Ostern: Das Corona-Ei

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Guten Morgen,

das europäische Infektionsgeschehen hat sich gegen die österliche Sehnsucht nach Öffnung verschworen. Europaweit liegt der nächste Lockdown in der Luft:

  • In Frankreich beträgt die Inzidenz aktuell 386. Im Großraum Paris wird eine Auslastung der Intensivbetten von 127,7 Prozent gemessen, weshalb im Lande Alarmstimmung herrscht.

  • In Belgien besteht eine 7-Tage-Inzidenz von 291. Es gilt eine nächtliche Ausgangssperre, diese gilt etwa in Brüssel von 22:00 bis 6:00 Uhr.

Eine Infografik mit dem Titel: Infektions-Wellen Europas

Covid-19-Fälle der vergangenen 7 Tage je 100.000 Einwohner

  • In Deutschland liegen elf Landkreise über 300 und vier sogar deutlich über 400 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Die durchschnittliche 7-Tage-Inzidenz im ganzen Land liegt bei 135 – also deutlich jenseits der „Notbremse“, die bei einem Wert von 100 den Lockdown verschärfen sollte.

  • Europaweit hat sich in den letzten zehn Tagen der Himmel zugezogen und das bei beinahe sommerlichen Temperaturen. In Europa liegt die 7-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner aktuell bei 235,45, berichtet das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten.

Angela Merkel © dpa

Aufmerksam und mit wachsender Ungeduld studiert man diese Werte am Armaturenbrett der Mächtigen. Vier Dinge werden derzeit hinter den Kulissen von Politik und Wirtschaft verhandelt, die den leidenschaftlichen Leser des Morning Briefings nicht überraschen können:

1. Harter Lockdown spätestens nach Ostern: Die Bundeskanzlerin hat mit dem sonntäglichen Fernsehauftritt bei „Anne Will“ ihre strategischen Überlegungen offengelegt und alle Ministerpräsidenten und Bürgermeister de facto aufgefordert, die Öffnungsoffensive zu beenden.

Thierry Breton © dpa

2. Protektionismus in den Außenwirtschaftsbeziehungen zur Sicherung des Impfstoff-Nachschubs: Nachdem die Europäische Union 77 Millionen Dosen exportiert und nur 88 Million innerhalb der Gemeinschaft ausgeliefert hat, ist man in Brüssel aufgewacht. Die Exportkontrollen will man nun verschärfen – und den britisch-schwedischen Hersteller AstraZeneca dazu drängen, seine Lieferversprechen einzuhalten. Binnenmarktkommissar Thierry Breton verkündete:

Wir werden sicherstellen, dass alles in Europa bleibt, bis die Firma ihre Zusagen einlöst.

3. Neufassung des Infektionsschutzgesetzes mit dem Ziel, den Bundesstaat gegenüber den föderativen Instanzen zu stärken: Bei „Anne Will“ regte Angela Merkel an, „das Infektionsschutzgesetz nochmal anzupacken und zu spezifizieren.“

Möglich würde dies durch Artikel 74 des Grundgesetzes. Dieser besagt, dass „Maßnahmen gegen gemeingefährliche und übertragbare Krankheiten“ Bundessache sind. Jede neue Regelung würde allerdings eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes voraussetzen, welche wiederum die Zustimmung des Parlaments benötigt. Schlussendlich müssten die Länder ihrer Entmachtung im Bundesrat zustimmen.

Angela Merkel  © dpa

4. Mehr Verbindlichkeit seitens der Wirtschaft bei der Bekämpfung der Pandemie: Hier geht es vor allem darum, den Laissez-faire beim Home-Office und beim Testen zu beenden. Die Bundesregierung überlegt, das Home-Office und auch das Testen zum Arbeitsbeginn verbindlich zu regeln, weil die bisherige Selbstverpflichtung der Wirtschaft nicht wirklich zur Reduzierung von Kontakten beigetragen hat.

Fazit: So kontrastiert denn das sonnige Osterwetter mit der Verdüsterung an der Corona-Front. Die knappste Ressourcen der Deutschen ist derzeit die Zuversicht.

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Veröffentlicht in Hauptstadt – Das Briefing von Michael Bröcker Gordon Repinski .

Briefing

Markus Söder © dpa

Zwischen den Bundesländern und der Bundesregierung hat ein Machtpoker um die Deutungshoheit begonnen – und daraus abgeleitet um die Lizenz zum Handeln. Es stehen sich zwei Lager wie feindliche Armeen gegenüber:

Da ist zum einen das Team Merkel/Söder, das zumindest die Lageanalyse teilt. Hier geht man davon aus, dass es eines „einheitlichen Geistes“ bedürfe, am besten vom Bund gesteuert. Ausgangsbeschränkungen sehen die beiden als probates Mittel, um die dritte Welle, die von einer in höherem Maße infektiösen Corona-Mutante dominiert wird, einzudämmen.

