Direkt-Investitionen: China vorn

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Guten Morgen,

im Windschatten der Pandemie verlagert sich das Gravitationszentrum der Globalwirtschaft weiter nach Asien. China konnte durch die entschlossene Bekämpfung der Corona-Pandemie, die auch mit undemokratischen Mitteln erfolgte, deutlich profitieren. 2020 wuchs die chinesische Volkswirtschaft um 2,3 Prozent, während die deutsche um 5,1 Prozent schrumpfte und die amerikanische um 4,27 Prozent nachgab.

Die chinesische Entschlossenheit, die offenbar zu einer höheren Stoßfestigkeit der Produktions- und Lieferketten führt, lockt Investoren aller Herren Länder. China ist mittlerweile weltweit das beliebteste Land für ausländische Direktinvestitionen, wie das „Wallstreet Journal” in einer Analyse herausstellt. So stiegen die Direktinvestitionen von Unternehmen aus Übersee in China im Pandemie-Jahr um vier Prozent, während sie in den USA um 49 Prozent zurückgingen.

 © imago

Damit beschleunigt sich ein Trend, der bereits zuvor eingesetzt hatte: 2016 erreichten ausländische Investitionen in die USA mit 472 Milliarden Dollar ihren Höhepunkt, während sie in China nur bei 134 Milliarden Dollar lagen. Seitdem hat sich das Blatt gewendet: Die Investitionen im Reich der Mitte stiegen kontinuierlich weiter an, diejenigen in den USA sanken.

Mittlerweile hat die Volksrepublik mit 163 Milliarden Dollar an Direktinvestitionen 2020 die Vereinigten Staaten abgehängt, die lediglich 134 Milliarden Dollar verbuchen konnten, und liegt weltweit auf Platz eins, wie die UN-Organisation für Handel und Entwicklung berichtet.

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Ein Grund dafür ist auch der Handelskonflikt zwischen China und den USA. Immer wieder machte Donald Trump chinesische Investoren darauf aufmerksam, dass Investitionen in den USA mit einer neuen nationalen Sicherheitsprüfung verbunden seien. Das führte dazu, dass chinesische, aber auch andere, von der Trump-Administration verschreckte Investoren, die Vereinigten Staaten mieden.

Eine Infografik mit dem Titel: Peking investiert

Höhe der Direktinvestitionen von China weltweit nach Regionen seit 2005, in Milliarden US-Dollar

Vor allem Ostasien profitierte: Die Region zog 2020 ein Drittel aller Auslandsinvestitionen weltweit an. Das ist der höchste Anteil seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1980er Jahren. In der Zwischenzeit gab es nicht nur in den USA enorme Rückgänge. Auch die EU verzeichnete einen Verlust von 71 Prozent im Jahr 2020, der Rückgang in Deutschland beträgt 61 Prozent.

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Die Verfasser des „Wallstreet Journal”-Artikels Paul Hannon und Eun-Young Jeong bilanzieren, dass diese „Verlagerung des Schwerpunkts der Weltwirtschaft nach Osten” das Ergebnis der Covid-19-Pandemie sei. China sei das neue Zentrum einer globalen Wirtschaft, die lange von den USA dominiert worden sei.

Eine Infografik mit dem Titel: Chinas Weg an die Spitze

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts der USA, der EU und von China seit 2005, in Billionen US-Dollar

Fazit: Eine Umkehr zu Gunsten des Westens wird immer schwieriger. Zumal dann, wenn der Trend von den politischen Eliten als Trend gar nicht bemerkt wird.

 © dpa

Das Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump wird immer mehr zur Farce. Da soll ein Mann eines Amtes enthoben werden, das er gar nicht mehr besitzt. 45 der 50 Republikaner im Senat unterstützen daher einen Antrag ihres Parteikollegen Rand Paul, der das Verfahren verfassungswidrig nannte und dessen Fortgang stoppen möchte. Die Zweidrittelmehrheit für eine Verurteilung Trumps, die von der Verfassung gefordert wird, ist damit utopisch.

