Vierte Welle: 7 Fragen, 7 Antworten

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Guten Morgen,

mitten in die Ferienzeit platzen unangemeldet immer wieder bösartige Meldungen herein: In den USA empfiehlt die US-Gesundheitsbehörde wieder das Maskentragen. Auch vollständig Geimpfte sollen in jenen Teilen des Landes, in denen sich das Virus stark ausbreitet, in öffentlichen Räumen erneut Mund und Nase bedecken.

Auch in Frankreich führen mehrere Regionen die Maskenpflicht im Freien wieder ein. In Deutschland schlagzeilt die „BILD“: „Horrorpapier vom RKI“. Das Robert-Koch-Institut hatte in einer Tischvorlage für die Chefs der Staatskanzleien der Länder festgestellt:

Die vierte Welle hat begonnen.

Erneut sind Fragen von hoher Relevanz aufgeworfen: Wohin driftet Deutschland? Was ist Panik und wo beginnt die seriöse Besorgnis? Sind erneut harte Maßnahmen zu erwarten – und sei es nach der Bundestagswahl?

Corona-Impfung © dpa

Hier sind die sieben wichtigsten Fragen und der Versuch einer politisch neutralen und sachlich fairen Beantwortung:

1. Gibt es tatsächlich eine vierte Welle der Infektionen, wie der Chef des Robert-Koch-Instituts behauptet?

Antwort: Die 7-Tage-Inzidenz steigt in Deutschland seit drei Wochen und liegt aktuell bei 15. Auch der 7-Tage-R-Wert liegt seit Anfang Juli kontinuierlich über 1. Das ist noch keine Flutwelle, aber das Meer ist spürbar in Bewegung geraten. Kein Grund zur Panik. Aber Grund genug, aufmerksam zu sein.

 © dpa

2. Was genau ist der Unterschied zwischen dem Infektionsgeschehen dieser Tage und der Situation im Winter und im Frühjahr?

Antwort: Anders als im Winter 20/21 und im Frühjahr dieses Jahres ist nun die Hälfte der Bevölkerung (50,2 Prozent) vollständig geimpft. Das macht sie weitestgehend immun gegen eine schwere Covid-Erkrankung. Zahlen aus Großbritannien legen zum Beispiel nahe, dass steigende Inzidenzwerte nicht mehr mit einer steigenden Belegung von Krankenhausbetten einhergehen. Das bedeutet: Die Situation ist ernst. Aber sie ist nicht dramatisch.

Eine Infografik mit dem Titel: Krankenhäuser bleiben leer

Entwicklung der wöchentlichen Corona-Infektionen und der Fälle im Krankenhaus im Vereinigten Königreich seit dem 27. März 2020

3. Droht erneut eine Situation, in der wir auch nur in die Nähe der Belastungsgrenze für unsere Intensivmedizin kommen?

Antwort: Die Zahl der Hospitalisierungen steigt seit ca. zwei Wochen. Aber von einer Überlastung der Intensivmedizin kann keine Rede sein. Vieles hängt vom weiteren Tempo der Impfkampagne ab. Der Anteil der sogenannten Impfdurchbrüche in Deutschland ist sehr gering. Das RKI meldete in seinem letzten Report, dass seit Anfang Februar 716 bereits geimpfte und trotzdem infizierte Covid-Patienten ins Krankenhaus gebracht werden mussten.

Das Robert-Koch-Institut hat als Ziel eine Impfquote von 85 Prozent für 12-59-Jährige und von 90 Prozent für über 60-Jährige errechnet. Die würde ausreichen, dass die Belastungsgrenze gar nicht erst getestet wird.

 © dpa

4. Welche Rolle spielt die Delta-Variante von COVID-19?

Antwort: Eine wichtige, im Herbst wahrscheinlich eine dominante Rolle. Die meisten der neuen Covid-Erkrankungen in vielen Ländern gehen bereits auf die Delta-Mutation, die zuerst in Indien entdeckt wurde, zurück. Sie ist wesentlich ansteckender als die Alpha-Mutation, die im Frühling die vorherrschende Variante war.

Der maximale Impfschutz gegen die Delta-Variante ist erst nach der Zweitimpfung erreicht und variiert bei den Impfstoffen zwischen 95 und 66 Prozent.

5. Wirken die bisherigen Impfstoffe oder spitzer gefragt: Warum kommt es trotz dieser Impfung immer wieder zu COVID-Erkrankungen?

