Energie: Grüne in der Sackgasse

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Guten Morgen,

„if you’re in a hole, stop digging”, sagen die Amerikaner: Wenn du in der Grube hockst, hör auf zu graben.

Die Grünen ignorieren diesen wohlmeinenden Rat mit großer Zielstrebigkeit. Erst verstolperten sie ohne Fremdeinwirkung ihre Kanzleramtsambition, nun manövrieren sie sich energiepolitisch in die Sackgasse. Beides hängt unmittelbar miteinander zusammen:

  • Die Grünen sind aus historischen Gründen gegen die Nutzung der Kernenergie. Tschernobyl und Fukushima stecken ihnen in den Knochen. Sie fürchten den GAU.

Tschernobyl: Stahlbogen über der Atomruine © dpa
  • Gleichzeitig sind sie aber auch gegen die Verstromung der Steinkohle. Zu viel Dreck, zu viel CO2. Also zügig raus aus der Kohle.

  • Die Inbetriebnahme der russisch-deutschen Gaspipeline Nord Stream 2 behagt ihnen genauso wenig. Zu groß sei die Abhängigkeit von Putin, sagt Annalena Baerbock. Sie will Gazprom die Betriebserlaubnis verweigern.

Wladimir Putin © imago
  • Windparks und größere Solaranlagen im Umkreis von Wohnsiedlungen lehnen die Grünen ebenfalls ab. Damit werde die Landschaft zerstört. Deshalb hinkt das grün geführte Baden-Württemberg beim Ausbau der Erneuerbaren auch hinterher.

Windpark © dpa
  • Große Trassen für den Stromtransport von Nord- nach Süddeutschland sind den Grünen auch nicht recht. Sie stellen sie unter den Vorbehalt einer umfangreichen Bürgerbeteiligung. Demokratie geht vor. Dabei müssten laut Bundesnetzagentur 1.650 Kilometer Starkstromtrassen in Deutschland neu gebaut werden.

Strommasten © dpa

Jede dieser Positionen kann eine ökologische Partei aus guten Gründen beziehen. Aber nicht alle auf einmal. Zumindest dann nicht, wenn man Europas größte Volkswirtschaft zum Wohle aller mitregieren will.

Fazit: Die Grünen brauchen vor ihrem Regierungsantritt dringend das klärende Selbstgespräch. Wer sind sie und wenn ja, wie viele?

Die Umweltpartei hat das Bundeskanzleramt nicht etwa wegen biografischer Übertreibungen ihrer Spitzenkandidatin verfehlt. Sie hat es verfehlt, weil das Volk von einer Kanzlerpartei deutlich mehr erwartet, als die Pflege ihrer Leidenschaften und die Addition des Partikularen. Es erwartet die glaubwürdige Suche nach dem Gemeinwohl, das Ausbalancieren und Aushalten von Gegensätzen und als Voraussetzung für gute Politik erwartet es auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion.

Genau daran hapert es – vor allem in der Klima- und Energiepolitik. Die Grünen fordern fröhlich vor sich hin, als wollten sie den Oscar für die beste Oppositionsarbeit gewinnen. Unbekümmert treiben sie den Stollen in die immer gleiche Grube. Sie wollen regieren ohne zu reflektieren. Oder wie der schottische Historiker Thomas Carlyle zu sagen pflegte:

Der schlimmste aller Fehler ist, sich keines solchen bewusst zu sein.

Jens Weidmann © imago

Ich bin zur Überzeugung gelangt, dass mehr als zehn Jahre ein gutes Zeitmaß sind, um ein neues Kapitel aufzuschlagen – für die Bundesbank, aber auch für mich persönlich.

Mit diesen Sätzen verabschiedet sich Bundesbankpräsident Jens Weidmann Ende des Jahres vorzeitig aus dem Amt. Seine Amtszeit sollte eigentlich noch bis 2027 andauern.

