Deutsche Bank: CEO im Interview

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Guten Morgen,

zwischen Ihnen und dem Vorstand der Deutschen Bank gibt es kein Zusammenspiel, wohl aber einen Zusammenhang. Leidet das erste Geldhaus am Platze an Fieberschüben, kränkelt auch die Volkswirtschaft. Knallen in Frankfurt die Champagnerkorken, erfreut sich zumindest das Bürgertum seiner ökonomischen Vitalität.

Daher war die gestrige Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt ein Ereignis von seismografischer Bedeutung. Die achteinhalb stündige Veranstaltung glich, das ist die gute Nachricht des heutigen Tages, einer Krönungsmesse für den 51-jährigen Christian Sewing.

Nach Jahren der Kritik zeigte sich selbst die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in Gestalt ihres Vizepräsidenten Klaus Nieding fast schon euphorisch – die Deutsche Bank sei inzwischen „nachhaltig profitabel“. Der Vorstandschef habe „früher als erwartet überzeugend geliefert“.

Auch die sonst eher strenge Fondsmanagerin Alexandra Annecke von Union Investment fand lobende Worte:

Lange galt die Deutsche Bank am Kapitalmarkt als angezählt, heute wird sie als spannende Turnaround-Story gesehen.

Als es zur Beschlussfassung kam, erzielte der Vorstand Ergebnisse, wie man sie zuletzt auf SED-Parteitagen gesehen hatte:

  • 99,7 der Aktionäre stimmten dem neuen Vergütungssystem zu.

  • Vorstandschef Sewing wurde mit 98 Prozent der abgegebenen Stimmen von den Aktionären entlastet.

  • Aufsichtsratschef Paul Achleitner erhielt 97 Prozent Zustimmung – sein bisher bestes Ergebnis.

Eine Infografik mit dem Titel: Der Investment-Gigant

Nettoergebnis ausgewählter Banken im ersten Quartal 2021, in Milliarden Euro

Grundlage der Lobpreisungen und der großen Einmütigkeit sind die Zahlen, die der Vorstand vorlegte:

  • Im ersten Quartal 2021 weist das Kreditinstitut einen Gewinn vor Steuern von 1,6 Milliarden Euro aus, von dem auch nach Abzug der Unternehmenssteuern von 600 Millionen eine Milliarde Netto in der Kasse bleibt.

Eine Infografik mit dem Titel: Deutsche Bank im Aufwind

Kursverlauf der Deutsche-Bank-Aktie seit Pandemiebeginn am 4. März 2020, in Euro

  • Die Erträge erreichen mit 7,2 Milliarden eine Steigerung gegenüber dem Vorjahresquartal um 14 Prozent, sodass die Ertragsziele für 2022 mutmaßlich bereits ein Jahr früher erreicht werden.

  • Der Abbau der Kosten – herbeigeführt durch den Rückzug aus Teilgeschäften, Filialschließungen und Jobabbau – kommt zügig voran: Der gesamte Ausgabenblock schrumpfte um 4,5 Milliarden Euro gegenüber dem Jahr 2017.

Die Kritik der Aktionäre – die es, wenn auch leise, dennoch gab – bezog sich im Kern auf zwei Dinge:

1. Die fehlende Dividende. Zum dritten Mal hintereinander wird die Deutsche Bank 2021 keinen Cent an ihre Anteilseigner ausschütten. Aber, versprach Sewing, das solle sich bald ändern:

Wir wollen über die Zeit fünf Milliarden Euro an Sie ausschütten – beginnend im kommenden Jahr.

Eine Infografik mit dem Titel: Aktionäre gehen leer aus

Höhe der Bonuszahlungen und der Dividenden bei der Deutschen Bank seit 2013, in Milliarden Euro

2. Auch die provokante Vielzahl der Einkommensmillionäre innerhalb der Bank stößt einigen Aktionären auf. Exakt 684 Mitarbeiter verdienten im Jahr 2020 über eine Million Euro.

Eine Infografik mit dem Titel: Viele Einkommensmillionäre

Zahl der Einkommensmillionäre in 2020 bei ausgewählten Banken

Im Gespräch mit dem Morning Briefing Podcast sagte Sewing auf die Frage nach der Nachhaltigkeit der Ergebnisse:

Ich glaube, dass wir auch in einem normalisierten Kapitalmarktgeschäft weiter viele dieser Erträge ehen werden. Deshalb haben wir unsere Ertragsprognose für das Gesamtjahr nach dem ersten Quartal auch nach oben gesetzt.

