Vermögenswerte aus Anleihen und Aktien, in Milliarden Euro
Das Geld, das es bis zum Kaufakt gar nicht gab, wird in wechselnder Dosis in den Kreislauf injiziert.
In der Woche bis vergangenen Mittwoch erwarben die EZB und die angeschlossenen 19 Notenbanken Papiere im Wert von 22,1 Milliarden Euro.
In der Vorwoche belief sich das Volumen auf 15 Milliarden Euro.
Mitte Juli lag das wöchentliche Volumen sogar bei 27,2 Milliarden Euro, was wiederum gemessen an der Mai-Injektion, als die EZB und ihre europäischen Partner 40 Milliarden Euro in den Geldkreislauf schossen, noch als moderat zu bezeichnen ist.
Sollte die bisherige Aufkaufermächtigung für die EZB nicht ausreichen, so berichtet die „Börsen-Zeitung“, werde das Programm zum Jahreswechsel noch einmal um einige Hundert Milliarden Euro aufgestockt.
Fazit: Die wundersame Geldvermehrung wirkt wie der Zaubertrank der Gallier. Man fühlt sich stärker als man ist. Gnade Gott, wenn die Wirkung nachlässt.
© Egmont EhapaMade in Germany steht nicht mehr nur für Mittelstand und Maschinenbau, sondern auch für Mitgefühl. Derweil Europa Mikado spielt – wer sich zuerst bewegt, hat verloren – geht Kanzlerin Angela Merkel in Vorlage. Deutschland übernimmt 1553 Flüchtlinge, um das Elend in Moria zu lindern.
© dpaAber: Merkel wäre nicht Merkel, sondern Mutter Teresa würde sie die Kinder und ihre Eltern schnurgerade aus Lesbos einreisen lassen. Das aber tut sie mit Blick auf die Schleuserbanden nicht. Bei der Zahl von 1553 Flüchtlingen handelt es sich um 408 Familien mit Kindern, die eben nicht aus dem abgebrannten Lager stammen, sondern die bereits länger in Griechenland leben und dort als schutzbedürftig anerkannt wurden. Merkel:
© dpaDas ist, glaube ich, ein Paket, das man vertreten kann. Aber es soll nicht die Illusion wecken, damit seien die Probleme behoben.
Fazit: Offenbar hat die Kanzlerin keine sehr hohe Meinung vom geistigen Fassungsvermögen der im Schleuser-Business aktiven Geschäftsleute. Sie hofft, die Beteiligten müssten das Wort „Dreiecksgeschäft“ erst noch googeln.
Das neue Lieblingswort der Wirtschaftsjuristen heißt „normalerweise“:
Normalerweise muss ein Insolvenzantrag spätestens drei Wochen nach Eintritt eines Insolvenzgrundes gestellt werden. Wer seiner Bank die Zinsen nicht mehr zahlt, ist ein Insolvenzkandidat.
Normalerweise sollen Banken, Kunden und Mitarbeiter unverzüglich erfahren, wie es um das Unternehmen bestellt ist. Die Marktwirtschaft lebt von der Transparenz. So will der Staat verhindern, dass eine kranke Firma die andere infiziert. Normalerweise.
© dpaDoch „normalerweise“ gilt nicht mehr, weshalb das Wort nun paradoxerweise besonders häufig benutzt wird. Mit Beginn der Corona-Pandemie setzte die Bundesregierung im März die Pflicht, einen Insolvenzantrag zu stellen, bis September aus. Vor zwei Wochen beschloss sie, diese Aussetzung bis Jahresende zu verlängern.
Damit fehlt der Wirtschaft die gewohnte Transparenz. Der Finanzdienstleister Creditreform fürchtet, dass der Staat Zombieunternehmen züchten könnte, die in Ermangelung eines funktionierenden Geschäftsmodells als Halbtote durch die Welt spazieren. Rund 700.000 bis 800.000 solcher Unternehmen, so Creditreform, werde es bis Ende März 2021 geben. Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, sagt:
© imagoDie Lage verschlimmert sich von Tag zu Tag. Die Insolvenzen werden derzeit nur verschoben. Dadurch könnten viele derzeit noch gesunde Firmen mit in den Abgrund gerissen werden.
Der bekannte Insolvenzexperte Kolja von Bismarck widerspricht. Er ist Anwalt für Insolvenzrecht, Vorstandsmitglied der Turnaround Management Association (TMA) und Partner der internationalen Kanzlei Sidley Austin LLP. Im Morning Briefing Podcast unterstützt er die Maßnahme der Regierung:
Ich finde die Aussetzung gut und richtig. Wir hätten uns sonst mit einer Welle von Insolvenzen auseinandersetzen müssen, für die weder die Gerichte noch die Verwalter gerüstet gewesen wären.
Dennoch glaubt er, dass eine durch die Pandemie ausgelöste Insolvenzwelle nur aufgeschoben, nicht aber aufgehoben ist:
Diese Welle wird kommen. Das wissen wir. Es schadet auch nicht, wenn sie kommt. Aber sie muss in einer Weise kommen, die wir beherrschen können - sodass wir genug Intensivbetten haben.
Wir lernen: Der Staat kann die Tatsache, dass vielen Unternehmen in dieser Pandemie das Geschäftsmodell verloren ging, kaschieren, aber nicht ungeschehen machen. Die Insolvenzwelle wird er demnach nicht brechen, nur strecken.
