Donald the Kid

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Guten Morgen,

das Leben von Donald Trump hat mehr Gemeinsamkeiten mit dem Leben von Billy the Kid als mit dem von John F. Kennedy. Auch der Westernheld des späten 19. Jahrhunderts, der für viele vor allem ein Ganove war, zog als schillernde Figur durch Amerika. Seine Heldentaten kontrastierten mit einem Freundeskreis, der sich aus Revolverhelden, Viehdieben und Auftragskillern zusammensetzte.

Womit wir bei Steve Bannon wären. Der Architekt des Trump-Wahlsieges 2016, von dessen rauem Charme und rhetorischer Brillanz ich mich bei einem Abendessen in Zürich überzeugen konnte, sitzt seit gestern in Haft.

 © Privat

Die New Yorker Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Geld aus einer Online-Spendenaktion für den Bau der Trumpschen Mauer an der Grenze zu Mexiko abgezweigt und für persönliche Zwecke verwendet zu haben. Der Name der betreffenden Organisation: „We Build the Wall“.

Auch der übrige Freundes- und Helferkreis von Donald Trump wirkt wie ein Expertenrat für Steuerhinterziehung, Korruption und Manipulation. Bannon ist immerhin der sechste enge Mitarbeiter des Präsidenten, der von den Bundesbehörden angeklagt wird.

Paul Manafort kam im März 2016 in Trumps Wahlkampfteam und wurde im Juni zum Leiter befördert. Gerichte in Washington, D.C. und Virginia verurteilten Manafort im März vergangenen Jahres zu Haftstrafen von siebeneinhalb Jahren. Der Vorwurf: Steuerhinterziehung und Bankbetrug.

 © dpa

Roger Stone (Foto), ebenfalls ein enger Berater Trumps, beauftragt für den Wahlkampf, wurde im Februar zu einer Gefängnisstrafe von mehr als drei Jahren verurteilt. Stone hat sich unter anderem der Falschaussagen, der Behinderung von Ermittlungen und der Beeinflussung von Zeugen schuldig gemacht. Mitte Juli sollte Stone seine Haftstrafe antreten – die ihm Trump gerade noch rechtzeitig erließ.

Michael Flynn war 2017 nur 23 Tage als Nationaler Sicherheitsberater im Amt. Später räumte er im Zuge der Ermittlungen wegen möglicher russischer Einflussnahme auf die US-Präsidentenwahl 2016 ein, das FBI belogen zu haben.

Rick Gates, ein leitender Wahlkampfberater Trumps im Jahr 2016, wurde im Dezember vergangenen Jahres zu 45 Tagen Haft verurteilt. Gates hatte sich im Februar 2019 im Rahmen einer Vereinbarung mit US-Sonderermittler Robert Mueller schuldig bekannt, Finanzdelikte begangen und das FBI belogen zu haben.

 © dpa

Michael Cohen (Foto), der als Rechtsberater von Trumps Wahlkampfteam auch dessen „Fixer” genannt wurde, hatte sich 2018 vor Gericht mehrerer Vergehen schuldig bekannt, unter anderem einer Falschaussage vor dem US-Kongress und Verstöße gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung. Bei Letzterem handelte es sich um Schweigegeldzahlungen, die Cohen nach eigener Aussage im Auftrag “eines Kandidaten” an die Pornodarstellerin Stormy Daniels gezahlt hatte. Im Dezember 2018 wurde der Ex-Anwalt zu drei Jahren Haft verurteilt.

Fazit: Während die einen dieses Umfeld der Finsterlinge auch im Falle von Donald Trump magisch anzieht, stößt es andere an. So wie bei Billy the Kid, der schließlich im Kugelhagel seiner Gegner starb. Über ihn schrieb die „New York Times“ nach seinem Tod 1881:

Trotz seiner unschuldigen Erscheinung war er eine der gefährlichsten Personen, die dieses Land je hervorgebracht hat.

 © dpa

Nach vier Tagen der demokratischen „National Convention“ gab es heute nacht den feierlichen Abschluss. Joe Biden sprach die traditionellen Worte:

Mit großer Ehre und Demut nehme ich diese Nominierung für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika an.

Biden machte – nun auch ganz offiziell – die Fehler bei der Pandemie-Bekämpfung zum Wahlkampf-Thema:

Unser derzeitiger Präsident hat in seiner grundlegendsten Pflicht gegenüber der Nation versagt. Er hat uns nicht beschützt. Er hat Amerika nicht beschützt.

