VW-Chef steigt auf

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Guten Morgen,

der für jeden neuen Regierungschef in Berlin bedeutsamste Manager im Lande ist seit dieser Woche VW-Mann Herbert Diess. Denn: Der Österreicher, dessen Konzern jährlich über elf Millionen Fahrzeuge verkauft und bei zwölf verschiedenen Marken rund 670.000 Menschen beschäftigt, wird Deutschlands größtes und strategisch bedeutsamstes Unternehmen bis zum Jahr 2025 führen. Damit ist er über die volle Laufzeit einer Legislaturperiode der Ansprechpartner Nummer Eins, wenn es um die Transformation der deutschen Schlüsselindustrie geht.

Es sind im Wesentlichen fünf Gründe, die Herbert Diess zu dieser machtvollen Position verholfen haben:

1. Herbert Diess ist Krisengewinner. Er musste nicht erst aus dem Schatten seines die Industrie prägenden Vor-Vorgängers Martin Winterkorn heraustreten. Denn der wirft durch seine Verstrickung in die VW-Dieselaffäre schon lange keinen Schatten mehr.

Eine Infografik mit dem Titel: VW im Aufwind

Kursverlauf der Volkswagen-Aktie seit dem Amtsantritt von Vorstandschef Herbert Diess am 13. April 2018, in Euro

2. Bernd Osterloh – einst Betriebsratschef, Präsidiumsmitglied im Aufsichtsrat und wichtigster Gegenspieler von Diess – hat das Handtuch geschmissen. Mit Geduld und Geld gelang es, den materiell stets interessierten Osterloh aus Wolfsburg zu vertreiben. Seit Mai wirkt der Ex-Gewerkschafts-Fürst für ein Jahresgehalt von zwei Millionen Euro als Personalchef der VW Nutzfahrzeug Holding Traton. Wir lernen: Auch die machtpolitische Versenkung kann weich gepolstert sein.

3. Aber Herbert Diess ist nicht nur Spielball fremder Mächte. Er besitzt von allen Autobossen die ehrgeizigste, und das bedeutet in diesem Fall die radikalste Unternehmensstrategie. Er ist bereit, auf die breitflächige Digitalisierung und hundertprozentige Elektrifizierung der VW-Flotte – Lkw-Sparte inklusive – Milliarden zu setzen. Der Nachteil: Das Wort Technologieoffenheit wird in Wolfsburg klein geschrieben. Wenn das Wasserstoffauto sich weltweit durchsetzen sollte, steht VW nach jetzigem Stand blank da.

4. Diess kann nicht nur Großvision, er kann auch Krise. Im Pandemiejahr 2020 lieferte er nach Steuern 8,8 Milliarden Euro Gewinn bei seinen Anteilseignern ab. Im ersten Halbjahr 2021 erwirtschaftete der Konzern trotz weltweiter Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen und insbesondere bei Mikrochips bereits ein operatives Ergebnis von elf Milliarden Euro. Das bedeutet: VW verdient mit dem Verbrenner das Geld, mit dem dessen Abschaffung besiegelt wird.

5. Diess dringt durch. Im internationalen Konzert der Automobilisten ist er der einzige Automanager, der medial neben Elon Musk bestehen kann. Er kann dem Elektro-Pioneer Musk zwar die Rolle als Thought-Leader nicht streitig machen, aber voraussichtlich wird er derjenige sein, der der Vision vom CO2-freien Fahren zum Durchbruch verhilft. Die Investoren an der Börse sind davon überzeugt.