Sewing über die hohe Zahl der Einkommensmillionäre:

Die Balance zwischen dem Ziel der Wettbewerbsfähigkeit und der Notwendigkeit, dass es hier nicht zu Auswüchsen kommt, sehe ich als meine Aufgabe. Sie können sich darauf verlassen, dass hier ein klarer Blick auf den Dingen liegt.

Auch über die vom Deutsche-Bank-Chef erwartete Konsolidierung im Bankenbereich haben wir gesprochen:

Die Konsolidierung wird früher oder später kommen, weil wir zu viele Banken in Europa haben. Natürlich wollen wir als Deutsche Bank hier keine passive Rolle einnehmen, sondern aktiv mit am Tisch sitzen.

Eine Infografik mit dem Titel: Europas Banken schrumpfen

Marktkapitalisierung der Deutschen Bank zu ihrem höchsten Wert am 27.5.2007 gegenüber ausgewählten Konkurrenten, in Milliarden Dollar

Einer Neuauflage der Gespräche mit der Commerzbank erteilt Sewing eine Absage:

Das ist meines Erachtens hypothetisch. Wir haben vor zwei Jahren eine klare Entscheidung getroffen, die wohlüberlegt war, und für mich hat sich an der Grundlage hier nichts geändert.

Das Urteil des Den Haager Gerichts gegen Shell, demnach der Ölriese seinen CO2-Ausstoß bis 2030 um 45 Prozent senken muss, hat Sewing mit Aufmerksamkeit verfolgt. Er kommentiert:

Das Urteil bestätigt mich darin, was wichtig ist. Es geht nicht darum, dass man sich als Firma noch höhere absolute Ziele setzt, sondern es geht darum, dass man das Thema Klimaschutz schneller angeht. Dass wir jetzt von der Ambition zur Wirkung kommen. Unsere Aufgabe als Banken ist es nach der Pandemiebekämpfung, wo wir Teil der Lösung waren, auch bei der ökologischen Transformation der Wirtschaft Teil der Lösung zu bleiben.

Den wirtschaftlichen Ausblick für das Jahr 2021 bewertet der Bankchef positiv und nennt dafür drei Gründe:

Wir sehen eine Liquidität auf unseren Kundenkonten, eine Sparquote, wie wir sie nie zuvor gesehen haben. Das wird mit den Öffnungen in den Konsum fließen. Wir haben Konsum-Programme von Regierungen, die ungesehen sind, vor allem in Amerika. Und dann gaben und geben die Zentralbanken viel Liquidität in den Markt, die dort genutzt wird.

Fazit: Die Deutsche Bank lebt. In einer Welt des Fressens und Gefressen-Werdens hat sie gute Chancen, auch dieses Jahrhundert zu überstehen.

Sie hat nach den vielen Fehlbesetzungen an der SpitzeAnshu Jain pflegte das alte Denken, Jürgen Fitschen war zu nett, John Cryan nicht effektiv genug – nun den Richtigen gefunden. Christian Sewing ist gekommen, um zu bleiben.

Wichtige Passagen unseres Gespräches hören Sie im heutigen Morning Briefing Podcast. Das ganze Gespräch gibt es ab jetzt exklusiv bei ThePioneer.de. Prädikat: lehrreich.

3 Gründe für den Aufschwung

Der Deutsche-Bank-Chef über den Umbau seines Geldhauses und die Konjunktur 2021.

Podcast hören

Veröffentlicht in The Pioneer Briefing Business Class Edition von Gabor Steingart.

Podcast mit der Laufzeit von

Israel: yxyx

Habeck und Baerbock © imago

Die Öffentlichkeit ist mitschuldig am grünen Unglück dieser Tage. Denn: Um uns zu imponieren, wollten sich Annalena Baerbock und Robert Habeck im Paartanz Richtung Bundeskanzleramt bewegen.

Zwischen uns beide passt kein Papier, lautete die oft wiederholte Botschaft. Der Mann an ihrer Seite begründete, warum:

Die Führung einer Partei bedeutet, aneinander zu wachsen und sich nicht gegenseitig die Beine wegzutreten.

So hofften die beiden, unsere Sehnsucht nach Harmonie befriedigen zu können. Politik als Parteienhader, das genau wollte man den anderen, überlassen.

Im grünen Bälleparadies sollte es um Inhalte gehen und nicht wie bei Laschet vs. Söder vs. Merz vs. AKK vs. Merkel um Profilneurosen und andere politische Krankheitsbilder. Die Agenda der Gestrigen heißt Macht und Intrige und schließt den schnellen, schmutzigen Maskendeal mit ein. Die Mission des grünen Harmonie-Duos konzentrierte sich derweil auf die Weltrettung.