Antwort: Die Delta-Mutation ist ansteckender als die vorherigen Corona-Varianten. Auch ist der Impfschutz bei dieser Variante bei der ersten Impfung geringer. Eine Studie des englischen „The Lancet“ ergab, dass nur ein Drittel der Erstgeimpften gegen die Delta-Variante geschützt seien. Bei dem ursprünglichen Virusstamm waren es 80 Prozent gewesen. Nach der zweiten Impfung ist der Schutz aber deutlich besser.

Eine Infografik mit dem Titel: Verlangsamtes Impfen

Täglich verabreichte Impfdosen seit dem 3. Mai 2021

6. Der Impfstoff ist jetzt ausreichend vorhanden, aber das Impftempo verlangsamt sich. Was ist der wichtigste Grund dafür?

Antwort: Die Gründe für das abnehmende Impftempo sind unterschiedlichster Natur. Viele Menschen sind von der Ungefährlichkeit einer Impfung nicht überzeugt. Das Vertrauen in die staatlichen Informationen hat sich im Verlauf der Pandemie deutlich reduziert, sagt Prof. Cornelia Betsch von der „COSMO“-Studie. Diese Studie taxiert den harten Kern der Impfgegner nur auf circa zehn Prozent der Bevölkerung. Diese Menschen werden zum Erreichen der Herdenimmunität nicht gebraucht.

7. Werden die politischen Parteien diese Situation hinnehmen oder werden sie – wie im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes möglich – mit einer allgemeinen Impfpflicht reagieren?

Antwort: Berlin schaut nach Paris: In Frankreich bebt die politische Landschaft, seitdem die Regierung per Gesetz das Impfen für das Gesundheitspersonal verbindlich vorgeschrieben hat. Einen Bundestagswahlkampf im Zeichen heftiger Corona-Polarisierung würden sich die Parteien gerne ersparen.

Proteste gegen Corona-Maßnahmen in Frankreich © dpa

Einzige Ausnahme ist die AfD: Sie könnte nach dem Rückgang ihrer demoskopischen Werte (minus 2,6 Prozent gegenüber der Bundestagswahl 2017, sagt Forsa) ein zündendes Wahlkampfthema gut gebrauchen.

Fazit: Das pandemische und das politische Geschehen sind auf das Engste miteinander verbunden. Wenn über die Coronapolitik die ohnehin nur mühsam hergestellte Geschlossenheit der Union erodiert und die Differenzen zwischen den Rivalen Söder und Laschet erneut sichtbar werden, könnten die Regierungsparteien CDU und CSU am Wahlabend da landen, wo sie nie landen wollten: auf der Intensivstation.

Wasserstoffgetriebener Zug von Alstom © dpa

Innovation „made in Germany“: In Salzgitter soll die Wasserstofftechnologie erstmals das Labor in Richtung Serienproduktion verlassen. Der französische Bahntechnikhersteller Alstom sieht sich weltweit führend in der Entwicklung von Schienenfahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb und will diese Position in den nächsten Jahren ausbauen.

Das dafür erforderliche Entwicklungszentrum des Konzerns steht in Salzgitter, wo seit 2014 an einem mit Wasserstoff angetriebenen Regionalzug gebaut wird. Noch in diesem Jahr geht das Fahrzeug in die Serienfertigung. Über die Bedeutung der Wasserstofftechnologie für die Industrie sagt Malte Küper, Energie-Ingenieur am IW in Köln im Morning Briefing Podcast:

Wasserstoff ist kein Science-Fiction mehr; wir sind auf dem Weg in die Wasserstoffwirtschaft.

Markus Brandl (l-r), Daniel Metzler und Josef Fleischmann, Gründer von Isar Aerospace © dpa

Innovation „made in Germany“, Teil 2: Das vor drei Jahren gegründete Start-up Isar Aerospace hat als Co-Investor neben den Risikokapitalgebern Lakestar und Airbus Ventures nun auch die Porsche SE gewinnen können. Die Raumfahrt-Firma, die für das nächste Jahr ihren ersten Raketenstart plant, soll vor allem Nachrichtensatelliten in die Umlaufbahn transportieren. Mittlerweile arbeiten 180 Menschen aus 30 Nationen für die Firma.

Unternehmensmitgründer Daniel Metzler erläutert im heutigen Morning Briefing Podcast die Ambitionen des Projekts:

Die Raumfahrt wird in den nächsten Jahren eine Schlüsseltechnologie sein.