Schon seit längerem lebte Weidmann ein Leben in der Sackgasse. Die EZB – und mittlerweile auch die Deutschen in der EZB – teilen seine ordnungspolitische Gesinnung nicht. Ihr Kompass ist nicht sein Kompass. Die stabilitätsorientierte Stimme der Bundesbank blieb hörbar, wie er in seinem Abschiedsbrief an die Mitarbeiter schreibt. Aber das war's dann auch: Sie wurde gehört, aber nicht befolgt.

 © dpa

Im EZB-Rat wird Weidmann menschlich respektiert und fachlich belächelt. Die Vertreter der Geldflutungspolitik, die ihre dirigistische Haltung mittlerweile zur „Modern Monetary Theory“ veredelt haben, sehen sich nicht als Krisenmanager, sondern als Apologeten einer neuen Zeit.

In dieser neuen Zeit...

  • hilft die Notenbank, Staaten zu stabilisieren und zu steuern.

  • betreibt sie durch die Klassifizierung der Unternehmen in braune und grüne eine eigene Klimapolitik.

  • träumt sie davon, durch die Einführung von Digitalgeld und Kundenkonten bei der Zentralbank direkt auf die private Nachfrage stimulierend oder bremsend zu wirken.

  • sieht sie sich als wirkungsvollste operative Einheit des vereinten Europa, als Vorstufe zum europäischen Finanzminister mit eigenem Budgetrecht, wie es den Franzosen seit längerem schon vorschwebt.

Weidmann hat die Geldflutungspolitik immer nur als Reaktion auf die Finanzmarktkrisen gesehen, nicht als Ausgangspunkt einer neuen Reise. Emotionslos hat er den Kurs von Draghi und Lagarde mitgetragen. Dessen Fortsetzung in Permanenz hält er für einen historischen Fehler.

Mario Draghi © imago

Hinzu kommt die Enttäuschung, 2019 nicht Draghis Nachfolger als neuer Präsident der EZB geworden zu sein. Merkel, seine einstige Chefin im Bundeskanzleramt, ließ ihn verglühen. Im Postenpoker mit Macron, der Merkel schließlich die EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen überließ, fiel die EZB-Spitze an die Franzosen.

EZB-Chefin Christine Lagarde  © dpa

Für Wehmut ist in der Politik wenig Platz. Weidmanns Entscheidung nehmen sowohl die Grünen als auch die FDP zum Anlass, über den künftigen geldpolitischen Kurs der Bundesbank zu diskutieren. Die Personalie wird nun zum Gegenstand der Koalitionsverhandlungen. „Die FDP empfiehlt Deutschland Kontinuität“, twittert Christian Lindner. Robert Habeck schlägt in der „Süddeutschen Zeitung“ deutlich andere Töne an. Er fordert, den Abschied als Chance für einen Neuanfang zu nutzen:

Für die Zukunft braucht es eine Bundesbank, die auf der Höhe der Herausforderungen der Zeit agiert.

Damit sind die Karten gemischt, aber noch nicht ausgespielt. Die Finanz- und Geldpolitik rückt ins Zentrum des Koalitionspokers. Weidmann spielt nicht mehr mit. Aber er liefert den Maßstab.

Die deutschen Neocons

Eine neue Agentur kämpft gegen den "politischen Linksdrift" und will Konservatismus beleben.

Briefing lesen

Veröffentlicht in Hauptstadt – Das Briefing von Michael Bröcker Gordon Repinski .

Briefing

Kevin Kühnert © dpa

Der Bürger wählt keine zerstrittenen Parteien.

Diese Wahlkampfweisheit scheint sich mit Blick auf die Union einmal mehr zu bestätigen, wie eine Umfrage des Allensbach-Instituts für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ belegt. Offenbar hat der Eindruck der Zerstrittenheit von CDU und CSU maßgeblich zur Niederlage bei der Bundestagswahl geführt.

  • Lediglich 18 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die Union als geschlossen angesehen hätten – 57 Prozent aber als zerstritten.

  • Die SPD werteten 39 Prozent als einig und nur 20 Prozent als zerstritten.