Das Schweizer Bankenwesen hat nach der großen Finanzkrise an internationalem Einfluss verloren. Die Konkurrenz aus Amerika und Asien macht den Instituten zu schaffen. Das soll sich nach den Vorstellungen von UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber nun ändern.
Laut dem Zürcher Online-Portal „Inside Paradeplatz“ und der Nachrichtenagentur Bloomberg gibt es Gespräche zwischen den beiden Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse über eine mögliche Fusion. Treibende Kraft ist Axel Weber, der derzeitige Verwaltungsratschef der UBS und frühere Präsident der Deutschen Bundesbank. Im vergangenen Jahr hatte er bereits eine Zusammenlegung des Fonds- und Asset-Managements der UBS mit dem der Deutschen Bank sondiert. Die Gespräche sind ins Stocken geraten, weshalb Weber nun andere Optionen für beschleunigtes Wachstum prüft.
Eine Infografik mit dem Titel: Größte Schweizer Bank
Marktkapitalisierung von UBS und Credit Suisse, in Milliarden Euro
Mit Blick auf das Geschäft auf dem Heimatmarkt wäre ein Zusammenschluss der beiden Großbanken wettbewerbsrechtlich allerdings höchst problematisch, da die beiden Institute zusammengenommen auf einen Marktanteil von mehr als 60 Prozent kommen, was sich auch in ihrer gemeinsamen Bilanzsumme zeigt: Diese betrug zuletzt umgerechnet knapp 1,7 Billionen Euro. Das entspricht in etwa dem Zweieinhalbfachen des Schweizer Bruttoinlandsprodukts.
Eine Infografik mit dem Titel: Global Player
Marktkapitalisierung von UBS/Credit Suisse im Vergleich zu internationalen Banken, in Milliarden Euro
Weber geht es bei seinen Überlegungen – nach Einschätzung der am Finanzplatz Zürich aktiven Beobachter – daher auch weniger um einen totalen Zusammenschluss, als um die Zusammenlegung der Auslandsgeschäfte. Kein neuer Riese, wohl aber ein gestärkter Schweizer Bankensektor wäre die Folge.
Seine neuen Produkte stellt Apple für gewöhnlich im Steve-Jobs-Theater von Cupertino vor. Gestern gab es coronabedingt erstmals eine Online-Präsentation. Konzernchef Tim Cook machte gleich zu Beginn klar, um welche beiden Produkte es gehen wird: das iPad und vor allem die Apple Watch.
© dpaBei seiner erfolgreichen Smartwatch verstärkt der Tech-Gigant den Fokus auf Gesundheit und Fitness. Die neue Apple Watch Series 6 kann nun auch den Sauerstoff-Gehalt des Bluts ermitteln. Der Wert gilt als ein wichtiger Indikator für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems. Apple ermittelt ihn mit Hilfe eines neuen Sensors, der rotes und infrarotes Licht nutzt, um die Farbe des Blutes zu erkennen.
Der Konzern bietet erstmals auch ein günstigeres neues Modell, die Apple Watch SE, mit weniger Funktionen an. Sie wird in Deutschland mit der gesenkten Mehrwertsteuer ab 291,45 Euro verkauft, während die Series 6 ab 418,15 Euro kostet. Damit erschwert Apple Konkurrenten wie Samsung, Huawei und Fitbit die Aufholjagd. Apple hält seit dem Verkaufsstart der ersten Apple Watch 2015 eine führende Position im Geschäft mit Computer-Uhren.
Normalerweise machen wir keine Werbung. Außer für uns selbst. Zum Beispiel heute in der „Welt“.
Die Corona-Pandemie ist für den Audiomarkt in Deutschland vor allem eines: ein Wachstumstreiber. Das haben die Landesmedienanstalten, der Bundesverband Digitale Wirtschaft sowie der Verband Privater Medien im Online-Audio-Monitor 2020 herausgefunden.
71 Prozent der Deutschen konsumieren Online-Audio-Angebote. Hörten im vergangenen Jahr rund 34 Millionen Bürger diese Formate, sind es mittlerweile bereits 50 Millionen.
Vor allem Podcasts und Radiosendungen auf Abruf (plus 45 Prozent) sowie Hörbücher und Hörspiele (plus 36 Prozent) konnten am stärksten zulegen.
Die Anbieter reagieren auf die gestiegene Nachfrage: Amazons Hörbuch-Tochter Audible testet in den USA derzeit mit „Audible Plus“ ein Modell, bei dem es unbegrenzten Zugriff auf die Inhalte gibt.
© imagoBeim französischen Audio-Streamingdienst Deezer wiederum sind Hörspiele und Hörbücher künftig auch in der neuen App „Audiobooks by Deezer“ verfügbar.
Aus eigenem Erleben kann ich den Trend nur bestätigen: Der Morning Briefing Podcast führt seit über einem Jahr die Hitparade bei Apple iTunes Charts in der Kategorie „Nachrichten“ an; die Zuhörerschaft wächst und wächst und wächst. Plus: Mein neues Buch „Die unbequeme Wahrheit“ verkauft sich gut. Aber das dazugehörige Hörbuch verkauft sich besser.
Vielleicht wird man bald schon feststellen: Hören ist das neue Lesen.
Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Start in diesen neuen Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste Ihr