Impfstoff: CureVac vor Durchbruch

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Guten Morgen,

das Jahr 2020 war bisher ein Jahr der bösartigen Zumutungen; jetzt sucht es erkennbar nach einem versöhnlichen Ausklang. Die Abwahl des erratischen US-Präsidenten und der Durchbruch bei der Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffes stimulieren die Finanzmärkte und beruhigen die im Lockdown 2.0 gefangenen Gemüter. Die Weltrettung ist in Sicht. Corona wird dieses Jahr nicht als Sieger verlassen:

Eine Infografik mit dem Titel: Beachtlicher Sprung

Kursentwicklung der Biontech-Aktie vor und nach Bekanntgabe des erfolgreichen Studienverlaufs, in US-Dollar

  • Das Mainzer Biotech-Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer legten gestern Vormittag aus der entscheidenden Studie positive Daten vor. Demnach war das Risiko, an Covid-19 zu erkranken für die 43.000 Studienteilnehmer um mehr als 90 Prozent geringer als ohne Impfung. Der getestete Impfstoffkandidat hat laut der Studie nahezu keine Nebenwirkungen. Biontech und Pfizer erwarten, in diesem Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoffdosen und im kommenden Jahr bis zu 1,3 Milliarden Dosen ausliefern zu können. Die Zulassung - auf die Donald Trump in den letzten Wahlkampftagen so fieberhaft gewartet hatte - wurde jetzt in den USA beantragt.

Eine Infografik mit dem Titel: Hoher Gewinn

Kursentwicklung der Pfizer-Aktie vor und nach Bekanntgabe des erfolgreichen Studienverlaufs, in US-Dollar

  • Auch die Firma CureVac, an der sich im Sommer der deutsche Staat beteiligt hat, steht kurz vor dem Durchbruch. Nachdem bereits die erste Studie nach Aussagen des Technologievorstandes eine „robuste und hocheffiziente Immunantwort“ lieferte, hat die entscheidende Testphase 2b/3 begonnen, die mit derzeit 25.000 Probanden läuft.

Eine Infografik mit dem Titel: Gute Aussichten

Kursentwicklung der Curevac-Aktie seit dem 06.11., in Euro

  • Spätestens im Frühjahr soll auch von CureVac die Zulassung in den USA beantragt werden. Man sei bei der Entwicklung des Impfstoffes nur rund drei Monate hinter dem Konkurrenten. Ein mehr als zuversichtlicher Vorstandschef Dr. Franz-Werner Haas berichtet im heutigen Morning Briefing Podcast vom Stand seiner Forschung und kündigt den Durchbruch an. Auf die Frage, welche Probanden er getestet hat, antwortet er:

Zuerst nimmt man gesunde Probanden, die bestimmte Kriterien erfüllen. Danach erst kommen sogenannte Sub-Populationen, die man zu einem späteren Zeitpunkt gesondert adressiert, weil dann eben bestimmte Vorerkrankungen maßgeblich sind, die natürlich zu berücksichtigen sind.

Schon die Biontech-Pfizer-Nachricht euphorisierte die Finanzmärkte weltweit: Der Dax überschritt die Marke von 13.000 Punkten und schloss knapp fünf Prozent höher. Er verbuchte seinen größten Tagesgewinn seit Mitte Mai.

Eine Infografik mit dem Titel: 13.000er-Marke geknackt

Kursentwicklung des Dax seit dem 06.11., in Punkten

Eine Infografik mit dem Titel: Nahe der 30.000 Punkte

Kursentwicklung des Dow Jones seit dem 06.11., in Punkten

Der Dow Jones stieg im Handelsverlauf um mehr als vier Prozent auf 29.524 Punkte und näherte sich somit der Marke von 30.000 Punkten. Kommen neue Firmen mit neuen Impstoffkandidaten hinzu, dürfte sich die Stimmung weiter aufhellen. An den Börsen wird die Zukunft gehandelt. Die Geschichte der Pharmafirmen ist die Geschichte vom Licht am Ende eines langen Tunnels.

Zieht die US-Truppen aus Afghanistan ab: Präsident Joe Biden © dpa

Auch die politischen Ereignisse in den USA sorgen für Optimismus - wenn auch anders als hierzulande viele glauben.

Die Börse liebt eine berechenbare Wirtschafts- und Finanzpolitik und freut sich deshalb über den nur knappen Wahlsieg der Demokraten. Ein Erdrutschsieg des Teams Biden/Harris hätte Unwägbarkeiten bedeutet, weil die Linke dann ihre kostspieligen Versprechen und ihre regide Steuerpolitik hätte leichter durchsetzen können. Der Staatsanteil wäre gestiegen und die Profitrate der Firmen voraussichtlich gefallen.

 © dpa

Die nun erzielten Mehrheitsverhältnisse im Senat - gegenwärtig herrscht dort ein Patt - erlauben keiner Seite durchzuregieren. Das aber bedeutet: Die von der demokratischen Linken gewollte Stutzung der privaten Krankenversicherung wird es nicht geben. Das Klimaprogramm wird nicht zu der in Deutschland erlebten Strompreissteigerung führen. Und auch die Rückgängigmachung der Trumpschen Steuerreform kann unter diesen Bedingungen nicht ins Werk gesetzt werden.