Baerbock © imago

Nun aber zeigt sich, dass die Harmonie von Annalena Baerbock und Robert Habeck nicht echt, sondern nur echt gut gespielt war.

Jeder Tag offenbart neue Risse im sorgfältig geglätteten Erscheinungsbild:

  • Er spricht in einem Interview mit der „Zeit“– wenige Stunden nach der Bekanntgabe ihrer Kanzlerkandidatur – erstmals von dem Machtkampf und der Verlusterfahrung:

Das war heute der schmerzhafteste Tag in meiner politischen Laufbahn.

  • Sie charakterisiert den Apothekersohn und ehemaligen Landwirtschaftsminister aus Schleswig-Holstein als Bauernjungen:

In manchen Dingen sind wir einfach sehr anders. Vom Hause her kommt er von – Hühner, Schweine, Kühe melken. Ich komme eher aus dem Völkerrecht.

Habeck und Baerbock  © dpa
  • Er schlägt vor, die Ukraine mit Defensivwaffen zu versorgen.

Waffen zur Verteidigung, zur Selbstverteidigung, kann man meiner Ansicht nach der Ukraine schwer verwehren.

  • Sie reagiert kühl bis abweisend. Eine Waffenlieferung für die Ukraine komme nicht infrage:

Das steht auch in unserem Programm, und das sehen wir als Parteivorsitzende beide so.

Fazit: Vielleicht ist es ehrlicher zur demokratischen Norm des Meinungskampfes zurückzukehren? Da werden Unterschiede nicht geleugnet, sondern sichtbar gemacht. Da muss der eine nicht sagen, was der andere denkt. „Wahrheit gibt es nur zu zweien“, hat Hannah Arendt gesagt. Was sie nicht meinte: Es gibt nur eine Wahrheit.

Robert Habeck: Unklar in der Ukraine

Grünen-Chef Habeck will Waffen für die Ukraine. Was steckt hinter dem Vorstoß?

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Veröffentlicht von Marina Kormbaki .

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Jeff Bezos © dpa

Am 5. Juli soll es so weit sein: Jeff Bezos dankt nach 27 Jahren ab.

Der reichste Mensch der Welt hatte, so behauptet er, „noch nie mehr Energie“ in seinem Leben. Diese möchte er demnächst jedoch woanders einsetzen. Zum Beispiel in seinem Raumfahrtunternehmen Blue Origin oder in der von ihm gekauften Zeitung, der „Washington Post“.

Als geschäftsführender Vorsitzender des Verwaltungsrats wird Bezos weiterhin ein wachendes Auge über den „Neuen“ haben. Andy Jassy steht bereits in den Startlöchern. Der 53-Jährige ist bei Amazon kein Unbekannter. Seit 1997 gehört er zum Unternehmen, er stieg als Marketingmanager ein.

Andy Jassy, CEO von Amazon © imago

Gemeinsam mit Bezos entwickelte Jassy das Cloud-Geschäft namens „Amazon Web Services“, welches er seit 2003 leitet. Intern wurde er als „shadow“ bezeichnet, als Schatten von Bezos. Nun muss er aus selbigem heraustreten.

  • Kanzlerin Merkel bekräftigte nach dem Impfgipfel, dass jedem Bürger bis Ende des Sommers ein Impfangebot gemacht werden könne. Dies schließe auch die 12- bis 15-Jährigen ein, die sich ab 7. Juni ebenfalls um einen Impftermin bemühen sollten.

  • Die Europäische Union hat den Export von mehr als 100 Millionen Impfdosen nach Japan genehmigt. Laut der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sei das ein starkes Zeichen, dass die EU die Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele in Japan unterstützt.

Eine Infografik mit dem Titel: BioNTech ist Trumpf

Erst- und Zweitimpfungen in Deutschland nach Impfstoffhersteller, in Millionen Impfdosen

  • Ein Forscherteam der Universitätsmedizin Ulm hat Verunreinigungen durch Proteine im AstraZeneca-Impfstoff entdeckt. Ob diese Verunreinigungen einen Einfluss auf die Wirksamkeit oder die Reaktion auf den Impfstoff haben, muss noch weiter untersucht werden.

  • Bundesgesundheitsminister Jens Spahn reist heute nach Pretoria in Südafrika, um eine Initiative für den Aufbau einer eigenen Impfstoffproduktion in Afrika zu fördern.

Die Europa-Agenda der CDU

Ein CDU-Fachgremium macht Vorschläge für die Europapolitik. Darin befinden sich Überraschungen.

