Ein Präsident im Feuer

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Guten Morgen,

es sind düstere Zeiten für leidenschaftliche Transatlantiker. Donald Trumps Eskapaden machen es auch den größten Amerika-Anhängern hierzulande schwer.

Das „Land of the free“ ist für viele nur noch das „Land of the freak“.

Doch nun mehren sich die Anzeichen, dass der ungewöhnliche Präsident keine zweite Amtszeit bekommen dürfte. Die Kritik greift Raum, die Pfeile kommen näher. Vier Probleme setzen Trump kräftig unter Druck.

 © dpa

► Der Oberste Gerichtshof der USA hat entschieden, dass die Staatsanwaltschaft New York die Finanz- und Steuerunterlagen von Donald Trump verlangen darf. Diese versucht Trump seit Jahren zurückzuhalten, wahrscheinlich mit gutem Grund. Dabei ist die Veröffentlichung geübte Praxis bei US-Präsidentschaftskandidaten.

Der Republikaner ist seit Jimmy Carter, der 1977 ins Weiße Haus einzog, der einzige Präsident, der seine Steuerunterlagen im Wahlkampf nicht veröffentlicht hat. Auf das Urteil des Obersten Gerichtshofs reagierte Trump wie gewohnt: mit Beschimpfungen. Das sei eine „politische Hexenjagd“. Aufgewacht ist nun auch sein Herausforderer Joe Biden:

Veröffentlichen Sie Ihre Steuererklärung oder halten Sie ihren Mund!

Eine Infografik mit dem Titel: Biden klar vor Trump

Wer sollte die Präsidentschaftswahl 2020 gewinnen? Durchschnittliche Werte von nationalen Umfragen, in Prozent

► Man könnte ja denken, dass jeder, der mal mit Donald Trump zusammen gearbeitet hat, bereits ein Enthüllungsbuch über den Präsidenten geschrieben hat. Aber da gibt es ja noch die Familie.

In einem neuen Buch rechnet die Nichte Trumps, Mary Trump, mit ihrem Onkel ab. „Tell-all“-Book nennen die US-Amerikaner die kritischen Werke enttäuschter „Ex“. Mary Trump schreibt darin, etwa dass der junge Trump beim College-Test geschummelt habe und er die „Gesundheit, die wirtschaftliche Sicherheit und das soziale Gefüge der Welt bedroht“.

 © Simon & Schuster/AP

Die „New York Times“ kommentierte süffisant:

Das Buch wirft ein kaltes Licht auf die Verwandten, die sie als dysfunktional beschreibt.

Der Krisenmanager Trump versagt. Die USA sind mit mehr als drei Millionen Corona-Infizierten Weltmeister der Pandemie. 130.000 Menschen sind bereits an oder mit Covid-19 in den USA gestorben. Die Zahl der Neuinfektionen lag am vergangenen Dienstag bei über 60.000. Ein Rekordwert!

► Die Öffentlichkeit wendet sich von dem Präsidenten ab, wie es bei früheren Krisen nie passierte. Das hat das britische Magazin Economist analysiert. Demnach kam John F. Kennedy in der Kubakrise auf eine Zustimmung in der Bevölkerung von 74 Prozent, Jimmy Carter nach der Geiselkrise im Iran auf 60 Prozent. Der Kriegseinsatz in Kuwait führte George Bush Senior auf Rekordwerte von 89 Prozent Zustimmung. Sein Sohn George W. Bush erreichte nach den Terroranschlägen in New York 90 Prozent. Donald Trump pendelt zwischen 40 und 46 Prozent.

Fazit: Donald Trump kann nur noch die irische Volksweisheit trösten: „Es ist schlimmer, einen guten Ruf zu verlieren als nie einen gehabt zu haben.

 © imago

Eine der großen Persönlichkeiten der deutsch-amerikanischen Beziehungen ist John Kornblum. Der heute 77-Jährige war von 1997 bis 2001 US-Botschafter in Deutschland. Als Ronald Reagan im Jahr 1987 am Brandenburger Tor seine berühmte Rede hielt und den legendären Satz „Mr. Gorbachev, tear down this wall!“ sprach, war Kornblum nicht nur als außenpolitischer Berater vor Ort. Dass Reagan die Rede vor dem Brandenburger Tor direkt an der Mauer hielt, war Kornblums Idee.

