Flüchtlingslager brennt

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Guten Morgen,

heute Morgen erreichen uns dramatische Bilder aus dem Süden Europas: Das Flüchtlingslager Moria, in dem sich 12000 Menschen befanden, steht fast vollständig in Flammen. Dem Brand vorausgegangen waren Unruhen unter den Migranten. Das Lager steht seit voriger Woche wegen 35 Corona-Fällen unter Quarantäne. Die örtliche Feuerwehr ist im Einsatz, um bei starken Winden von bis zu 60 Stundenkilometern das Lager zu löschen.

Bereits in der Nacht begannen die Behörden laut griechischen Medienberichten mit der Evakuierung des Lagers. Über Verletzte oder Tote gibt es derzeit keine Informationen. Bis zum Beweis des Gegenteils ist das Hoffen Pflicht. Unsere Gedanken sind heute Morgen bei den um ihr Leben kämpfenden Menschen.

Das brennende Flüchtlingslager Moria in Griechenland. © dpa
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Die Pharma Firma AstraZeneca, auf der weltweit große Hoffnung für einen Durchbruch in Sachen Corona-Impfstoff ruhen, hat ihre Testung unterbrechen müssen. Es waren beim Impfstofftest am Menschen ernste Nebenwirkungen aufgetreten, so dass die Firmenleitung sich schließlich für eine Testpause entschied. Nun wird untersucht, ob der Impfstoff Ursache der Nebenwirkungen ist. Die Verzögerung im Zulassungsverfahren ist auch für die Weltfinanzplätze eine Alarmmeldung. In Asien gaben die Kurse heute Morgen spürbar nach.

Geht es um Digitalisierung in Deutschland, werden unsere Spitzenpolitiker richtig leidenschaftlich - zumindest verbal. Bei ihrer Sommer-Pressekonferenz sagte Angela Merkel, sie wolle im letzten Jahr ihrer Kanzlerschaft vor allem die Digitalisierung anschieben:

Jeder Tag zählt.

Als sich die Spitze der Unionsfraktion vor einigen Tagen im Berliner Westhafen traf, ging es um Innovation und Digitalisierung. Motto des Treffens: „Jetzt. Zukunft.“

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Doch die Wahrheit kommt den Worten nicht hinterher. Zwei neue Studien zeigen, wo Deutschland wirklich steht:

  • Eine Umfrage unter Eltern ergab, dass nur bei jedem zehnten Schüler in Deutschland der Online-Unterricht reibungslos verlief. 50 Prozent der befragten Eltern gaben an, die Schulen seien gar nicht vorbereitet gewesen. Der Fernunterricht habe nur provisorisch stattgefunden.

  • Im „Digital Riser Report“ des European Center for Digital Competitiveness (ESCP) steht Deutschland als Absteiger da. Nur Italien schnitt in der G-7-Gruppe noch schlechter ab. Das Frankreich des Emmanuel Macron konnte sich dagegen deutlich verbessern und liegt in der digitalen Kompetenz nunmehr vor Japan und Kanada auf Platz 1.

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Die Gründe für den deutschen Abstieg analysiert heute im Morning Briefing Podcast Miriam Meckel. Sie ist Professorin an der Universität St. Gallen und Gründungsverlegerin der digitalen Bildungsplattform „ada“, benannt nach der ersten Programmiererin der Welt, der Britin Ada Lovelace.

Miriam Meckel sagt:

Das ist ein Trauerspiel, was wir da sehen. Als technologieoffene Industrienation müssten wir nach vorne rutschen, so wie Frankreich. Stattdessen rutschen wir um 52 Plätze nach hinten.

Wir reden viel, aber es führt nicht dazu, dass daraus Handlungen resultieren.

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Demografisch gesehen sind wir eine gesättigte, zugespitzt könnte man auch sagen, eine dekadente Gesellschaft.

Besser nichts ändern, das ist die Haltung von vielen. Für die technologische Transformation, durch die wir als Nation gerade gehen, ist das tödlich.

Ihr Fazit:

Wir müssen uns darauf einstellen, dass es das Normale nicht mehr gibt. Es gibt auch nicht das neue Normale. Es gibt nur die dauerhafte Veränderung. Und wer diese ohne Angst, mit Zuversicht und Mut anpackt, der hat vermutlich ein relativ gutes Leben.

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Heute ist ein wichtiger Tag für die Kultur- und Veranstaltungsbranche. Sie demonstriert am Mittag in Berlin gegen eine widrige Wirklichkeit. Die Branche leidet in der Corona-Krise ganz besonders. Entweder finden gar keine Konzerte, Festivals, Aufführungen und Ausstellungen statt, oder es gibt rigide Hygienekonzepte, die bei den Veranstaltern erst Frust, dann Mehrarbeit und schließlich Verluste produzieren.

