für die amerikanische Notenbank schlägt heute die Stunde der Entscheidung. Wenn die Notenbankgouverneure aller Bundesstaaten nachher zusammentreffen, geht es um die Besichtigung eines globalen Schadenfalls. Die Politik der Geldflutung…
…hat Exzesse an den Kapitalmärkten begünstigt,
…hat die weltweite Ungleichheit zwischen arm, reich und superreich vertieft,
…und sie hat das Weltfinanzsystem verformt.
Die globale Schadensbilanz, die heute die FED und am morgigen Donnerstag das EZB-Direktorium beschäftigten wird, im Einzelnen:
© Anne Hufnagl1. Die Geldentwertung beschleunigt sich. In den USA und Europa werden Inflationsraten gemessen, die man so seit Jahrzehnten nicht gesehen hat. USA: plus 6,8 Prozent gegenüber Vorjahr; Deutschland: plus 4,9 Prozent gegenüber Vorjahr. Die Notenbanken gehen davon aus, dass es sich um einen temporären Effekt handelt. Deutsche Bank-Chef Christian Sewing widerspricht:
Diese Meinung teilen unsere Ökonomen nicht.
Eine Infografik mit dem Titel: Inflation: USA im Vormarsch
Veränderung der Verbraucherpreise in den USA und der Eurozone im Vergleich zum Vorjahr, in Prozent
2. Durch die Inflation vertieft sich die Ungleichheit. Die Investoren treiben mit dem billigen Geld die Kurse nach oben und erzielen spürbare Vermögenszuwächse: mehr als 800 Prozent hat die Technologiebörse Nasdaq den Anlegern seit der ersten Notenbankintervention im Dezember 2008 – kurz nach der Lehman-Pleite – gebracht.
Die Kaufkraft derer, die ihr Haushaltseinkommen nicht für Aktien, sondern vor allem für Energie, Wohnen und die Güter des täglichen Bedarfs ausgeben, schrumpft dagegen enorm. Der Weltbank-Präsident David Malpass sagt:
Der Anstieg der Inflation trifft die Armen am härtesten. Sie sind weniger in der Lage, sich gegen Preissteigerungen zu schützen. Die Inflation macht die Armen noch ungleicher.
3. Durch die Gleichzeitigkeit von Kaufkraftverlust und Negativzinsen auf dem Sparbuch werden auch die Sparer weltweit geschröpft. Allein in Deutschland verliert die Summe an Bargeld und Bankeinlagen in Höhe von 2,91 Billionen Euro bei einer Inflation von fünf Prozent binnen eines Jahres 138 Milliarden Euro an Kaufkraft.
4. Gleichzeitig können die Investoren an den Welt-Finanzmärkten ihr Glück kaum fassen. Der Anstieg der Vermögenswerte hat sich enorm beschleunigt. Apple brauchte fast 38 Jahre, um von null auf eine Billionen Dollar Unternehmenswert aufzusteigen. Die Firma brauchte zwei Jahre um von einer Billion auf zwei Billionen Dollar zu klettern. Nun steht die Firma kurz davor, die drei Billionen-Schallmauer zu durchbrechen.
Eine Infografik mit dem Titel: Apple: Rasantes Wachstum
Wie viele Jahre hat Apple pro Billion Börsenwert gebraucht?
5. Die Notenbanken greifen mit ihrer Geldpolitik tief in die Fiskalpolitik der Staaten ein. Sie haben nach dem K.O. der Lehman Brothers eine Weltfinanzkrise verhindert – und seither eine Weltschuldenkrise vorbereitet. Die weltweiten Schuldenstände haben relativ und absolut Spitzenwerte erreicht. Längst werden an den Finanzmärkten mehr Schuldtitel gehandelt als Eigentumstitel.
Eine Infografik mit dem Titel: Rekordschulden der EU
Staatsschuldenquote der Länder der EU insgesamt, in Prozent
Fazit: Die Experten sind sich einig: „Es ist wichtig, eine Wende einzuleiten“, sagt Ifo-Chef Prof. Clemens Fuest. Der Deutsche Bank-Chef stimmt zu: „Das vermeintliche Allheilmittel – niedrige Zinsen bei vermeintlich stabilen Preisen – hat seine Wirkung verloren, jetzt kämpfen wir mit den Nebenwirkungen“, sagt Sewing. Die Welt erwartet heute nichts Geringeres als eine Wende zum Weniger.
Die aufstrebende Weltmacht China und Amerika, das sich wie Europa im relativen Abstieg befindet, duellieren einander: politisch und technologisch. Aber was geht im Lande selber vor sich? Was führt die KP im Schilde? Wie passen der staatliche Repressionsapparat und die beschleunigte wirtschaftliche Innovationskraft zusammen?
