auf das Wetter haben Bürgermeister, Landräte und die Mitglieder von Landes- und Bundesregierung einen Einfluss, den man auch ohne wissenschaftliches Sondergutachten mit 0,0 Prozent ansetzen darf. Anders verhält es sich bei der Infrastruktur der Warnungen und dem zügigen Fluss kritischer meteorologischer Informationen. Hier sind die genannten Würden- und Amtsträger zu 100 Prozent verantwortlich. Worte, die uns sonst lieb und teuer sind, von der Eigenverantwortung bis zur privaten Vorsorge, greifen hier nicht. Beim Unwetter-Warnsystem betreten wir den Kern vom Kern dessen, was man von einer funktionierenden Staatlichkeit erwarten darf.
Deshalb ist die Diskussion über das, was in den Tagen vor dem Unwetter geschah oder eben nicht geschah, so wichtig. Es geht um nichts Geringeres als die Leistungsfähigkeit unseres Staates, die von den Wettergeistern getestet wurde. Hier die wichtigsten Fakten:
Das Europäische Hochwasserwarnsystem (EFAS) veröffentlichte gestern Daten, die belegen, dass die Behörde zuerst am 10. Juli gewarnt hatte. In der Zeit vom 10. bis zum 14. Juli wurden demnach 25 Warnmeldungen an betroffene Behörden abgesetzt.
Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat frühzeitig gewarnt – zum ersten Mal zwei Tage vor dem Unwetter, am Montag, den 12. Juli. Am Mittwochnachmittag listete der DWD 37 Kreise auf, für welche die höchste Warnstufe galt. Gewarnt wurde vor allem vor „extrem ergiebigem Dauerregen.“ Der Wetterdienst schrieb von Niederschlagsmengen zwischen 80 und 180 Litern pro Quadratmeter, teilweise sogar bis zu 200 Liter pro Quadratmeter.
Die Landkreise hingegen stehen nicht gut da. Im akuten Krisenfall ist es in Deutschland die Aufgabe der Landräte und Feuerwehrleitstellen, zu warnen und die Informationen von DWD oder EFAS zügig an die Bürger weiterzuleiten. Die Weitergabegeschwindigkeit aber weist große regionale Unterschiede auf.
In Wuppertal funktionierte das lokale Warnsystem und in der Nacht auf den Donnerstag wurden die Sirenen aktiviert. In anderen Landkreisen blieben die Sirenen stumm.
Auch der WDR muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht wirklich ernsthaft gewarnt zu haben. Das Fernsehprogramm wurde am Mittwoch – als im Kreis Euskirchen die Steinbachtalsperre übergelaufen war und die ersten Ortsteile ihre Stromversorgung verloren hatten – um ein 15-minütiges WDR-Extra ergänzt. Danach liefen die Sendungen „Das Beste im Westen – Daniel Aßmanns Sommer-Highlights“ und „Der Haushalts-Check mit Yvonne Willicks“ ohne Unterbrechungen durch. Im Hörfunk fanden erst um 1:30 Uhr einminütige Sondernachrichten statt.
Ein interner Untersuchungsausschuss soll jetzt die fraglichen Tage des Programms – rund 80 Stunden insgesamt – abhören und dem Rundfunkrat seine Analyse vorlegen. Die Rundfunkgesetze verpflichten die öffentlich-rechtlichen Sender dazu, amtliche Gefahrenmeldungen „unverzüglich“ auszustrahlen.
Fazit: Wetter und Klima, die bösen Buben der Neuzeit, sind verantwortlich für Regen, Sturm und das Anschwellen der Bäche. Aber für das, was dann mit den Menschen geschieht, tragen auch Funktionsträger des Staates die Verantwortung. Oder um es mit den Worten von Ernst Rauch, Chef-Klimatologe der Munich Re, zu sagen:
Erklärungsbedürftig ist vor allem die Zahl der Opfer.
Märchenstunde bei der „Süddeutschen Zeitung“: Die Münchner Tageszeitung trommelt auf ihrer heutigen Seite 3 für einen Kanzler Olaf Scholz:
Einmal angenommen: Die SPD legt auf den letzten Metern im Wahlkampf drei oder vier Prozentpunkte zu und schiebt sich an den Grünen vorbei....Dann wäre er tatsächlich Kanzler.
Man muss sich nur von dem Gedanken verabschieden, man bräuchte 30 Prozent oder mehr, um Merkels Erbe anzutreten. Und plötzlich erscheint Scholz' Mission gar nicht mehr so abenteuerlich.
Scholz hat einen Lauf. Und es wäre auch nicht das erste Mal, dass er möglich macht, was andere für unmöglich halten.
Fazit: Journalismus mit den Augen der Liebe, aber ohne politischen Verstand. Dass eine Partei, die maximal 10 bis 15 % aller Wahlberechtigten anspricht, den Kanzler stellt, wird im wahren Leben nicht passieren. Vielleicht sollten die Buchhändler die heutige SZ einfach vom Zeitungsständer in die Abteilung „Fantasy“ tragen. Neben dem Herrn der Ringe ist noch ein Plätzchen frei.