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Das Bündnis #AlarmstufeRot fordert einen Dialog zur Rettung der Branche mit der Bundesregierung sowie Überbrückungs- und Kreditprogramme. Auch namhafte Künstler wie Udo Lindenberg oder die Toten Hosen haben sich dem Protest angeschlossen. Man kann nur hoffen, dass für das bisher innige Verhältnis der Deutschen zur Kultur das gilt, was Udo Lindenberg einst getextet hat:

„Hinterm Horizont geht's weiter

Ein neuer Tag

Hinterm Horizont immer weiter

Zusammen sind wir stark!

Das mit uns ging so tief rein

Das kann nie zu Ende sein

Sowas Großes geht nicht einfach so vorbei!

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Die Lufthansa verbrennt derzeit kaum Treibstoff, dafür aber viel Geld:

  • Trotz der Hilfe durch Kurzarbeitergeld verliert die Airline derzeit rund eine halbe Milliarde pro Monat, jede Stunde rund 700.000 Euro. Wenn der Konzern weiterhin so viel Geld verliere wie derzeit, sei die Kasse trotz der neun Milliarden Euro Staatshilfe in einem Jahr leer, berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Konzernkreise.

Eine Infografik mit dem Titel: Kennzahlen der Krise

Börsenwert

  • Die Flotte muss voraussichtlich um mehr als 100 Flugzeuge schrumpfen. Der Jobabbau dürfte größer ausfallen als bisher angekündigt: Rechnerisch fallen laut derzeitiger Planung 22.000 Stellen weg.

Eine Infografik mit dem Titel: Nichts für schwache Nerven

Kursentwicklung der Lufthansa-Aktie in den vergangenen zwei Monaten, in Euro

Hinzu kommt: Das Unternehmen mit einer Flottengröße von etwa 660 Maschinen besitzt derzeit kein Geschäftsmodell. Die Flugreise gilt nicht mehr als begehrlich, sondern als verdächtig. Wer früher zum erlauchten Kreis der Vielflieger zählte, ausgestattet mit Senator Card und Zugangsberechtigung zur Business Lounge, war der Held der Globalisierung. Jetzt gilt der „Senator“ als Restposten einer untergegangenen Zeit. Er wird nicht bewundert, sondern bemitleidet - meist schon vom eigenen Ehepartner.

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Aber nicht nur Airlines sind von der Pandemie hart getroffen. Auch die Flughäfen leiden. Wie sehr, zeigen die Daten von Deutschlands größtem Airport in Frankfurt am Main. Die Zahlen der Betreibergesellschaft Fraport für das Corona-Quartal Q.2 sind brutal:

So verzeichnet der Flughafen bei den Passagierzahlen mit 94,4 Prozent einen nie für möglich gehaltenen Rückgang. Der Umsatz verringert sich laut Geschäftsbericht um -74,5 Prozent auf 249,5 Millionen Euro. Während des Lockdowns machte der Konzern monatlich 150 Millionen Euro Verluste, im zweiten Quartal waren es insgesamt rund 223 Millionen Euro.

Eine Infografik mit dem Titel: Finanzielle Bauchlandung

Vergleich der Quartalsumsätze der Fraport AG in Q.1 und Q.2 2019 und 2020, in Millionen Euro

Auch für die elf Auslandsflughäfen, an denen die Fraport AG in unterschiedlicher Höhe beteiligt ist, sind die Zahlen wenig erfreulich. So meldete der Flughafen in Ljubljana, der zu 100 Prozent Fraport gehört, in Q.2 einen Passagierrückgang von 98,9 Prozent, da der Airport im März vorübergehend geschlossen war. In Lima, an dem Fraport zu 70 Prozent beteiligt ist, fiel der Rückgang mit 99,9 Prozent am höchsten aus. Außer in St. Petersburg und in Xi’an (China) liegt der Rückgang der Passagierzahlen für alle internationalen Flughäfen, an denen Fraport Anteile hält, bei über 90 Prozent.

Eine Infografik mit dem Titel: Deutschlands größtes Drehkreuz steht still

Passagieraufkommen am Frankfurter Flughafen, jeweils vom 20. bis 26. April

Meine Kollegin Franziska von Haaren aus dem Morning Briefing Team hat mit dem Mann gesprochen, der mit diesen Zahlen lebt: Matthias Zieschang. Der Finanzvorstand der Fraport AG sagt:

Aktuell haben wir 50.000 Passagiere pro Tag, ohne Corona wären es täglich 200.000 und mehr.

Die gestiegenen Infektionszahlen weltweit verschärfen die Krise des Airports weiter:

Wir hatten im Sommer zwar eine Erholung, die sich auch in den Passagierzahlen positiv niedergeschlagen hat. Aber wir hatten uns mehr erhofft. Das Hochschnellen der Infektionen in vielen Ländern verhindert die Normalisierung.