Frank Sieren ist der dienstälteste deutsche China-Korrespondent, ein preisgekrönter Bestseller-Autor und China-Erklärer. Der Wirtschaftsexperte lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Peking und hat soeben sein neuestes Buch „Shenzhen – Zukunft Made in China” vorgelegt. Da er sich gerade auf Deutschlandreise befindet, habe ich ihn auf die PioneerOne eingeladen. Auf die Frage, ob das autoritäre Verhalten des chinesischen Staates das Erfolgsrezept in der Pandemiebekämpfung ist, sagt er:
Die Chinesen haben es geschafft, ihr 1,4 Milliarden-Menschen-Land fast coronafrei zu halten und das schon seit April 2020.
Aber auch über Hongkong haben wir gesprochen. Seiner Ansicht nach wird in dieser Stadt gegenwärtig ein Exempel statuiert.
Die gesamte Protestbewegung ist eingesperrt worden und so hat man wieder Ruhe geschaffen. Die Botschaft ist klar: Diskussionen über bestimmte Themen werden nicht zugelassen.
Auf die Frage, ob er für die Zukunft einen Krieg zwischen den USA und China ausschließt, sagt er:
Ich hoffe, dass der Druck zur Zusammenarbeit groß genug ist, um zu verhindern, dass eine der Parteien einen Krieg riskieren wird. Aber sicher ist das nicht.
Fazit: Hier bedient ein Beobachter der Szene nicht vorgefertigte Klischees, sondern beschreibt Wirklichkeit. Frank Sieren verwirrt durch Neugier als Methode.
Die Ampel-Regierung hat einen effizienten und handlungsfähigen Staat versprochen. Für die neuen Koalitionäre bedeutet das: mehr Beamte.
Die neue Bundesregierung wird mehr Staatsminister und Staatssekretäre finanzieren als jede Vorgängerregierung:
Stand jetzt gibt es in der Ampel-Regierung 72 Staatsminister sowie parlamentarische und beamtete Staatssekretäre.
Jeder zehnte Bundestagsabgeordnete der Koalition hat demnach einen zweiten Job, den mit rund 20.000 Euro dotierten Posten eines parlamentarischen Staatssekretärs.
Unserem Hauptstadt-Team liegt exklusiv die Vorlage für den Haushaltsausschuss vor, in dem die Personalpläne der Regierung abgedruckt sind. Wer also wissen möchte, welcher Minister wie viele neue Beamte bekommt, dem empfehle ich den Newsletter „Hauptstadt Das Briefing”, werktäglich ab 6 Uhr mit frischen News aus der Berliner Republik. Hier können Sie sich anmelden.
Eine doppelte Impfung mit BioNTech schützt offenbar relativ gut vor schweren Verläufen. Einer Auswertung der südafrikanischen privaten Krankenversicherungsagentur „Discovery” zufolge besteht nach der vollständigen Impfung ein etwa 70-prozentiger Schutz gegen schwere Erkrankung.
Die Studie kommt auch zu der Erkenntnis, dass Omikron zu etwa 30 Prozent weniger Krankenhauseinweisungen führt als die in 2020 dominante Delta-Variante.
Doch die Variante ist hochansteckend. Nachdem sie sich bis jetzt vor allem in Dänemark und Norwegen ausgebreitet hat, schlägt sie nun in Großbritannien zu: Dort breitet sie sich dreimal schneller aus als alle Varianten vor ihr.
Der US-Pharmakonzern Pfizer hat gestern Ergebnisse einer Studie zur Wirksamkeit seiner geplanten Anti-Corona-Pille vorgelegt. Demnach bewahrt die Einnahme der Tablette 90 Prozent der Hochrisikopatienten vor Krankenhausaufenthalt und dem Tod. Erste Laborergebnisse deuten darauf hin, dass das Mittel auch bei einer Infektion mit der Omikron-Variante wirksam ist. Bei Patienten mit normalem Risiko und ohne Vorerkrankung wurde immerhin noch ein 70-prozentiger Schutz vor einer Krankenhauseinweisung erreicht.
Der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat Inventur gemacht. Das Ergebnis ist alarmierend:
Die Situation ist ausgesprochen schwierig. Ich habe ja meinen Vorgänger immer gelobt. Aber wir haben einen erheblichen Impfstoffmangel im kommenden Jahr. Das ist Ergebnis unserer Inventur
Worte und Taten passen in der Klimapolitik nicht zusammen: Auch hierzulande war die Kohle zwischen Juli und September der wichtigste Energieträger zur Stromerzeugung. So stieg die Produktion von Kohlestrom in diesem Zeitraum im Jahresvergleich um 22,5 Prozent.