Christian Sewing © dpa

Die Deutsche Bank konnte ihre gute Entwicklung, mit der sie in das neue Jahr gestartet war, auch im zweiten Quartal fortsetzen und schließt damit das erfolgreichste Halbjahr seit 2015 ab. Vorstandsvorsitzender Christian Sewing sagte bei Vorlage der Zahlen:

Der Vorsteuergewinn von 1,2 Milliarden Euro im zweiten Quartal bestätigt: Wir sind auf einem guten Weg zu unserem Renditeziel von acht Prozent im kommenden Jahr.

Nach Steuern verdiente Deutschlands größtes Geldhaus in den vergangenen drei Monaten 828 Millionen Euro. Davon mussten allerdings noch Minderheitsanteile sowie Zinszahlungen für bestimmte Anleihen abgezogen werden, sodass den Aktionären ein Gewinn von 692 Millionen Euro blieb.

Immerhin: Für das gesamte erste Halbjahr verzeichnet die Deutsche Bank einen Nettogewinn von 1,6 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor stand unter dem Strich der Halbjahresbilanz noch ein Minus von 77 Millionen Euro.

Eine Infografik mit dem Titel: Das Vertrauen wächst

Kursverlauf der Deutsche Bank-Aktie seit dem 20. März 2020, in Euro

Allerdings wird die Bilanz auch durch einige Ereignisse getrübt:

  • Das Geschäft mit dem Investmentbanking, das im ersten Quartal noch der große Treiber war, gab spürbar nach.

  • Im Privatkundengeschäft schreibt die Bank aufgrund eines kundenfreundlichen Urteils des Bundesgerichtshofs rote Zahlen.

  • Die Erträge der Unternehmensbank fielen gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent. Einzelfaktoren gaben dafür den Ausschlag, sagt Sewing.

  • Das harte Kostenziel der Bank, also Sewings Ansage, die Bank-Bürokratie zurückzuschneiden, wurde suspendiert. Es wird weiter gespart, aber nicht mehr so hart. „Bei aller Disziplin halten wir es nicht für sinnvoll, Investitionen zu kappen“, sagte der CEO.

Fazit: Die Deutsche Bank ist nicht am Ziel, sondern unterwegs. Ihre jüngsten Zahlen sind ein Erfolg, aber kein Sieg.

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Martin Brudermüller © dpa

Die BASF profitiert von der weltweiten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise, wie die Zahlen des Unternehmens für das zweite Quartal zeigen:

  • Der Chemieriese erwirtschaftete ein Nettoergebnis von 1,65 Milliarden Euro. Das Bruttoergebnis im Vorjahr hatte hier noch einen Verlust von 878 Millionen Euro ausgewiesen.

  • Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 56 Prozent auf 19,75 Milliarden Euro zu. Besonders deutlich war die Entwicklung im Geschäft mit Basischemikalien.

Eine Infografik mit dem Titel: Mit Schwung aus der Krise

Kursverlauf der BASF-Aktie seit dem 20. März 2020, in Euro

Für das Gesamtjahr erwartet BASF einen Umsatz von 74 bis 77 Milliarden Euro. Das wäre eine deutliche Steigerung über das Vorkrisenniveau hinaus. Entsprechend optimistisch kommentierte der Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller gestern die Quartalsergebnisse:

Soweit wir es in unseren Geschäften bislang sehen können, läuft die Dynamik ungebrochen.

  • Blockchain: Das Tech Briefing beschäftigt sich diese Woche mit den Einsatzmöglichkeiten und den Schwachstellen der Technologie.

  • Die amerikanische Turnerin Simone Biles, die in Rio noch vier Goldmedaillen geholt hatte, sagte gestern auch für den Einzel-Mehrkampf ab, nachdem sie am Tag zuvor bereits den Team-Wettkampf aussetzte. Die 24-Jährige hatte zuvor bei einer Sprungübung ihr Gefühl für Zeit und Raum verloren. „Ich wollte nicht da rausgehen, irgendeinen Mist bauen und mich verletzen“, sagte Biles. Ob sie noch an weiteren Wettkämpfen teilnimmt ist fraglich. Ihren Platz in den heutigen Medaillen-Kämpfen übernimmt Jade Carey.

  • Gold und Silber für deutsche Reiterinnen: Nach dem Team-Sieg am Vortag holte die deutsche Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl mit ihrer Stute TSF Dalera am Mittwoch Gold im Einzel. “Ich bin voll happy“, sagte die neue Olympiasiegerin, die ihren triumphalen Ritt zu der Musik des Films La-La-Land antrat. Silber errang Isabell Werth mit Bella Rose.