Rands Rede im Senat dokumentiert die Paradoxie dieser Tage. Hier die wichtigsten Auszüge:

Diese Amtsenthebung ist nichts anderes als ein parteipolitischer Vorgang, der das Land weiter spalten soll. Die Demokraten behaupten, das Land vereinen zu wollen, aber die Anklage gegen einen ehemaligen Präsidenten, einen Privatmann, schafft das Gegenteil von Einheit.

Anstatt die dringlichen Arbeiten der Nation mit ihren Mehrheiten im Repräsentantenhaus, im Senat und im Weißen Haus zu erledigen, verschwenden die Demokraten die Zeit der Nation mit einer parteipolitischen Rache gegen einen Mann, der nicht mehr im Amt ist. Es ist fast so, als ob sie nur im Kontrast zu Trump existieren könnten. Ohne ihn als Schreckgespenst müssten sie möglicherweise Gesetze erlassen und die Amerikaner davon überzeugen, dass ihre politischen Vorstellungen die richtigen sind.

Fazit: Das war eine kluge Rede, die beweist, dass sich das Zuhören lohnt. Es muss nicht alles falsch sein, nur weil es ein Republikaner denkt und sagt.

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Ende Januar 2020 wurde der erste Deutsche positiv auf das neuartige Coronavirus getestet. Seit diesem Zeitpunkt hat sich in der Bundesrepublik vieles verändert. Das öffentliche Leben wird an- und abgeschaltet. Den Künstlern wurde die Pausentaste gedrückt. Der Andere ist nicht mehr nur Freund oder Kollege, sondern immer auch Infektionsrisiko. Wir sind gehalten, Abstand zu halten. Die freundschaftliche Berührung ist gesellschaftlich geächtet.

Was macht das mit der Psyche der Gesellschaft? Wie geht es denen, die nicht in den Talkshows sitzen, sondern einsam zuhause?

Das hat mein Redaktionskollege Stefan Lischka mit Prof. Dr. Matthias Rose besprochen. Er leitet die Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik am größten Universitäts-Klinikum Deutschlands, der Berliner Charité. Im Morning Briefing Podcast erklärt Prof. Rose:

Die Anfragen von Personen mit Angststörungen werden mehr.

Unser Schutzmechanismus, wir sprechen da von Resilienz, wird aufgebraucht. In der Gesellschaft entsteht eine Art Grundunsicherheit.

Prof. Rose warnt vor einer „verbitterten“ Gesellschaft.

Das ist die Lage am heutigen Morgen:

  • Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 13.202 Neuinfektionen und 982 Todesfälle innerhalb eines Tages gemeldet.

  • Die EU und der Pharmakonzern AstraZeneca streiten um Corona-Impfstoff. EU-Kommissarin Stella Kyriakides appellierte gestern an die Verantwortung der Firma, während die sich gegen Vorwürfe verwahrte. Das Problem selbst ist ungelöst: Große Mengen des Impfstoffes für Deutschland und andere EU-Länder kommen voraussichtlich Wochen oder sogar Monate später.

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  • AstraZeneca-Chef Pascal Soriot wehrt sich im Interview mit der „Welt“: Die EU habe ihren Vertrag später abgeschlossen als Großbritannien, wo das AstraZeneca-Mittel bereits genutzt wird.

  • Die Bundesregierung plant nach „Spiegel“-Angaben ein Einreiseverbot aus Ländern mit hoher Verbreitung von Corona-Mutanten. Eine Vorlage für eine entsprechende Verordnung befinde sich derzeit in der Abstimmung zwischen den Ressorts.

  • Microsoft-Gründer Bill Gates sagt: Pandemien gehörten zur neuen Normalität, „in der gleichen Weise, wie die Erde bebt, Tornados kommen oder sich das Klima wandelt“, so Gates gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“.

Eine Infografik mit dem Titel: Corona-Impfung: Zustimmung wächst

Antworten auf die Frage: Werden Sie sich gegen Corona impfen lassen, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben?, in Prozent*

  • Zunächst kommt es für Regierungen weltweit darauf an, ihre Bevölkerungen durchzuimpfen. Ziel ist es, eine Herdenimmunität zu erreichen. Sind bereits viele Menschen immun, findet ein Virus keine Wirte für Übertragung und Verbreitung. Ein oft genannter Schwellenwert liegt bei zwei Dritteln der Bevölkerung. Eine aktuelle Ipsos-Umfrage zeigt, dass die Impfbereitschaft – auch in Deutschland – allmählich wächst.