Eine Infografik mit dem Titel: VW-CEO: Wachsende Sichtbarkeit

Sichtbarkeit von Herbert Diess und Elon Musk in den traditionellen Medien (News Media) bzw. sozialen Medien zum Thema „Neue Mobilität“ in Deutschland seit dem 1. Januar 2021, in Prozent der Erwähnungen

Fazit: Diess hat Deutschlands Automobilindustrie zurück ins Spiel gebracht. Das ist in einem Spiel, das laut Autor und Unternehmensberater Simon Sinek ein „unendliches Spiel“ ist, schon eine Menge:

Unendliche Spiele laufen ohne zeitliche Begrenzung. Und weil es keine Zeitlinie gibt, kein eindeutiges Ende des Spiels, kann man so ein unendliches Spiel auch nicht gewinnen. Hauptziel eines solchen Spieles ist es, im Spiel zu bleiben – für alle Zeit.

„Wir wollen überholen”

VW-Chef Herbert Diess über seine Elektro-Strategie und den Ehrgeiz, Tesla zu schlagen

Podcast hören

Veröffentlicht in The Pioneer Briefing Business Class Edition von Gabor Steingart.

Podcast mit der Laufzeit von

Jens Spahn © dpa

Bei der Corona-Politik zeichnet sich eine Kehrtwende ab: Die Regierung plant, künftig neben der Sieben-Tage-Inzidenz auch weitere Kennzahlen heranzuziehen, um über mögliche Corona-Maßnahmen zu entscheiden.

So teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit, dass eine Rückkehr zur Bundesnotbremse nicht mehr automatisch an den Anstieg der Infektionszahlen gekoppelt werde. Auch die Fortschritte beim Impfen sowie die Zahl der Krankenhauseinweisungen werden bei Entscheidungen über mögliche Corona-Maßnahmen berücksichtigt werden. Auch das Robert Koch-Institut empfiehlt eine Abkehr von der Inzidenz als einzigem Gradmesser.

Gesundheitsminister Jens Spahn bekräftigt:

Die Inzidenz verliert zunehmend an Aussagekraft, wir benötigen nun noch detailliertere Informationen über die Lage in Kliniken.

Reiner Holznagel © imago

Heute ist Steuerzahlergedenktag. Das heißt, dass der durchschnittliche deutsche Steuerzahler bis heute nur für öffentliche Kassen gearbeitet hat. Dieser symbolische Tag beruht auf Berechnungen des Bundes der Steuerzahler (BdSt).

Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler, erklärt im Gespräch mit ThePioneer-Chefredakteur Michael Bröcker im Morning Briefing-Podcast:

Rein rechnerisch gesehen mussten wir bis heute Steuern und Abgaben und Quasi-Beiträge abführen. Das ist eine Quote von fast 53 Prozent. Das heißt, dass mehr als die Hälfte unseres Einkommens an öffentliche Kassen geht.

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Der Steuerzahlergedenktag diene dazu, vor Augen zu führen, wie stark die steuerliche Belastung doch wirklich sei. Denn:

Wir reden im Wahlkampf über die Einkommensteuer. Die indirekten Steuern werden vergessen. Wir Deutschen sind aber nach Belgien quasi Europameister was die Gesamtbelastung angeht.

 © imago

Der Klimawandel zeigt seine Spuren inzwischen in den deutschen Wäldern, wo auch die Regierung auf ihn aufmerksam wird: „Die Jahre 2018 bis 2020 haben gezeigt, dass der Klimawandel sichtbar im deutschen Wald angekommen ist“, heißt es im Waldbericht 2021 von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, der unserem Hauptstadt-Team vorliegt. Das Papier wird an diesem Mittwoch vom Bundeskabinett beraten.

„Nahezu alle Hauptbaumarten weisen Vitalitätseinbußen und Schadsymptome auf“, heißt es in dem Bericht.

Großflächig sterben vor allem Fichten auf schlecht versorgten Standorten ab.

Julia Klöckner, wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion © dpa

Ende Dezember 2020 umfasste die geschädigte Waldfläche in Deutschland demnach insgesamt 277.000 Hektar.

Mit 11,4 Millionen Hektar ist Deutschland laut Bundesregierung eines der waldreichsten Länder Europas. Seit 1990 hat die Waldfläche um gut 200.000 Hektar zugenommen.