Jessica von Bredow-Werndl  © dpa
  • Erste deutsche Judo-Medaille seit 2012: Der Judoka Eduard Trippel, der seit 2016 eine Polizeiausbildung in Hessen macht, gewann am Mittwoch Silber. Er ist der jüngste des deutschen Judo-Teams.

  • Zweimal Bronze für Deutschland: Sarah Köhler gewann bei dem 1.500 Meter Freistilschwimmen Bronze. Auch die Wasserspringer Patrick Hausding und Lars Rüdiger schafften den dritten Platz.

Lars Rüdiger (l) und Patrick Hausding © dpa
Prinzessin Diana und Prinz Charles bei ihrer Hochzeit am 29.07.1981 © imago

Als Diana Spencer, Kindergärtnerin und Mitglied eines der ältesten Adelshäuser Englands, aus einer Goldkutsche vor der Londoner St. Paul Cathedral aussteigt, muss die Braut erst unter ihrem Kleid zum Vorschein kommen. 7,62 Meter schneeweiße Schleppe zieht sie die Stufen der Kathedrale empor, um ihrem Prinzen Charles das Ja-Wort zu geben. Was für die 750 Millionen TV-Zuschauer weltweit wie ein Märchen aussieht, sollte Diana elf Jahre später als den schlimmsten Tag ihres Lebens bezeichnen:

Ich glaube nicht, dass ich glücklich war. Ich habe nie versucht, es abzubrechen, in dem Sinne, dass ich es wirklich getan hätte, aber ich glaube, [es war] der schlimmste Tag meines Lebens.

Denn Diana wusste, dass ihr Gatte sie aufgrund der königlichen Intervention geheiratet hatte und nicht aus Liebe. Schon zur Verlobung antwortete dieser auf die Reporter-Frage, ob er verliebt sei, kühl:

Was auch immer verliebt sein bedeutet. Die Interpretation überlasse ich Ihnen.

Prinzessin Diana und Prinz Charles © dpa

40 Jahre liegt dieser Hochzeitstag des britischen Thronfolgers mit Lady Di nunmehr zurück. Diana, Prinzessin der Herzen, Medienikone und zeitweise die berühmteste sowie meistfotografierte Frau der Welt, zog die Aufmerksamkeit und die Emotionen der Welt auf sich.

1992 trennte sich das Ehepaar im gegenseitigen Einvernehmen, drei Jahre später dann setzte sich Diana im Interview mit dem BBC-Journalisten Martin Bashir zur Wehr:

In dieser Ehe waren wir zu dritt, also war es ein wenig überfüllt.

Lady Diana © dpa

Am 28. August 1996 wurde die Ehe auf Bitten der Schwiegermutter auch formell geschieden. Fast genau ein Jahr später – am 31. August 1997 – starb Diana bei einem Autounfall in Paris. Der „SPIEGEL“ in einer Titelgeschichte damals:

„Lady Diana Spencer begann als scheue Bruthenne für das Geschlecht der Windsors – und endete als Prinzessin des Volkes, weit außerhalb des Schlosses. Sie war Cinderella, doch erst im Schneewittchen-Sarg wurde sie wahrhaft unsterblich.“

Prinzessin Diana und Prinz Charles mit Prinz William © dpa

In eigener Sache: Unsere neue Medienmarke ThePioneer – die auch dieses Morning Briefing herausgibt – ist kraftvoll in das zweite Halbjahr gestartet. Die Reichweiten der Briefings und Podcasts, aber auch die bezahlte Pioneer-Mitgliedschaft legen kontinuierlich zu.

Die neue Podcast-App kommt gut an. Auf die Plätze 1-3 der Podcast Charts scheinen wir ein Abonnement zu besitzen. Und das Medienecho der Fachpresse – das ist neu – fällt respektvoll und damit motivierend aus.

Verleger Peter Turi © Peter Turi

Verleger Peter Turi im Gespräch mit seinem Verlegerkollegen Hans Oberauer:

Steingart hat den Live-Journalismus, die Morning-Podcast-Show und das Medienschiff erfunden; von daher nennt er sich zu recht ‚Pionier‛. Er ist unter den Journalisten, die bereit sind, morgens um fünf Uhr aufzustehen, der begabteste, ehrgeizigste und selbstbewussteste. Insgesamt fällt auf, dass gelernte Journalisten an der Verlagsspitze mehr bewegen als Betriebswirte.

Was soll man da sagen? Vielleicht einfach das: Dankeschön! Wir werden weiter versuchen, Ihren Erwartungen und unseren Ansprüchen gerecht zu werden.

Ich wünsche Ihnen einen beherzten Start in den neuen Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste

Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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