Wann beginnt die Zeit nach Corona?

Das Kanzleramt will die Debatte verhindern, doch die Länder planen. Die Öffnungsdiskussion beginnt.

Briefing lesen

Veröffentlicht in Hauptstadt – Das Briefing von Michael Bröcker Gordon Repinski .

Briefing

Der Abschied von Friedrich Merz aus der aktiven Politik könnte beginnen, noch bevor das Comeback richtig gelungen ist.

Nach Recherchen unseres Hauptstadt-Teams hat Merz gegenüber seinem CDU-Wahlkreiskandidaten im Hochsauerlandkreis erklärt, dass er keine Ambitionen auf den heimischen Wahlkreis hege. Auch im Nachbarkreis haben bereits fünf andere Christdemokraten ihre Kandidatur angemeldet.

Zugleich tritt der Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU Carsten Linnemann mit neuem Selbstbewusstsein auf. Er meldet die Ansprüche seiner Truppe an, die sich nicht mehr nur auf das Wirtschaftsministerium beschränken, sondern auch das Finanz- und Arbeitsministerium und womöglich ein neu zu schaffendes Digitalisierungsministerium ins Visier nehmen. Eine Wachablösung in der politischen Repräsentanz des bisher von Merz dominierten Wirtschaftsflügels steht bevor, die auch dem neuen CDU-Vorsitzenden gefallen würde. Das berichtet unser Politikteil, den der Newsletter „Hauptstadt – Das Briefing“ in komprimierter Form enthält: Alles weitere unter thepioneer.de/hauptstadt.

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Staatskredit für Galeria Karstadt Kaufhof: Die Bundesregierung will dem letzten großen deutschen Warenhauskonzern mit einem Darlehen von bis zu 460 Millionen Euro unter die Arme greifen. Der Ausschuss des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds gab gestern grünes Licht für ein sogenanntes Nachrangdarlehen.

Hintergrund der Hilfsaktion: Die 131 Warenhäuser des von der Corona-Krise hart getroffenen Konzerns gelten als unverzichtbare Publikumsmagneten in vielen Fußgängerzonen. Konzernchef Miguel Müllenbach schrieb in einem Brief an die Mitarbeiter, der Überbrückungskredit werde dem Konzern die nötige Liquidität in den nächsten Wochen und Monaten der Pandemie sichern:

Jetzt kämpfen wir weiter. Es geht um rund 17.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und Zigtausende Jobs bei unseren Lieferanten und Partnern.

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Die Berichtssaison in den Vereinigten Staaten nimmt mit den großen Technologiekonzernen Fahrt auf. Die wichtigsten Zahlen:

  • Microsoft hat im vergangenen Quartal vor allem dank eines starken Cloud-Geschäfts deutlich die Erwartungen übertroffen. Der Umsatz stieg in dem Ende Dezember abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal um 17 Prozent auf 43,1 Milliarden Dollar. Analysten hatten eher mit rund 40 Milliarden Dollar gerechnet. Der Gewinn sprang im Jahresvergleich um 33 Prozent auf 15,5 Milliarden Dollar nach oben.

  • Apple hat im Weihnachtsquartal einen Rekordgewinn von gut 28,7 Milliarden Dollar eingefahren. Auch überschritt der iPhone-Konzern erstmals die Marke von 100 Milliarden Dollar Quartalsumsatz. Das war zuvor nur dem Supermarktriesen Walmart und dem Ölkonzern ExxonMobil gelungen.

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  • Auch Facebook wächst in der Pandemie ungebremst. Im vergangenen Quartal stieg der Umsatz im Jahresvergleich um ein Drittel auf knapp 28,1 Milliarden Dollar. Beim Gewinn gab es einen Sprung von 53 Prozent auf gut 11,2 Milliarden Dollar. Die Nutzerzahl legte ebenso zu. Mindestens einmal im Monat kamen 2,8 Milliarden Nutzer zu Facebook – 60 Millionen mehr als ein Jahr zuvor.