Ryanair-Flugzeuge © dpa

Corona hat die Luftfahrtbranche nicht nur hart getroffen, sondern führt nun zur Neujustierung der Gewichte. Die Billig-Airlines könnten dauerhaft die Pandemie-Gewinner innerhalb der Branche sein, urteilt der Luftfahrtexperte des „Handelsblatts“, Jens Koenen.

Verloren die Aktien etablierter Airlines wie von Lufthansa und Air France-KLM im vergangenen Juni gut zwölf Prozent, waren es bei Ryanair lediglich acht, bei der ungarischen Wizz Air sogar nur 1,6 Prozent.

Das beflügelt auch die Experten an der Wall Street, die, wie Patrick Creuset von Goldman Sachs, davon ausgehen, dass Billiganbieter nach Corona profitabler sein werden. Auch sein Kollege Daniel Röska von Bernstein Research legt Anlegern Papiere von Ryanair oder Wizz Air nahe. Dagegen raten die Analysten, die Aktien von Lufthansa oder Air France-KLM zu verkaufen.

Gestern kündigte die irische Airline Ryanair an, in den kommenden drei Jahren 2000 Piloten einzustellen. Der Grund: Wie andere Billig-Airlines profitiert auch Ryanair davon, dass sich ihr Kerngeschäft mit preisbewussten Privatreisenden nach der Krise als erstes und am schnellsten erholt.

Fluggesellschaften wie die Lufthansa, deren Geschäftsmodell vor allem auf Geschäftsreisenden beruht, dürften es schwieriger haben. Michael Santo von der Beratungsfirma H&Z prognostiziert:

Der Privatreiseteil wird größer werden, ist aber nicht so margenträchtig wie der Geschäftsreiseverkehr.

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 © imago

Die EU-Kommission sieht vorerst von Plänen für eine Digitalsteuer auf die amerikanischen Internetkonzerne ab. Mit dieser Steuer sollten unter anderem Tech-Giganten wie Google und Amazon zur Kasse gebeten werden. Nun sind die Pläne vorerst auf Eis gelegt. Grund ist die erfolgversprechende Entwicklung in Richtung einer globalen Mindeststeuer, mit der auch eine europäische Digitalsteuer obsolet würde.

Doch unklar ist, warum die Europäische Union so früh bereits die Drohkulisse wieder abgebaut hat. Verantwortlich hierfür dürfte vor allem der Druck der Amerikaner gewesen sein.

Fazit: Der internationale Steuerpoker um Mindeststeuern, Bemessungsgrundlagen und Schlupflöcher hat begonnen. Das ist die gute Nachricht, denn endlich bewegt sich etwas. Aber zugleich ist es die schlechte Nachricht. Zwischen Anfang und Ende dieses Pokers ist alles denkbar, auch der Spiel-Abbruch.

 © imago

Nachdem die chinesische Kurzfilm-Plattform TikTok – quasi Twitter als Bewegtbild – die Teilnehmer der sozialen Medien im Sturm eroberte, macht YouTube nun dem chinesischen Konzern Konkurrenz: „Shorts“ heißt der Kurzvideodienst, den YouTube ab morgen nach Deutschland bringen will.

Die Beta-Version der neuen YouTube-Funktion wurde schon im letzten Jahr angekündigt und wird bereits in 26 anderen Ländern angeboten – mit dem finalen Ziel, auf 100 Länder zu expandieren.

YouTubes Vorteil gegenüber TikTok ist, dass Nutzer von „Shorts“ Zugriff auf YouTube-Inhalte haben. Viele der bekannten „VideoCreator“ sind dort bereits mit vielen Followern vertreten und könnten diese mit zu „Shorts“ bringen.

America second: Lieber spät als nie bietet die westliche Internet-Weltmacht den Chinesen die Stirn.

Ich wünsche Ihnen einen schwungvollen Start in den neuen Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste

Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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