Hinzu kommt: Die Nullzins-Politik der Notenbank wird fortgesetzt, so dass die Investoren liquide sind und bleiben. Jede erfreuliche Nachricht dürfte auch in den kommenden Monaten sich in Kursgewinne verwandeln. An der Börse und in Hollywood weiß man, wie Storytelling funktioniert.

Unsere Pioneer-Expertin Sophie Schimansky von der Wall Street erklärt im heutigen Podcast die Ursachen der Rallye so:

Die Anleger bekommen das Beste aus zwei Welten: einen demokratischen Präsidenten, der moderat ist, und womöglich einen republikanischen Senat. Biden kann also Regulierungen und Steuererhöhungen nicht durchsetzen.

 © Privat

Aber die Rallye hat natürlich auch mit der Bekanntgabe von Pfizer und Biontech zu tun, denn ein Impfstoff mit einer hohen Wirksamkeit würde das ökonomische Leben fast wieder normalisieren.

Ihre Prognose: Die Rallye wird weitergehen, zumal die Notenbank an ihrer Niedrigst-Zinspolitik festhält. Sophie berichtet von zuversichtlichen Investoren, die das tun, wozu sie erschaffen wurden: sie investieren.

  • Wahlsieger Joe Biden bereitet ein Programm gegen die Corona-Pandemie vor

  • Trump entlässt kurz vor dem eigenen Ende seinen Verteidigungsminister Mark Esper. Als kommissarischen Nachfolger berief Trump den bisherigen Direktor des Nationalen Antiterror-Zentrums, Christopher Miller.

  • Die Kanzlerin hat Biden zu seinem Wahlsieg gratuliert. Gleichzeitig bot Angela Merkel den USA ein stärkeres deutsches Engagement in Sicherheitsfragen an - sprich die Erhöhung des Wehretats.

  • Die EU führt ungeachtet des bevorstehenden Machtwechsels im Weißen Haus neue Strafzölle auf Waren aus den USA ein. Die von der Welthandelsorganisation WTO genehmigten Sonderabgaben wegen unerlaubter Subventionen für den US-Flugzeugbauer Boeing gelten seit heute und treffen Produkte wie Tomatenketchup und Traktoren.

 © dpa

Die große Unbekannte dieser Tage ist das weitere Vorgehen von Donald Trump. Noch immer hat er die Wahlniederlage nicht als solche anerkannt und behauptet, dass die Wahl „gestohlen“ worden sei. Wichtige ihm nahestehende Staatschef wie Wladimir Putin, Recep Tayyip Erdoğan oder Jair Bolsonaro weigern sich, dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden zu gratulieren.

Fest steht, dass Donald Trump sich nicht in Richtung Ruhestand abmelden will. Die Überlegungen in seinem Lager kreisen um die 71,5 Millionen Wähler, die er für sich mobilisieren konnte. Trump hat damit mehr Menschen an die Urne gebracht als Barack Obama in 2008 und 2012 und doppelt so viele wie einst Dwight D. Eisenhower bei dessen Wiederwahl im Jahr 1956, auch wenn Amerika damals kleiner war. In den amerikanischen Medien kursieren verschiedene Szenarien.

 © dpa

Das „Trump kämpft vor Gericht“-Szenario geht davon aus, dass der Präsident seine Niederlage weiter nicht anerkennen wird und den Wahlausgang vom (republikanisch geprägten) Supreme Court prüfen lassen will. Der Politik-Webseite „Axios“ zufolge plant der 74-Jährige eine 30-Tage-lange „Blitz-Kampagne”, um seine Basis in den umkämpften Bundesstaaten Georgia, Arizona und Pennsylvania mit Klagewellen bei Laune zu halten. Als Koordinator ist Trumps persönlicher Anwalt Rudy Giuliani am Werk.

Finanziert werden soll all das mit Spenden, die Trumps Wahlkampfteam aktuell von Anhängern einfordert. Dort heißt es:

Der eklatante Wahlbetrug in korrupten, von Demokraten regierten Städten ist beispiellos. Die Linke hat bewiesen, dass es nichts gibt, was sie nicht tun würde, um dem amerikanischen Volk die Macht zu entreißen.

Allerdings steht im Kleingedruckten auf der Spendenseite im Internet, dass ein großer Teil der eingesammelten Mittel zur Aufwendung von Wahlkampfschulden eingesetzt werden soll.

Das „Trump wird TV Tycoon“-Szenario basiert auf einer Aussage von Trump aus dem Oktober 2019. Im Zuge der Ukraine-Affäre fühlte sich Trump von den etablierten TV-Sendern nicht objektiv behandelt. In Florida sagte er CNN zufolge:

Wir sollten unseren eigenen Sender gründen und einige echte Neuigkeiten veröffentlichen.