Der Demokrat beklagte die mehr als 170.000 Corona-Toten im Land und warf Trump Planlosigkeit vor.

Vereint können und werden wir die Zeit der Dunkelheit in Amerika überwinden.

Doch war diese Convention ein Erfolg? Kann man so Donald Trump schlagen? Dazu sagt unser Korrespondent in Washington, D.C., Peter Ross Range:

Die Show fühlte sich manchmal so an wie das Spektakel bei den Oscars.

Das Programm war, aus meiner Sicht, nicht sehr geeignet, das politische Zentrum zu erreichen, insbesondere die weiße Arbeiterklasse.

Klick aufs Bild führt zur aktuellen Podcast-Folge

Der russische Oppositionspolitiker Alexei Nawalny wurde offenbar Opfer eines Giftanschlags. Er liegt im Koma und soll nun nach Berlin in die Charité ausgeflogen werden, da sein Zustand sehr kritisch ist. Ob das so passieren wird, ist offen: Nawalnys Sprecherin berichtet am heutigen Morgen von einem Transportverbot.

 © dpa

Der Filmproduzent Jaka Bizilj, der die Cinema for Peace Foundation gegründet hat, setzt sich für Nawalny ein und hilft mit, seinen Transport nach Berlin zu organisieren. Er berichtet:

Es gibt Spezialisten, die dafür ausgebildet sind, einen Komapatienten, der beatmet wird, über mehrere Stunden auf einer längeren Flugstrecke zu betreuen. Es ist alles andere als leicht, so ein Flugzeug so schnell zu organisieren. Aber es ist uns gelungen.

Sein Zustand ist sehr kritisch, aber in der Abwägung überwiegen die Vorteile, ihn nach Berlin zu fliegen und hier behandeln zu können.

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Auf den Eintritt des Berliner Lieferservices Delivery Hero in den Dax folgte ein Wechselbad der Gefühle. Heiter gab man sich bei Delivery Hero selbst, wo der Aufstieg in die Champions League der Deutschen gefeiert wurde. Vorstandschef Niklas Östberg versprach:

Wir wachsen weiterhin exponenziell. Dies ist erst der Anfang.

Verhalten reagierten hingegen die Investoren. Sie bewerteten die Aktie mit einem Abschlag von 2,06 Prozent bei Handelsschluss. Gerade jetzt schaut man strenger auf Ergebnisse, weniger auf Ankündigungen.

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In Amsterdam, wo die Liefergruppe Just Eat Takeaway als einer der potentesten Widersacher von Delivery Hero ihren Firmensitz hat, sah man sich zu einer Warnung herausgefordert. Vorstandschef Jitse Groen sprach im „Manager Magazin“ von „einer Blase“, die sich derzeit bilde. Lieferdienste würden mit Investorengeldern geradezu überschwemmt.

Praktisch niemand investiert mehr in Onlinetravel. Stattdessen wird nun wieder der Lieferbereich geflutet.

Wenn die Blase platzt, werden viele bankrottgehen.

Fazit: Der Vorstand der Deutschen Börse AG, der bisher ungeschoren aus dem Wirecard-Debakel hervorgegangen ist, dürfte die nächste Pleite im Dax nicht unbeschadet überstehen. Jeder Marktplatz braucht gestrenge Marktwächter.

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Die Errichtung der Tesla-Gigafactory im Berliner Umland bedeutet ein deutsches Faszinosum: Nach langer Durststrecke eignet sich dieses Bauvorhaben wieder für PR-Auftritte von Ministern und Staatssekretären. Elon Musk schreibt auf Twitter:

Dankeschön Brandenburg & Grünheide!

Nun steht auch die Errichtung einer Batteriezellenfabrik in Deutschland zur Debatte. Im „Earnings-Call“ des US-Autobauers kündigte Musk an, dass Tesla eine solche Fabrik plane, die mindestens die in Brandenburg produzierten E-Fahrzeuge versorgen könne. In Potsdam hofft man, dass Brandenburg, wo das Badeparadies „Tropical Island“ bisher das visionärste Projekt der vergangenen Jahre war, bald schon ein europäischer Hotspot für die Entwicklung von Batteriezellen entsteht.

Eine Infografik mit dem Titel: Tesla fliegt hoch

Aktienkurs nach Split-Ankündigung um mehr als 40 Prozent gestiegen, in US-Dollar

Das hat es noch nicht gegeben. Deutsche Reise-Start-ups schmieden eine Allianz gegen ihren wichtigsten Werbeverbündeten: Google!