Das Coronavirus, insbesondere die Delta-Variante, breitet sich weiter aus. Hier die Lage heute Morgen:
Großbritannien:
Am Montag, dem „Freedom Day“, hat Boris Johnson auf Druck seiner Partei fast alle Corona-Regeln in England aufgehoben. Die Menschen müssen nun weder Maske tragen noch Abstand halten. Nachtclubs durften erstmals seit Beginn der Pandemie wieder öffnen. Die Inzidenz liegt bei knapp 490 und die Einweisungen in Kliniken steigen. Auffällig ist, dass 40 Prozent der eingelieferten Covid-Patienten nach Angaben der Regierung einmal oder zweimal geimpft sind.
Frankreich:
Am Dienstag registrierten die Behörden über 18.000 neue Fälle, der höchste Stand seit Mitte Mai, weshalb die Regierung bereits von einer vierten Welle spricht und die Auflagen verschärfte. Im Kino, Theater oder Museum ist von diesem Mittwoch an ein negativer Corona-Test oder ein Impf- oder Genesungsnachweis notwendig. Das gilt, sobald mehr als 50 Menschen zusammenkommen.
Bei Verstößen drohen Geldbußen von bis zu 1.500 Euro. Am Wochenende hatten zehntausende Franzosen gegen die neuen Maßnahmen demonstriert. 42,1 Prozent der Franzosen sind vollständig geimpft.
© dpaNiederlande:
In Holland wurden die Corona-Regeln am 26. Juni fast vollständig aufgehoben. Seitdem steigen die Zahlen deutlich: Am vergangenen Freitag registrierten die Behörden über 11.000 Neuinfektionen, die Inzidenz liegt mittlerweile bei 409. Pro Tag stecken sich um die 10.000 Menschen mit dem Coronavirus an. Bei einem Festival in Utrecht infizierten sich 1.000 Besucher.
Da die Infektionswelle vor allem Jüngere trifft, kam es bisher nicht zu einer Überfüllung der Krankenhäuser. Die Impfquote liegt bei 46,2 Prozent.
Eine Infografik mit dem Titel: Der weltweite Impfwettlauf
Vergleich der Impfquoten zwischen mehreren Ländern weltweit, in Prozent
Japan:
Einen Tag vor Eröffnung der Olympischen Spiele sorgt ein deutlicher Anstieg der Corona-Infektionen auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr für Alarmstimmung. Gestern meldete Tokio 1.832 Neuinfektionen binnen eines Tages. Unterdessen wurden vier weitere Olympia-Sportler ebenfalls positiv auf das Coronavirus getestet.
Ministerpräsident Yoshihide Suga, der wegen seines Umgangs mit der Pandemie und seines sturen Festhaltens an den Spielen in der Kritik steht, rief die Bevölkerung am Mittwoch auf, sich die Olympischen Wettkämpfe zu Hause am Fernseher anzuschauen. Wegen der Pandemie sind Zuschauer von nahezu allen Wettkämpfen ausgeschlossen. Der Inzidenzwert liegt bei 18,4.
Südkorea:
In Südkorea steigen die Fälle seit Ende Juni deutlich an, die vierte Welle hat das Land im Griff. Am Sonntag meldete die nationale Agentur für Krankheitskontrolle 1.454 Neuinfektionen, Rekord für einen Sonntag. Die Impfquote der vollständig Geimpften liegt bei knapp 13 Prozent.
Bei SAP zeigt die Neuausrichtung des vergangenen Jahres erstmals positive Resultate, doch zu früh darf man sich in Walldorf noch nicht freuen.
Im zweiten Quartal 2021 konnte der Konzern die Erlöse im neu fokussierten Cloud-Geschäft gegenüber dem Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 2,28 Milliarden Euro steigern. Aber von der im Herbst 2020 angekündigten Neuausrichtung auf die Cloud hatten sich die Anleger mehr erwartet: Mit einem Minus von 2,5 Prozent bildete SAP gestern das Schlusslicht im Dax.
Das führen die Analysten vor allem darauf zurück, dass sich trotz der „weiteren Beschleunigung“ (SAP-Chef Christian Klein) im Cloud-Geschäft und einem „fantastischen Quartal“, die Erlöserwartung nur bedingt verändert hat. Statt wie zum Jahresbeginn 9,1 Milliarden Euro, erwartet man nun am unteren Ende 9,3 Milliarden – das obere Ende bleibt jedoch mit 9,5 Milliarden unverändert.
Eine Infografik mit dem Titel: SAP: Enttäuschte Anleger
Kursverlauf der SAP-Aktie seit dem 23. April 2021, in Euro
Die Analysten zeigen sich daher wenig überzeugt. Richard Nguyen von Société Générale sagte, dass ein Anheben der Erwartungen am unteren Ende nicht überrasche. Auch Mirko Maier, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg, erklärt:
Die Zahlen sind toll, aber man hat sich bei der Prognose mehr erhofft. Die Chancen auf positive Überraschungen sind erstmal begrenzt.