Damit wären Markus Söder und Kevin Kühnert die entscheidenden Figuren. Der eine durch seine öffentlich vorgetragene Ambition. Der andere durch sein Schweigen.

Markus Söder © dpa
Katarina Adam © HTW Berlin

Der Bitcoin hüpft weiterhin von einem Meilenstein zum nächsten: Erst gestern hat er seinen historischen Höchstwert von 64.870 US-Dollar übertroffen. Trotz eines Kurses von nun über 66.000 US-Dollar pro Bitcoin scheint das Verlangen der Investoren weiterhin nicht gestillt.

Im heutigen Morning Briefing-Podcast lassen wir deshalb mit Prof. Dr. Katarina Adam eine Expertin für Blockchain-Technologien zu Wort kommen. Gemeinsam mit meinem Kollegen Stefan Lischka spricht sie über die dem Bitcoin zugrunde liegende Technologie, die Volatilität des Bitcoin-Kurses und ihre Erwartungen an eine mögliche Ampel-Koalition.

Dass man in der Anfangsphase einer solchen Technologie Verluste zu tragen habe, sei deshalb normal:

Der Markt für Bitcoin ist nach wie vor ein Markt für Spekulanten. Es gibt keine Banken- oder Sicherheitsgesetze, auf die man zurückgreifen kann. Deshalb muss man gewillt sein, einen möglichen Verlust zu tragen.

Klick aufs Bild führt zur Podcast-Page

Sie betont:

Momentan sind wir in der Entdeckerphase. Dass es dort Ausschläge gibt, die am Ende auch viel Geld verbrennen, gehört zu dieser Zeit dazu.

Mark Zuckerberg © dpa

Facebook will mehr sein als das einst von Mark Zuckerberg in einer Harvard-Studentenwohnung erfundene soziale Netzwerk. Nun zieht der Konzern – zu dem auch WhatsApp und Instagram gehören – die logische Konsequenz: Ein neuer Name soll her.

Bereits in der kommenden Woche werde Konzernchef Zuckerberg die Namensänderung bekannt geben, berichtet das US-Technologie-Portal „The Verge“. Facebook wäre dann nur noch eines der Produkte unter einer neuen Muttergesellschaft.

 © dpa

Hintergrund der Namensänderung ist auch Facebooks Fokus auf das neue Projekt „Metaverse“, eine virtuelle Welt, die die Zukunft der sozialen Netzwerke bilden soll. Dabei geht es um nicht weniger als die Weiterentwicklung des Internets. In einem Netzwerk dreidimensionaler Welten könnte sich ein Nutzer mit eigener Identität bewegen und dabei mit Individuen aus der ganzen Welt interagieren.

Ein Avatar, also ein dem Original-User nachgebildetes Internet-Lebewesen, stünde dann im Mittelpunkt aller Kommunikation. Die heutigen Facebook-Posts wirken wahrscheinlich bald schon ähnlich antiquiert wie Opas Briefmarkensammlung und Omas Poesie-Album.

Mark Schneider, Nestlé-CEO © dpa

Nestlé konnte in den vergangenen neun Monaten des Jahres sein Wachstum fortsetzen: Im dritten Quartal 2021 erlöste der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern mit Sitz in der Schweiz rund 59 Milliarden Euro – 2,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Vor allem mit 7,6 Prozent organischem Wachstum – ohne Firmenverkäufe und Wechselkurseffekte – konnte Nestlé die Investoren überzeugen. „Im dritten Quartal nahmen wir verantwortungsvoll Preisanpassungen vor und setzten gleichzeitig unser starkes internes Realwachstum fort“, sagte Konzernchef Ulf Mark Schneider. 1,6 Prozent des Wachstums seien auf diese Preiserhöhungen zurückzuführen.

Wir lernen: Was der Bürger als Geldentwertung erlebt, führt in den Konzernkassen zu schönen Umsatz- und Gewinnzahlen. Des einen Leid ist Nestlés Gewinn.