Demgegenüber befinden sich die stehenden Heere der Öffnungspolitiker, angeführt von den Ministerpräsidenten aus Düsseldorf, Saarbrücken, Kiel und Hannover. Sie verteidigen ihr Vorgehen gegen die Angriffe der Kanzlerin („Bummeln und Testen ist nicht die richtige Antwort“) und pochen auf föderale Eigenständigkeit. In Berlin gilt ab morgen „Test & Meet“ – mit tagesaktuellem, negativem Coronatest geht es in den Einzelhandel und in die Museen. Geschäfte des täglichen Bedarfs bleiben von der Testpflicht ausgenommen.

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Veröffentlicht von Rasmus Buchsteiner.

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Ein Mitglied der Gewerkschaft „RWDSU“ vor dem Amazon-Warenhaus in Bessemer, Alabama © AP

Durch die Pandemie erlebt Amazon einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Der Nettoumsatz des Unternehmens stieg im Jahr 2020 um 38 Prozent; es wurden mehr als 500.000 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt inzwischen beschäftigt der Konzern knapp 1,3 Millionen Menschen.

Doch mit dem rasanten Wachstum des Welt-Konzerns sind auch neue Debatten über zu geringe Löhne und die soziale Ungleichheit innerhalb der Firma entbrannt. Eine Mitarbeiterin in den USA berichtete gegenüber einem Kongressausschuss im vergangenen Monat:

Die Schichten sind lang, das Tempo ist superschnell. Man wird ständig beobachtet und überwacht. Sie scheinen zu denken, dass du eine weitere Maschine bist.

Die Rufe nach einer Gewerkschaft, die Arbeitnehmerrechte gewährleisten soll, werden lauter. Amazon hat es in seiner 26-jährigen Geschäftslaufbahn vermocht, die Gründung eines Gewerkschaftsablegers auf dem Firmengelände zu verhindern.

Jeff Bezos © dpa

Offenbar ist nun ein Wendepunkt erreicht: In Bessemer, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Alabama, wandten sich Mitarbeiter eines Amazon-Warenhauses mit 6.000 Angestellten an die Retail, Wholesale and Department Store Union, eine Gewerkschaft, die 100.000 Beschäftigte unter anderem von H&M, Macy’s und Zara vertritt. Es kam zu einer Abstimmung mit dem Ziel einer Gewerkschaftsautorisierung, die in den nächsten Tagen ausgezählt wird.

Es wäre der erste gewerkschaftlich organisierte Amazon-Standort in den USA; die Beschäftigten würden aus der Vereinzelung treten und das Dunkel ihrer öffentlichen Nicht-Beachtung verlassen. Genau dazu fordert die „Washington Post“, eine weitere Unternehmung des Jeff Bezos, in ihrem aktuellen Werbespruch auf: „Democracy dies in darkness“.

 © dpa

Umweltschutz liegt im Trend, auch an der Börse. Mit Begriffen wie „nachhaltig“ und „klimafreundlich“ versprechen Fonds die schöne Mischung aus Gewinn und gutem Gewissen. Bislang gibt es allerdings keinen global gültigen Maßstab, um die tatsächliche Umweltfreundlichkeit einer Firma zu ermitteln. Investoren müssen den Versprechungen der Fondsmanager oder Ratingagenturen vertrauen, die jeweils ihre eigenen Methoden zur Auswertung anwenden.

Die Spanierin Rebeca Minguela mit ihrem 2017 gegründeten Unternehmen Clarity.AI würde diesen Missstand gern beenden. Eine Künstliche Intelligenz soll helfen, die Bewertungen Tausender Unternehmen zur Nachhaltigkeit auszuwerten, um so eine Datenbank mit über 200.000 Fonds zu füttern. Wenn sich diese algorithmisch gesteuerte Methode durchsetzt, sind beide reicher – die Anleger und die Spanierin.

Die Lage am heutigen Morgen:

  • Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) in den vergangenen 24 Stunden 9549 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden weitere 180 Todesfälle registriert.

  • Mitte April soll Deutschland 256.800 Dosen des Johnson&Johnson-Impfstoffs erhalten, bis Ende Juni insgesamt 10,1 Millionen. Bei diesem amerikanischen Impfstoff reicht eine Spritze – eine zweite Impfung ist nicht nötig.

  • Der deutsche Tierärzteverband BPT bietet der Bundesregierung Mithilfe bei der Umsetzung der Impfstrategie an – eine Antwort der Entscheidungsträger steht noch aus. In den USA können Tierärzte schon gegen Corona impfen und tragen dort zum Erfolg der Impfkampagne bei.

  • Die USA stellen einen neuen Rekord beim Impfen auf. 3,5 Millionen Bürger wurden allein vergangen Samstag gegen das Coronavirus geimpft.

Einkaufsstraße in Würzburg © imago

Die Lage im Einzelhandel, Lebensmittelhändler ausgenommen, ist katastrophal. Der Handelsverband Deutschland (HDE) geht davon aus, dass die erneute Verlängerung des Lockdowns bis zum 18. April pro geschlossenem Verkaufstag für weitere Verluste von bis zu 700 Millionen Euro sorgen würde.