 © dpa

Meine neue Kollegin Franziska von Haaren hat mit Kornblum über die angespannten Beziehungen gesprochen. Er geht auch mit Deutschland kritisch ins Gericht:

Deutschland reagiert sehr empfindlich, wenn sich die Beziehungen verändern. Und sie sind nicht immer bereit, zu verstehen, dass die Position der anderen vielleicht auch berechtigt sein könnte. Das ist vor allem ein deutsches Problem.

Doch die aktuelle Lage in seiner Heimat macht ihm große Sorgen:

In Amerika brennt es an allen Ecken und Enden.

Schuld daran sei vor allem Donald Trump:

Er ist sehr egoistisch und versucht das, was er sagt, wirklich umzusetzen. Und das ist das eigentlich Schlimme.

Das gesamte Interview lesen Sie auf ThePioneer.de.

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In Berlin wird ein heißes Gerücht gehandelt, das einen der wichtigsten Berater der Kanzlerin betrifft. Es geht um Kanzleramtschef Helge Braun, Krisenmanager, Vertrauter und geräuschloser Organisator des Merkelschen Regierungsalltags.

Er könnte noch vor der Bundestagswahl nach Hessen wechseln und dort den Generationswechsel an der Spitze der Landesregierung einleiten. Mehr dazu im Hauptstadt-Newsletter unter ThePioneer.

 © dpa

Die Corona-Pandemie hat systemrelevante Heldinnen und Helden in Krankenhäusern, Arztpraxen und an der Supermarktkasse hervorgebracht – es gibt Krisengewinner wie die Hersteller von Toilettenpapier und die Macher von Netflix. Aber es gibt auch Verlierer: die Kulturszene. Künstler, Musiker und Filmschaffende leiden.

Für den Morning Briefing Podcast habe ich mit der Schauspielerin und Komikerin Annette Frier gesprochen. Bekannt wurde sie durch Fernsehshows wie „Switch“ und „Schillerstraße“.

Seit Mai dreht sie und ihr Auftragsbuch füllt sich wieder. Doch sie macht sich Sorgen um ihre Kolleginnen und Kollegen:

Ich höre viel über die Automobilindustrie und andere Wirtschaftszweige. Über die Kultur wird nur wenig gesprochen, außer dass man sich freut, wenn gemeinsam Lieder gesungen werden. Aber das kann natürlich nicht die Lösung sein.

Die Corona-Pandemie zwingt auch die Schauspieler am Set zu Einschränkungen:

Es ist natürlich unmöglich, einen Film mit Liebesszenen mit einem Meter Abstand zu drehen.

Auch über ihre ganz persönlichen Erfahrungen während des Lockdowns berichtet sie:

Ich fand es schon interessant, dass man mal gezwungen war, aus dem Hamsterrad wirklich auszusteigen und die Dinge von einer anderen Perspektive zu betrachten.

Wir müssen da gemeinsam durch. Das ist die eigentliche Lehre für mich. Diese Solidarität ist unabdingbar. Und zwar auf allen Ebenen im Leben.

 © dpa

Hate Speech, Fake News, Cyber Mobbing – die schmerzhaften Nebenwirkungen des digital vernetzten Zeitalters sind mit dem Tech-Konzern Facebook verbunden. Das soziale Netzwerk wächst weltweit und hat die Marke von 2,5 Milliarden Nutzern geknackt. Doch die Imageprobleme wachsen mit.

900 Unternehmen haben sich der Initiative „Stop Hate for Profit“ angeschlossen und ihre Werbung auf Facebook gestoppt. Als der Konsumgütergigant Unilever sich dem Boykott anschloss, verlor Facebook an einem Tag 56 Milliarden Dollar Börsenwert.