Der Anteil von Strom aus Erdgas ist – vor allem aufgrund der hohen Gaspreise – hingegen deutlich zurückgegangen. Im dritten Quartal lag dessen Anteil am gesamten Strommix nur noch bei 8,7 Prozent. Dies ist der niedrigste Quartalswert seit dem Sommer 2018.
Insgesamt summierte sich die Stromgewinnung durch konventionelle Energieträger somit auf 56,9 Prozent. Das sind 0,8 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Eine Energiewende ist also zu besichtigen – nur leider in die falsche Richtung.
Der „Goldene Windbeutel“, der Preis für die größte Marketing-Sünde des Jahres, geht an Rewe. Konkret rügt die Organisation „Foodwatch“, die seit 2009 den Negativpreis vergibt, ein Hähnchenbrustfilet des Handelskonzerns, das laut Rewe „klimaneutral“ produziert wurde. Die „dreisteste Werbelüge des Jahres“, wie Foodwatch erklärt:
Mit der Werbung erweckt Rewe den Eindruck, dass sich die Produktion des Hähnchens nicht schädlich auf das Klima auswirkt. Tatsächlich wird das Hähnchenbrustfilet jedoch weder emissionsfrei hergestellt noch wird der bei der Produktion anfallende CO2-Ausstoß ausgeglichen.
Die Fakten dahinter sollte auch Rewe kennen: Laut einer Analyse des Bundesumweltministeriums werden pro Kilogramm produziertem Geflügel 3,5 Kilogramm CO2-Äquivalente emittiert. Zum Vergleich: Ein moderner Golf bläst pro gefahrenem Kilometer rund 120 Gramm CO2 in die Luft.
© dpaIn der engeren Auswahl für 2021 stand auch Katjes, der Süßwaren-Hersteller. Was als vitaminreicher Snack beworben wird, habe 30 Prozent mehr Zucker als die Goldbären von Haribo:
„Auf der Verpackung bewirbt Katjes die Fruchtgummis „Wunderland“ prominent mit „+Vitamine“ und auf Instagram mit „Wer hätte gedacht, dass Naschen so vitaminreich sein kann?“ Damit suggeriert der Hersteller ein vermeintlich „besseres Naschen“. Dabei bestehen die Fruchtgummis aus 60 Gramm Zucker pro 100 Gramm und zugesetzten Vitaminen.”
Wer in der Musikindustrie auf sich hält, trägt einen Adelstitel. So gilt Michael Jackson als „King of Pop“, Elvis Presley als „King of Rock and Roll“ und Aretha Franklin als die „Queen of Soul“. Alle drei sind heute wertvolle Marken, deren Lizenzen auch nach dem Ableben der Künstler weiter für florierende Einnahmen sorgen.
Doch für derartige Adelstitel muss zu Lebzeiten fleißig vorgearbeitet werden. Mariah Carey wird von Bloomberg leicht spöttisch als „Queen of Christmas“ bezeichnet, denn der Erwerbstrieb der Dame (und ihres Managements) ist äußerst ausgeprägt.
Alles begann im Jahr 1994 mit der Veröffentlichung ihres Weihnachtshits „All I Want for Christmas Is You“. 2013 stellte ihre damalige Pressesprecherin Cindi Berger sie als „ordinierte Königin der Weihnacht“ vor. Die Selbstkrönung funktionierte.
© dpa
Der Titel beflügelte nicht nur die Streams und Downloads ihrer Songs, sondern weckte auch das Interesse von Werbetreibenden. So wurde „All I want for Christmas is you“ zum Ursprung eines Franchise-Imperiums.
Bei Apple TV+ gibt es ein Weihnachtsspecial mit Mariah Carey, ihr Onlineshop führt den passenden Merchandise. Und McDonald's serviert in den 12 Tagen vor dem 25. Dezember erstmals das Mariah-Menü.
Nur der Text von „All I Want for Christmas Is You“ will nicht ganz zu dieser Geschäftstüchtigkeit passen. Sie singt nämlich, dass sie eigentlich gar keine Geschenke haben möchte:
“I don't want a lot for Christmas
There is just one thing I need
I don't care about the presents underneath the Christmas tree
I just want you for my own
More than you could ever know
Make my wish come true
All I want for Christmas is you”
Ich wünsche Ihnen einen weihnachtlichen Start in diesen neuen Tag. Bleiben Sie mir gewogen. Es grüßt Sie auch das Herzlichste
Ihr