Für viele Einzelhändler wird die Lage zunehmend existenzbedrohend. Bis 2023 dürften bis zu einem Fünftel der stationären Läden dicht machen. Doch der neueste Vorschlag des HDE wird an dieser misslichen Lage kaum etwas ändern. Der Verband setzt sich dafür ein, dass jeder Bürger einen 500-Euro-Einkaufsgutschein auf Staatskosten bekommt. Die einfache Logik dahinter: Wer mehr Geld zur Verfügung hat, wird dieses auch ausgeben.

Doch so funktioniert der Mensch nicht. Laut Bundesbank sind die Bankeinlagen der privaten Haushalte innerhalb eines Jahres bis Januar 2021 um 182 Milliarden auf 1,73 Billionen Euro gestiegen. Die Kauflaune der Bürger hat also nichts mit einem Mangel an Geld zu tun. Vielmehr ersticken Maskenpflicht, Termin-Shopping und die Angst, sich beim Einkaufen zu infizieren, die Lust am Konsum.

Andererseits: Die 500-Euro des Staates, die ursprünglich ja vom Bürger stammen, würden durch den Corona-Scheck wieder bei diesem landen: Finanzpolitik als Kreisverkehr.

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Jill Robinson auf einer Bären-Farm in Weihai, China © imago

Jill Robinson ist gebürtige Engländerin und die Gründerin der „Animals Asia Foundation“. Die Tierschutz-Organisation rettet in Asien Bären aus der Gefangenschaft, die unter schlimmsten Bedingungen in sogenannten Gallen-Farmen leben. Die Bären werden in diesen Farmen gehalten, wo ihnen der Gallensaft bei lebendigem Leibe abgezapft wird, um ihn in der Pharmaindustrie zu nutzen.

Jill Robinson möchte diese unfassbare Tier-Quälerei beenden und hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Bären zu befreien und ihnen ein neues Zuhause zu geben. Im Morning Briefing Podcast erzählt sie von der Rettung der Tiere vor diesem grausamen Vorgehen:

Bis heute haben wir über 630 Bären gerettet.

Doch weiterhin seien, so erklärt Robinson, Gallen-Farmen in Asien ein großes Geschäft:

Mindestens 12.000 Bären leben in ganz Asien noch immer unter diesen Bedingungen.

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Über die Haltung der Bären erzählt sie:

Die Bären werden so gut wie bewegungsunfähig gemacht, um das Abzapfen der Galle zu erleichtern. Natürlich ist das ein schmerzhafter Prozess.

Die Abnehmer der Bärengalle seien Pharmaunternehmen, die daraus fiebersenkende Medikamente herstellen. Nötig sei die Galle dazu jedoch nicht:

Sowohl in China als auch in Vietnam gibt es viele pflanzliche Alternativen, die man an Stelle von Bärengalle verwenden kann, und zwar sowohl effektiv als auch billig.

Spielende Kragenbären © dpa

Aber Jill Robinson weiß auch über die Erfolge ihrer Arbeit zu berichten:

In Vietnam gibt es sehr gute Nachrichten, denn die Regierung hat diese Praxis jetzt für illegal erklärt. Man will diese Industrie in den nächsten Jahren schließen.

Fazit: Natürlich sind wir alle in Zeiten der Pandemie mit uns selbst beschäftigt. Aber gerade deshalb ist dieser Beitrag über das Leben und Leiden der Kragenbären so wichtig. Es gibt eine Existenz jenseits des „Ich“.

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„The Beatles“ - Paul McCartney, John Lennon, Ringo Starr, George Harrison  © dpa

Paul McCartney ist nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein finanzielles Schwergewicht. Sein Vermögen wird laut der „Sunday Times“ auf rund 900 Millionen Euro geschätzt.

Doch es gab auch in seinem Leben eine andere, kargere Zeit. So reiste er 1958 mit seinem späteren Lead-Gitarristen George Harrison durch Wales. Im kleinen Ort Harlech übernachteten die beiden bei einer Bauern-Familie, dort ließen sie bei der Abreise eine Kleinigkeit mitgehen: eine Wolldecke.

Paul McCartney © dpa

30 Jahre später: Die „Beatles“ haben sich bereits getrennt, die ganze Welt kennt Paul McCartney – doch der Diebstahl ist in Erinnerung geblieben. Eine Frau aus der Familie in Wales meldet sich bei ihm, will ihre Decke zurück. In einem Brief entschuldigte sich der Ex-„Beatle“ für seine Tat und fügte einen Scheck über 30 Pfund hinzu.

Der Entschuldigungsbrief von McCartney wird nun in London versteigert und soll mindestens 3000 Pfund einbringen.

Lektion eins: Gerechtigkeit besitzt kein Haltbarkeitsdatum. Lektion zwei: Diese Wolldecke war die wahrscheinlich rentabelste Kapitalanlage, in die in Wales jemals investiert wurde.

Ich wünsche Ihnen einen kraftvollen Start in den Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste

Ihr

Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer
  1. , Pioneer Editor, Herausgeber The Pioneer

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