Nach der Wahl könnten diese Pläne nun Realität werden.

 © dpa

Das „Trump forever“-Szenario geht davon aus, dass die Trump-Familie sich nicht politisch zurückzieht, sondern jetzt in Gestalt von Tochter Ivanka Trump und Schwiegersohn Jared Kushner erst so richtig Gas gibt. Eine weitere Option ist der abgewählte Präsident selbst: „Axios“ zufolge hat Donald Trump gegenüber Beratern angedeutet, 2024 wieder antreten zu wollen. Die US-Verfassung würde das zulassen.

Fazit: Die Schlussbilanz Trump kann derzeit nicht aufgestellt werden. Zu viele Positionen sind noch offen.

In der neuen Episode unseres Podcasts „Race to the White House“ diskutieren der ehemalige Obama-Kampagnen-Manager Julius van de Laar und ThePioneer-Vizechefredakteur Gordon Repinski, einst Washington-Korrespondent für den „Spiegel“, die wichtigen Fragen nach dem Wahlsieg von Biden . Julius und Gordon blicken voraus auf die anstehenden Wochen der „Transition“, analysieren die ersten Handlungen Bidens und diskutieren, welche Rolle die neue Vizepräsidentin Kamala Harris in der Regierung einnehmen dürfte. Die neue Episode finden Sie hier.

 © Media Pioneer
  • Das Virus trifft Kinder und Jugendliche nicht so hart wie andere Bevölkerungsgruppen, aber die Folgen des Lockdowns treffen sie dafür umso härter. Monatelanger Schulausfall, Fehlzeiten, psychologische Krisen. Erstmals hat die Bundesregierung nun die Nachwirkungen von einer Expertenkommission untersuchen lassen. Das Ergebnis: Die Pandemie führt zu mehr Benachteiligung im Bildungssystem, die ohnehin ungleich verteilten Chancen für Kinder mit schwierigem sozialen Hintergrund haben sich verschärft. Im neuen Kinder- und Jugendbericht, der an diesem Mittwoch vom Bundeskabinett beraten wird, heißt es:

Die Fähigkeiten und Ressourcen der Eltern zur Begleitung der ungewohnten Lernsituation während des Lockdowns spielen über alle Altersgrenzen hinweg eine entscheidende Rolle.

  • Die CDU hütet es wie ein Staatsgeheimnis, doch die Kollegen vom Hauptstadt-Newsletter haben das neue Kampagnenlogo der Christdemokraten schon gesehen. Ein schwarz-rot-goldener Kreis soll alle Kandidatenplakaten und Werbematerialien der Partei im Superwahljahr schmücken. Die Botschaft von CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak und der Werbeagentur Serviceplan: Die CDU steht für Maß und Mitte, der Polarisierung durch die Ränder könne man nur begegnen, wenn man die CDU wählt.

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  • Mancher in Berlin unterschätzt Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) noch immer: der unauffällige Auftritt, die zuweilen bescheiden wirkende, freundliche Art. Aber in der SPD steht die 52-Jährige hoch im Kurs. Schulze soll zur Retterin der zerstrittenen Nordrhein-Westfälischen SPD werden und diese erst in das Bundestags- und anschließend ins Landtagswahljahr führen. Sie hat bereits ja gesagt. Einzige Bedingung: keine Kampf-Kandidatur.

  • Wer mehr zu diesen und anderen Themen wissen möchte, frage seinen Arzt oder Apotheker - oder lese alle Details im Newsletter „Hauptstadt – Das Briefing”. Anmelden unter thepioneer.de/hauptstadt.

 © dpa

„Wir sind der Goldstandard“, erklärte unlängst McKinsey-Chef Cornelius Baur im Interview mit der „FAZ“. Was er verschwieg: Er selbst gehört bei der Unternehmensberatung bald zum alten Eisen.

Anfang 2021 hört er nach sechs Jahren als Deutschland-Chef auf - ein Jahr vor der firmeninternen Altersbegrenzung. An den Umsätzen und Zahlen im Deutschland-Geschäft habe es nicht gelegen, heißt es. Das Geschäft von McKinsey in Deutschland und Österreich wächst auch in der Pandemie gut.

 © imago

Hintergrund des vorzeitigen Fühhrungswechsels ist nach Aussagen von Insidern ein Machtpoker um die Spitze der weltgrößten Unternehmensberatung. Der Global Managing Partner Kevin Sneader, ein 53-jähriger Brite, der seit 2018 den Posten des Welt-Chefs bekleidet, organisiert derzeit seine Wiederwahl.

Er sucht einen Berater an der deutschen Spitze, der ihm dabei behilflich ist. Die Nachfolgersuche für das deutsche Büro hat begonnen, die Interviews der Findungs-Kommission unter Kevin Sneader laufen. Bei McKinsey gilt - anders als in den McKinsey-Empfehlungen zum „cultural change” - das traditionelle Führungsprinzip des 20. Jahrhunderts: Top Down.

Ich wünsche Ihnen einen selbstbewußten Start in den neuen Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste

Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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