  • Der Elektroautobauer Tesla hat sein sechstes Quartal in Folge mit schwarzen Zahlen geschafft und erstmals ein ganzes Kalenderjahr mit Gewinn abgeschlossen. 2020 erreichte das Unternehmen von Elon Musk unterm Strich einen Überschuss von 721 Millionen Dollar. Im Vorjahr hatte es noch einen Verlust in Höhe von 862 Millionen Dollar gegeben.

Wenn die Liebe ein seltsames, dann ist die zerbrochene Liebe ein grausames Spiel. Phil Collins erlebt zwei Tage vor seinem 70. Geburtstag „the groovy kind of love“, die seinen gleichnamigen Song an Skurrilität deutlich überbietet. Mit seiner Ex-Ehefrau Orianne Bates liefert er sich einen bitteren Rosenkrieg. Diese scheut sich nicht, vor Gericht deutliche Worte zu finden:

Phils Gestank wurde so allgegenwärtig, dass er zu einem Einsiedler wurde und sich weigerte, mit anderen Menschen persönlich zu interagieren.

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Nun will Bates auch noch die Musikpreise ihres Ex-Mannes verschleudern. Unter anderem bietet sie im Auktionshaus Kodner Galleries eine goldene Schallplatte für 100 Dollar zum Verkauf an.

 © Anne Hufnagl

Erinnerungskultur – aber anders. Dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz wurde gestern auf der Pioneer One mit einem Konzert verfemter Komponisten gedacht – im Beisein von Ex-Bundespräsident Christian Wulff. Das Neue: Im Vordergrund standen nicht die Gräueltaten der Nationalsozialisten, sondern gedacht wurde der Großartigkeit und der Schönheit dessen, was wir durch sie verloren haben.

Die deutsche Konzertpianistin Annika Treutler und die französisch-zypriotische Sopranistin Sarah Aristidou („Ich bin ein gemischter Salat”) spielten in ihrem einstündigen Konzert Werke von Viktor Ullmann, Ilse Weber und anderen. Dadurch entrissen sie diese Künstler, die in den Augen der Nazis „entartet” waren, dem Vergessen. Ihre musikalische Vernichtung, also das, was die damals Herrschenden im Sinne hatten, wird dadurch unmöglich gemacht. Die tröstliche Botschaft des gestrigen Abends: Kunst kann man nicht töten. Sie steht immer wieder auf.

 © Anne Hufnagl

Das Feedback der Zuschauerinnen und Zuschauer fiel überwältigend aus und wurde auch von den Musikerinnen und unserer Moderatorin Alev Doğan als große Unterstützung empfunden. Dafür möchte ich mich bedanken und einige der Stimmen mit Ihnen teilen:

Das war ein Geschenk! Sehr gelungen, großartige Künstlerinnen, bewegende Stücke. BRAVO, auch für den praktisch einwandfreien Stream.

K.-J. Neidhart aus Meerbusch

Bewundernswert, wie die beiden Musikerinnen in die Musik eintauchen. Die Tränen von Sarah Aristidou zeigen, wie ernst das Anliegen ist.

Andreas Heinz

 © Anne Hufnagl

Zwei sehr beeindruckende Musikerinnen, die die Bedeutung des Ereignisses dieses Tages sehr gut zum Ausdruck gebracht haben.

Anne Jurczyk

 © Anne Hufnagl

Im Homeoffice (als ESBZ-Lehrerin) habe ich mit meinen internationalen Mitbewohnern und eurem Konzert dieses Gedenken an den Tag der KZ-Auschwitz-Befreiung begangen, Tränen durften fließen und wir wollen ‚Danke!’ sagen!

Sandra Schmiddy

Ausgezeichnet! Sehr berührend, sehr sympathisch ... auch das Gespräch. Bravo!

Markus Saurer

 © Anne Hufnagl

Dieses Konzert war etwas ganz besonderes und hat mich in der tiefsten Seele berührt. Die Art und Weise wie die beiden Künstlerinnen die Musik und ihre Wortbeiträge dazu vorgetragen haben, war sehr beeindruckend und ist mir sehr nahe gegangen.

Edmund Konrad

Fazit: Dieses Gedenken mag uns zugleich als Ermutigung für den Alltag dienen. Oder um es mit Sophie Scholl zu sagen: „Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst. Nur suchen wir sie zu wenig.”

Ich wünsche Ihnen einen nachdenklichen Start in diesen Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste

Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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