Elon Musk © dpa

Auch im dritten Quartal 2021 konnte Tesla liefern. 240.000 Fahrzeuge verkaufte der Elektroautobauer in den vergangenen drei Monaten – so viel wie noch nie. Währenddessen klagen die Konkurrenten noch immer über fehlende Chips. Volkswagen könnte im Stammwerk Wolfsburg im laufenden Jahr so wenige Autos wie zuletzt 1958 produzieren.

Eine Infografik mit dem Titel: Tesla vorn

Börsenwert: Tesla im Vergleich zu den größten europäischen und asiatischen Autokonzernen, in Milliarden US-Dollar

Bei Tesla dagegen brummt das Geschäft. Der Umsatz stieg auf 13,8 Milliarden Dollar – 57 Prozent über den Ergebnissen des Vorjahres. Auch der Nettogewinn liegt mit 1,6 Milliarden Dollar 389 Prozent über den 331 Millionen im dritten Quartal 2020. Erst seit 2020 schreibt der Konzern überhaupt schwarze Zahlen.

Eine Infografik mit dem Titel: Tesla im erneuten Aufschwung

Kursverlauf der Tesla-Aktie seit Oktober 2020, in US-Dollar

Chip-Autonomie: Besiegt Europa den Halbleiter-Mangel?

Im Interview: Coroplast-CEO Natalie Mekelburger über die Herausforderungen der Automobilzulieferer

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Veröffentlicht in Tech Briefing Business Class Edition von Christoph KeeseLena Waltle.

Podcast mit der Laufzeit von

Linde Rohr-Bongard, Herausgeberin des „Kunstkompass“ © dpa

„Der Künstler hat nicht dafür zu sorgen, dass sein Werk Anerkennung findet, sondern dafür, dass es sie verdiene“, sagte einst die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Wie gerecht ein Künstler mit seinen Werken diesem Anspruch wird, dient seither auch dem Ranking „Kunstkompass“ als Grundlage, um jährlich die weltweit einflussreichsten Künstlerinnen und Künstler auszumachen. Gestern wurde nun die 51. Ausgabe der Rangliste vom Wirtschaftsmagazin Capital veröffentlicht.

Bemessen wird die Anerkennung nicht etwa durch den Verkaufspreis, sondern die Resonanz der internationalen Fachwelt auf die rund 30.000 zur Wahl stehenden Künstler. Dazu werden unter anderem Ausstellungen von nahezu 300 Museen, Rezensionen in Fachmagazinen und Auszeichnungen mit Punkten gewichtet.

Gerhard Richter © dpa

Gerhard Richter belegt dabei unangefochten die Spitzenposition. In der Kategorie Top-100-Gegenwartskünstler bekleidet er seit 18 Jahren den ersten Platz. Danach folgt der amerikanische Konzeptkünstler Bruce Nauman – Platz drei und vier wurden an die Deutschen Georg Baselitz und Rosemarie Trockel vergeben.

Yayoi Kusama © cnn

Für eine Überraschung sorgt in diesem Jahr die Japanerin Yayoi Kusama. Als ihr Markenzeichen gelten sogenannte Polka Dots, farbige Punkte, die Kusama auf Leinwände, Skulpturen und Menschen malt. Durch eine Ausstellung im Berliner Gropius Bau konnte sie jüngst auch das deutsche Publikum für sich begeistern. Die großen, rosafarbenen und mit Luft befüllten Tentakel in der Mitte des Gebäudes avancierten dabei zum beliebtesten Fotomotiv der Ausstellung und zum Trend in den sozialen Medien.

Yayoi Kusama im Berliner Gropius Bau © dpa

Der Kunstkompass“ hat Yayoi Kusama nun mit dem Spitzenplatz der Kategorie Stars von morgen“ ausgezeichnet. Und das trotz ihres fortgeschrittenen Alters von 92 Jahren.

Doch im Inneren der Künstlerin brennt offenbar ein kreatives Feuer. Über die Entstehungsweise ihrer Kunst sagt sie:

Ich übersetze die Halluzinationen und Obsessionen, die mich plagen, in Bilder und Skulpturen.

Ich wünsche Ihnen einen kreativen Start in den neuen Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste

Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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