Nachdem ein Brief an verschiedene Google-Manager, darunter Philipp Schindler, den wichtigsten Deutschen im Silicon Valley, ohne Wirkung blieb, zünden die Gründer von Dreamlines, Flixbus, GetYourGuide, Homelike, HomeToGo, Omio, Tourlane und Trivago die nächste Eskalationsstufe: Sie werfen dem Internet-Konzern öffentlich Marktmissbrauch vor.

Besonders im Nachgang der Corona-Pandemie fühlen sie sich von Google ins Abseits gespielt: Auf der einen Seite ist Google wichtigster Werbepartner für diese Unternehmen. Auf der anderen Seite bietet Google eigene Reise-Dienstleistungen an. Als die Start-ups zum Start der Corona-Pandemie wegen ihrer pulverisierten Umsätze um Stornierung der Werberechnungen baten, kam Google im Gegensatz zu Facebook und Microsoft dem nicht nach.

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GetYourGuide-CEO Johannes Reck und FlixMobility-CEO Jochen Engert äußern sich exklusiv im Tech Briefing von ThePioneer. Johannes Reck sagt:

Das Unternehmen missbraucht seine Dominanz als Suchmaschine, indem es enorm viele Gebühren, Inhalte und Daten von seinen Werbepartnern erhebt. Diese Einblicke nutzt Google, um eigene Produkte zu entwickeln, mit denen das Unternehmen noch mehr Gebühren von seinen Partnern verlangen kann. Die Vision von Google ist es, dass es in fünf bis zehn Jahren nur noch eine Reiseplattform gibt - und die heißt Google.

Es ist höchste Zeit die Gesetzeslage zu reformieren und die Google-Suche als eine gemeinnützige Infrastruktur einzustufen. Wir brauchen dringend einen Schutz vor dem Missbrauch von Googles Dominanz bei der Online-Suche und wir müssen dafür sorgen, dass das Unternehmen gemäß der ursprünglichen Verpflichtung seiner Gründer agiert. Google soll das Portal zum Internet sein - und nicht ein Quasi-Monopol, dass seine Partner unter Druck setzt, anstatt ihnen beim Wachstum zu helfen.

Google schweigt, aber die EU ist hellhörig geworden. Welche Szenarien jetzt durchgespielt werden, lesen Sie im heute erscheinenden Tech Briefing Newsletter meines Kollegen Daniel Fiene.

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Sein eigenes Versagen im Wirecard-Skandal hat der Wirtschaftsprüfer EY noch nicht vollständig aufgeklärt. Einen ersten Zwischenstand hat man nun aber vermelden können, und der hat es in sich. Dass sich 1,9 Milliarden Euro Bilanzmasse in Luft auflösen konnten, war - nach aktuellem Ermittlungsstand - das Ergebnis eines dramaturgischen Geniestreichs.

Die Unternehmensspitze rund um Deutschland-Chef Hubert Barth geht laut internen Untersuchungen davon aus, dass der in Russland vermutete Wirecard-Vorstand Jan Marsalek allen ernstes Schauspieler engagiert habe, um die Wirtschaftsprüfer zu täuschen. Professionelle Darsteller hätten demnach Bankmitarbeiter, die EY auf den Philippinen besucht hat, gespielt, Kulissen seien errichtet worden, um die Umgebung von Bankzweigstellen realistisch nachzustellen.

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Erst im Juni erkundigten sich EY-Mitarbeiter bei den Zentralstellen der philippinischen Banken selbst, statt weiter den Zweigstellenangestellten zu glauben. Wenige Tage später war Wirecard insolvent.

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Apple, das wertvollste Unternehmen der Welt, hat seinen Börsenwert seit dem Corona-Tief im März mehr als verdoppelt. Mit einer Marktkapitalisierung von 2,029 Billionen Dollar stellt das Tech-Unternehmen nun das Bruttoinlandsprodukt der meisten Staaten in den Schatten, darunter Brasilien, Kanada und Russland:

Eine Infografik mit dem Titel: Apple größer als Staaten

Nur acht Länder haben laut Bloomberg und Weltbank ein höheres Sozialprodukt als Apples Marktkapitalisierung

Der Unterschied liegt auf der Hand: Apple verfügt über ein funktionierendes Geschäftsmodell. Die meisten Staaten nicht. Apple lebt von echten Kunden, die meisten Staaten von der Kreditvergabe der Banken.

Ich wünsche Ihnen einen heiteren Start in das Wochenende. Es grüßt Sie herzlichst Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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