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Über die Folgen, die eine Reisewarnung für den Flughafen hat, sagt er:

Man kann klar erkennen: Immer wenn eine neue Reisewarnung für ein Land verkündet wird, merken das die Fluggesellschaften sofort in den Buchungszahlen, die dann deutlich nach unten gehen.

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Der wirtschaftliche Aufschwung verhält sich in diesen Tagen der Pandemie wie eine Fata Morgana in der Wüste. Wann immer ein Politiker Zeichen der Erholung sichtet, verflüchtigen sich diese Zeichen je genauer man hinschaut. Eine Politik der Projektionen hat eingesetzt, deren Ziel es ist, der Karawane Mut zu machen.

Gegenüber der US-Nachrichtenagentur Bloomberg hat Olaf Scholz jetzt eingestanden, dass auch er nicht mehr an den zunächst prophezeiten V-Verlauf der Konjunktur - schneller Absturz mit anschließender Blitzerholung - glaubt. Die wirtschaftliche und finanzielle Situation in Deutschland werde sich frühestens 2022 wieder normalisiert haben:

Ich hoffe, dass wir ab 2022 zu etwas zurückkommen, was der Normalität ähnelt.

Über die Höhe der Neuverschuldung in 2021 wollte Scholz keine Aussage treffen. Er betonte lediglich:

Im nächsten Jahr werden noch viele starke Aktivitäten erforderlich sein.

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Hintergrund der pessimistischen, man kann auch sagen wahrhaftigen, Aussagen des Finanzministers sind die Arbeiten der Steuerschätzer. Diese werden am Donnerstag der Öffentlichkeit präsentiert. Scholz aber kennt bereits die Grundtendenz des Rechenwerks. Demnach schrumpfen nicht nur die Einkommenssteuern und die Unternehmenssteuern, sondern durch die temporäre Absenkung der Mehrwertsteuer entsteht ein zusätzliches 20-Milliarden-Loch.

Fazit: Die neue Wahrhaftigkeit hat auch einen taktischen Grund: Scholz will im Wahljahr Angreifer sein und kein Gejagter.

Er gehörte beim Eklat der thüringischen Ministerpräsidentenwahl zu den tragischen Figuren. CDU-Fraktionschef Mike Mohring konnte seine Truppen nicht davon abhalten, mit der AfD den FDP-Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich zu wählen und verlor schließlich die Führungsämter in Fraktion und Partei. Jetzt wird Mike Mohring in Berlin aktiv. Wo und wie? Das steht im Newsletter „Hauptstadt- das Briefing.“

Plus: Warum dürfen Beamte mit Aktien von Unternehmen spekulieren, die sie eigentlich überwachen sollen? Der FDP-Bundesabgeordnete Frank Schäffler, der zugleich im Verwaltungsrat der BaFin sitzt, schlägt einen neuen Ethik-Kodex vor.

Der SPD-Kanzlerkandidat und Vizekanzler Olaf Scholz strebt höhere Steuern für Besserverdienende an, sein Vorgänger im Amt des Merkel-Stellvertreters hält diese für kontraproduktiv: „Mitten in einer der schwersten Wirtschaftskrisen für unser Land wird sicher niemand Steuererhöhungen durchführen“, sagte Sigmar Gabriel beim politischen Sightseeing auf der PioneerOne. Es müsse jetzt um die Frage gehen, „wie wir Investitionen und wie wir den Konsum mobilisieren, um aus der Krise herauszukommen“.

Gabriel sprach mit ThePioneer-Chefredakteur Michael Bröcker, zwei Dutzend Pioneers waren dabei. Hier lesen Sie, was Gabriel sonst noch zu den aktuellen Themen zu sagen hatte und warum er die Kanzlerin schätzt.

Sigmar Gabriel auf der Pioneer One.  © Anne Hufnagl

Und weil die Kollegen vom Hauptstadt-Team den politischen Diskurs lieben, den Perspektivwechsel schätzen und den persönlichen Austausch auch in Corona-Zeiten nicht missen wollen, haben sie zum zweiten Mal zum exklusiven und Virus-bedingt kleinen Empfang geladen. After Politics heißt das neue Format auf dem Freideck. Von Gelb bis Grün, von Rot bis Schwarz waren sämtliche politische Farben vertreten, der milde Abend temperierte den sonst so aufgeregten Ton in der Hauptstadt.

 © Anne HufnaglGordon Repinski, Michael Bröcker, Alexander Dobrindt, Dorothee Bär © Credit: Anne Hufnagl

Wenn Sie auch am politischen und geistigen Leben der Hauptstadt teilhaben wollen, wozu ich Sie ja ermuntern, um nicht zu sagen verführen möchte, dann würde ich Ihnen einen Blick auf unseren Eventkalender empfehlen. Ich hoffe, wir sehen uns bald!

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Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag, trotz aller Widrigkeiten. Es grüßt Sie auf das Herzlichste Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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