Briefing lesen

Veröffentlicht in Hauptstadt – Das Briefing von Michael Bröcker Gordon Repinski .

Briefing

Unkrautvernichter Glyphosat von Monsanto im Einsatz © imago

Die Übernahme des Glyphosat-Herstellers Monsanto durch Bayer bleibt für den Leverkusener Pharma- und Agrarkonzern ein Desaster, das sich offenbar durch keine Geldzahlung der Welt reparieren lässt. Denn eigentlich hatte das Unternehmen darauf gehofft, künftige Klagen von Krebspatienten mittels eines Vergleichs zu regeln.

Doch ein Richter in San Diego entschied, dass dieser Vorschlag „eindeutig unvernünftig“ sei. Bereits zum zweiten Mal wurde damit ein Angebot dieser Art des Konzerns abgeschmettert.

Zwar legt das Unternehmen, wie geplant, zwei Milliarden Dollar für anstehende Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Glyphosat-Klagen zur Seite. Doch wie es mit den 29.000 der 125.000 Klägern weitergehen wird, mit denen Bayer noch keine Einigung erzielen konnte, bleibt unklar. Die Aktie verlor zum Start des gestrigen Handelstages rund fünf Prozent.

Mirko Drotschmann © imago

Eine PR-Agentur in London mit dem Namen Fazze hat Influencern auf der ganzen Welt Geld geboten, damit sie auf ihren Social-Media-Kanälen falsche Informationen über den BioNTech-Impfstoff verbreiten. Die gemeinsame Recherche des ARD-Politikmagazins „Kontraste“ und von „netzpolitik.org“ hat ergeben: Hinter den Aufträgen steckt eine Scheinfirma, die fast ausschließlich russische Mitarbeiter beschäftigt.

Auch Mirko Drotschmann, der auf seinem YouTube-Channel „MrWissen2Go“ politische und geschichtliche Videos veröffentlicht, sollte Teil dieser Fake-News-Kampagne werden. Im Morning Briefing Podcast berichtet er von dem dubiosen Auftraggeber und dessen Wunsch, falsche Gesundheitsrisiken des BioNTech-Impfstoffes zu verbreiten.

Das Interessante war, dass man auf der einen Seite Negatives über BioNTech/Pfizer sagen sollte, auf der anderen Seite Positives über AstraZeneca.

Über den Zusammenhang eines russisch dominierten Unternehmens, dass für AstraZeneca wirbt und nicht für den eigenen Impfstoff Sputnik V, kann Drotschmann nur spekulieren.

Fakt ist, dass sowohl Sputnik als auch AstraZeneca Vektorimpfstoffe sind und wenn man einen Vektorimpfstoff lobt, dann wird automatisch der andere auch mit gelobt.

Fazit: Wer genauer verstehen will, wie die Fake-News-Industrie arbeitet, dem sei der heutige Podcast empfohlen. Hier spricht einer, der sich dem Wahnsinn verweigert hat.

Heinz G. Konsalik © imgo

Dass die Literaturkritiker seine Werke stets mit Häme übergossen, hielt Heinz G. Konsalik nicht vom Schreiben ab. Vielleicht hat es ihn sogar beflügelt, um nicht zu sagen: enthemmt.

Über 170 Romane hat der Autor, der heute hundert Jahre alt geworden wäre, verfasst, darunter Werke wie „Der Arzt von Stalingrad“ und „Liebe ist stärker als der Tod“. Vielleicht sogar weil sein Schreibstil so trivial war wie seine Buchtitel, wurde er von einer weltweiten Fangemeinde verehrt. Rund 85 Millionen Mal verkauften sich seine Romane. Damit gehört er zu den erfolgreichsten deutschen Autoren. Nur Karl May und die Bibel werden hierzulande häufiger verkauft.

Über das Phänomen Konsalik sagte Marcel Reich-Ranicki einst:

Ob ein neues Buch von Konsalik in der ‚FAZ‛ oder in der Zeit besprochen und wie es besprochen wird, ist für den Verkauf völlig belanglos. Derartige Bücher finden ihren Weg zum Publikum ohne Kritik, sie haben ihre Gemeinde.

In der eigenen Familie durfte der Erfolgsautor mit dieser Nachsicht nicht rechnen. Konsaliks Tochter Dagmar Stecher-Konsalik wurde deutlicher als deutlich:

„Ich muss den ganzen Schrott herausbringen, den du schreibst“, sagte die Verlegerin einst zu ihrem Vater.

Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Start in das heute beginnende Wochenende. Bleiben Sie mir gewogen. Es grüßt Sie auf das Herzlichste

Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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