Eine Infografik mit dem Titel: Facebook dominiert Social-Media-Welt

Marktanteile einzelner Plattformen nach Seitenabrufen weltweit von April 2019 bis Juni 2020, in Prozent

Was ist die Antwort von Facebook? Darüber hat mein Kollege Daniel Fiene mit dem Deutschland-Chef des Unternehmens, Tino Krause, gesprochen. Der Manager gibt eher selten Interviews. Für das Tech Briefing macht er eine Ausnahme. Krause sagt:

Wir verdienen mit Hate Speech und Hassrede kein Geld. Wir haben gar kein Interesse daran. Wir verstehen auch, dass Werbetreibende ein sicheres Umfeld wollen. Klar ist aber auch: Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Nur weil wir etwas verbieten, heißt es nicht, dass die Themen nicht wieder auftauchen.

Das ganze Gespräch hören Sie in der aktuellen Ausgabe des Tech Briefing Podcasts und im Tech Briefing Newsletter, den Sie kostenlos hier abonnieren können.

Der Weg für die Eigenständigkeit des Siemens-Energiegeschäfts ist frei. Die außerordentliche Hauptversammlung hat die Abspaltung von Siemens Energy mit klarer Mehrheit abgenickt. 99,36 Prozent stimmten am Donnerstag dafür.

Kommt jetzt nichts mehr dazwischen, werden am 25. September 55 Prozent von Siemens Energy an die Aktionäre verteilt, ab dem 28. September sollen die Papiere an der Börse gehandelt werden.

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Siemens-Chef Joe Kaeser sprach von einem „historischen Tag für Siemens“:

Die Verselbstständigung des Siemens-Energiegeschäfts ist weder ein Schnellschuss noch eine Notlösung, weder eine Zerschlagung noch eine Modeerscheinung. Wir bauen ein neues Unternehmen.

Eine Infografik mit dem Titel: Siemens: Aktie im Zickzackkurs

Kursverlauf seit Joe Kaesers Wechsel an die Konzernspitze am 1. August 2013, in Euro

Kaeser musste den Aktionären indes erklären, warum Siemens Energy ein attraktives Unternehmen ist, Siemens selbst es aber nicht mehr im Konzern haben will.

Kaeser sagte, dass ein eigenständiges Unternehmen schneller und flexibler reagieren könne. Zudem müsse es nicht mehr mit den anderen – meist ertragsstärkeren – Geschäftsfeldern um Investitionen konkurrieren, sondern könne selbst am Kapitalmarkt aktiv werden.

Der scheidende CEO wechselt jedenfalls zum schnellen und flexiblen Unternehmen. Joe Kaeser soll Aufsichtsratschef von Siemens Energy werden.

Am vergangenen Donnerstag besuchten wir mit der Pioneer One und rund 30 Pioneers die Ausstellung „Heimweh“ in der Villa Schöningen in Potsdam. Der erfolgreiche Jazztrompeter Till Brönner, der als einziger deutschsprachiger Jazz-Musiker beim früheren US-Präsidenten Barack Obama eingeladen war, zeigte dort sein anderes Talent: die Fotografie.

 © dpa

In der Ausstellung am Fuß der Glienicker Brücke können Besucher 40 einfühlsam inszenierte, intensive Schwarz-Weiß-Momentaufnahmen aus Brönners monatelanger Reise durch das Ruhrgebiet sehen. Die Porträts der Menschen, die den schmerzhaften Wandel ihrer Heimat mit außergewöhnlichem Stolz begehen, beeindrucken.

Till Brönner begleitete uns durch die Schau, im Anschluss unterhielt er sich mit Gabor Steingart über die Fotografie, die Musik und die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Kreativbranche:

Ich weiß noch nicht, wie das mit meinen Mitarbeitern und musikalischen Partnern in den nächsten Monaten weitergehen soll. Ich möchte über nächstes Jahr auch gar nicht nachdenken und kann nur hoffen, dass die Politik sich im Land der Dichter und Denker in Kürze artikuliert.

Das gesamte Gespräch mit diesem außergewöhnlichen Künstler veröffentlichen wir heute um 12 Uhr. Wir freuen uns, Ihnen diesen hochwertig produzierten Sonder-Podcast zum Wochenausklang präsentieren zu dürfen. Sie finden ihn auf ThePioneer.de, bei Spotify und Deezer sowie bei Apple Podcasts.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen inspirierenden Tag.

Pioneer Editor, Gründungs-Chefredakteur The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Gründungs-Chefredakteur The Pioneer

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