Daimler scheint wieder auf Spur zu sein. Im ersten Halbjahr 2020 musste Daimler noch einen Verlust von 1,7 Milliarden Euro einstecken – jetzt kann der Konzern mit einem Halbjahresgewinn von netto 7,9 Milliarden Euro triumphieren.
Der weltweite Chipmangel führte bei Daimler nur zu geringen Gewinnverlusten. Seitens der Hersteller wurde Vorrang bei der Chipzuteilung für die Produktion von Luxusmodellen wie die S-Klasse und großen SUVs gewährt. Die Daimler-Tochter Mercedes konnte eine Umsatzrendite von 13,7 Prozent melden. Daimler-Chef Ola Källenius sagt:
Bei Mercedes-Benz Cars & Vans haben wir das dritte Quartal in Folge eine zweistellige Marge erreicht und damit die Widerstandsfähigkeit unseres Geschäfts unter Beweis gestellt – trotz der anhaltend geringen Verfügbarkeit von Halbleitern.
Dennoch wird der Chipmangel die Stuttgarter weiterhin belasten und auch im zweiten Halbjahr für kurzzeitige Produktionsstopps sorgen. Daimler prognostiziert daher keine Absatzsteigerung über das Vorkrisenniveau hinaus. Das enttäuscht die Anleger: Der Aktienkurs von Daimler rutschte gestern zeitweise um 2,3 Prozent ab.
Eine Infografik mit dem Titel: Daimler: Droht der Chipmangel?
Kursverlauf der Daimler-Aktie seit dem 4. Januar 2021, in Euro
Die Zahl der Todesopfer ist nach knapp einer Woche auf mindestens 170 Menschen gestiegen. Es werden immer noch über 155 Personen vermisst.
Die Bundesregierung beschloss am Mittwoch eine Soforthilfe in Höhe von 200 Millionen Euro. Zusammen mit den betroffenen Ländern sollen 400 Millionen Euro schnell und unbürokratisch bereitgestellt werden.
In Rheinland-Pfalz sollen betroffene Haushalte bis zu 3.500 Euro Soforthilfe bekommen. Das kündigte Malu Dreyer, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin an.
Hochwasser TÜV: Markus Söder fordert, dass die Hochwasserrisiken in bayerischen Gemeinden zukünftig von einer unabhängigen Instanz bewertet werden sollen.
Bundesinnenminister Seehofer will bald ein SMS-Warnsystem einführen. Auch der Telekom-Chef Tim Höttges sprach sich für ein SMS-Warnsystem aus.
Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán hat am Mittwoch in einem Facebook-Post zum Referendum bezüglich des Anti-LGBTQ-Gesetzes aufgerufen.
Das aus dem Englischen stammende LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer. Mit dem neu erlassenen Gesetz ist es in Ungarn unter anderem verboten, schwule oder lesbische Paare in für Kinder zugänglichen Büchern oder Filmen zu zeigen. Die Regierung sagt: Jugendschutz. Die Kritiker sagen: Zensur.
„Brüssel hat Ungarn wegen des Gesetzes in den vergangenen Wochen klar attackiert“, sagte der rechtskonservative ungarische Regierungschef in dem auf Facebook verbreiteten Video und rief die Bevölkerung dazu auf, gemeinsam für das umstrittene Gesetz zu stimmen.
© dpaJean Asselborn, Luxemburgs Außenminister konterte Orbáns Referendum-Aufruf und schlug vor, ebenfalls ein Referendum abzuhalten: Über den Ausschluss Ungarns aus der EU.
Das Great Barrier Reef in Australien, der Nationalpark Serengeti in Tansania und weitere außergewöhnliche Orte mit „universellem Wert für die Menschheit“ gehören zum Welterbe der UNESCO. Doch nichts ist für die Ewigkeit, nicht mal der Eintrag in diese Liste.
Liverpool wird nun wieder von der Welterbeliste gestrichen. Das hat das Welterbekomitee am Mittwoch beschlossen. Der außergewöhnliche Wert der Stätte sei durch verschiedene Bauprojekte beschädigt worden, zürnt das Komitee. Liverpool ist die dritte Stätte, die den Titel verliert.
Die Liverpooler Bürgermeisterin Joanne Anderson hat Widerstand angekündigt.
© dpaPaul McCartney sollte ihr behilflich sein. Der Junge aus dem Arbeiterviertel hat der Stadt durch seine musikalische Freundschaft mit John Lennon eine Magie verliehen, die unkündbar ist. „Yesterday“ wäre wohl am ehesten der Song, der die UNESCO-Kuratoren zur Vernunft bringen könnte:
„Suddenly,
I'm not half the man I used to be.
There's a shadow hanging over me.
Oh, yesterday came suddenly.
Why she had to go?
I don't know, she wouldn't say.
I said something wrong.
Now I long for yesterday.
Yesterday,
love was such an easy game to play.
Now I need a place to hide away.
Oh, I believe in yesterday.“
Ich wünsche Ihnen einen beschwingten Start in den neuen Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste
Ihr