ein Wahnsinn kommt selten allein – und an der Börse schon gar nicht.
Die Rede ist von Tesla, jener Autofirma, die trotz Mini-Gewinn bei den internationalen Investoren eine XXL- Börsenkapitalisierung erzielt. Eine vergleichbare Entkopplung zwischen Fundamentaldaten und Börsenbewertung hat es in der 135-jährigen Automobilgeschichte noch nie gegeben.
Eine Infografik mit dem Titel: Tesla: Der Gigant
Marktkapitalisierung von Tesla im Vergleich zu den größten Autokonzernen und JP Morgan Chase, in Milliarden US-Dollar
Für den Wert von Tesla kann man heute morgen Toyota, Volkswagen, Daimler, General Motors und Ford zweimal kaufen.
Die genannten Firmen erwirtschaften 2020 einen Vorsteuergewinn (EBIT) von 40 Milliarden Euro.
Tesla schaffte vor Steuern 1,9 Milliarden Dollar, wobei 1,6 Milliarden Dollar – rund 84 Prozent – nicht durch den Autoverkauf, sondern durch den Handel mit CO2-Zertifikaten zustande kamen.
© imago
Soweit so bekannt. Aber der noch größere Wahnsinn spielt sich jenseits der Aktie ab, wie die Financial Times in einem Report („The Tesla-financial complex”) enthüllt. Denn neben dem traditionellen Wertpapierhandel mit der Firma von Elon Musk gibt es noch ein blühendes Spekulationsgeschäft, bei dem Optionsscheine und andere hochspekulative Tesla-Produkte im globalen Kasino zirkulieren. Hier die drei Dinge, die man zu diesem Wahnsinn 2.0 wissen sollte:
1. Der nominale Handelswert von Tesla-Optionen lag laut Goldman Sachs in den letzten Wochen bei durchschnittlich 241 Milliarden Dollar pro Tag. Zum Vergleich: Amazon, der zweitaktivste Markt für Einzelaktienoptionen, erzielte im gleichen Zeitraum einen täglichen Wert von 138 Milliarden Dollar, der Rest des S&P 500-Index zusammen einen Wert von 112 Milliarden. Das bedeutet: Der Wert aller gehandelten Tesla-Optionen übersteigt den Wert des Optionshandels aller S&P 500-Firmen um 115 Prozent.
Eine Infografik mit dem Titel: Derivate: Tesla vorn
Durchschnittliches tägliches Volumen des US-Optionshandels in den drei Wochen bis zum 15. November 2021, in Milliarden US-Dollar (nominal)
2. Der Markt für Tesla-Optionen – der mehr als 60 Mal so aktiv ist wie der gesamte Markt für FTSE 100-Optionen und fast sieben Mal so aktiv wie der Markt für Euro Stoxx 50-Optionen – hat dazu beigetragen, dass das Volumen des US-Optionshandels in diesem Jahr das Volumen des tatsächlichen Aktienhandels übersteigt. Das hat es in der Geschichte der weltweiten Kapitalmärkte noch nie gegeben.
© dpa3. Wer gegen Tesla wettet, verliert: Hedgefonds, die in den vergangenen zehn Jahren mit Leerverkäufen gegen Tesla versuchten, ihr Geld zu machen, sitzen laut Angaben des Finanzanalysten S3 Partners auf Verlusten von insgesamt über 60 Milliarden Dollar – 11 Milliarden kamen allein in diesem Jahr hinzu. Der Anteil der Tesla-Aktien, der für Leerverkäufe verliehen wurde, fiel daher von 20 Prozent Anfang 2020 auf jetzt nur noch 3,3 Prozent.
Und die Moral von der Geschicht‘? Die dürfte zeitversetzt folgen. Denn eines haben das Börsen-Casino und die staatlichen Spielstätten in Wiesbaden, Bad Homburg und Berlin gemein: Jede Gewinnsträhne reißt irgendwann ab und am Ende gewinnt immer die Bank. Vielleicht erleben die Tesla Millionäre ja nur die Fortsetzung der Tulpenspekulation aus dem Jahr 1637 mit derivativen Mitteln.
Und irgendwann heißt es dann in unseren Geschichtsbücher: Die neue Tulpe hieß Tesla.
© pagewizzEine Infografik mit dem Titel: Europa: Infektionen auf Rekordniveau
Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche in Europa nach Ländern
Europa liegt im globalen Wettbewerb der Kontinente plötzlich hinten: auch bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Selbst die USA sind erfolgreicher, nicht beim Impfen, wohl aber stellt sich das Infektionsgeschehen weniger dramatisch da.
Warum ist das so? Was muss jetzt getan werden? Ist eine Impfpflicht ethisch verantwortbar oder womöglich gar ethisch geboten? Darüber spreche ich im Morning Briefing Podcast mit Manfred Weber, dem Fraktionschef der EVP und ehemaligen Spitzenkandidat der europäischen Konservativen bei der Europawahl.
© imagoEr versucht gar nicht erst die Lage zu beschönigen:
Europa ist heute der Hotspot der Welt.
Und was ist dagegen zu tun? Für Deutschland spricht er Klartext:
Ich bin für die Impfpflicht. Für alle. So schnell wie möglich.
Eine Infografik mit dem Titel: Inzidenz: Deutschland vorn
Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche nach Ländern bzw. Regionen
Die Umsetzung betrachtet er als nicht problematisch:
Wenn unser deutscher Staat in der Lage ist, jedes falsch geparkte Auto bis zum Detail nachzuvollziehen und das dann entsprechend einzufordern, aber wir nicht in der Lage sind, eine Impfpflicht umzusetzen. Dann stimmt was nicht.
Seine Empfehlung an die politische Klasse:
Ehrlich sein, Klartext sprechen, aber gleichzeitig auch jede Hysterie vermeiden.
Er wünscht sich als Lehre aus dem bisherigen Pandemie-Geschehen nicht mehr Zentralismus, wohl aber mehr Zusammenarbeit:
Wenn wir Europäer die Kraft hätten, unsere Ressourcen zusammenlegen, können wir den Krebs besiegen.
Fazit: Manfred Weber will an dem pandemischen Geschehen europäischer Tragweite nicht verzweifeln, sondern wachsen. Er macht Mut – auch, weil er nicht beschönigt.
Die Corona-Situation am heutigen Dienstagmorgen:
Gestern meldete das RKI 29.364 Neuinfektionen. Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz steigt damit auf 452,4. Zum Vergleich: Italien steht mit 136, Finnland mit 134,5 und Spanien mit 108 deutlich besser da.
Zudem breitet sich die neue Omikron-Variante weiter aus. Der Virologe Christian Drosten:
Ich muss sagen, dass ich im Moment schon ziemlich besorgt bin. Ich bin überrascht, so viele Mutationen in dem Virus zu sehen.
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Der designierte Kanzler Olaf Scholz will zusammen mit Angela Merkel und den Länderchefs heute um 13 Uhr in einer Telefonkonferenz über schärfere Corona-Maßnahmen beraten. Das Treffen ersetzt nicht die ursprünglich für 9. Dezember geplante Ministerpräsidentenkonferenz. Teil der Beratungen wird der neue “Bund-Länder-Krisenstab” sein, den die Ampel-Parteien im Kanzleramt ansiedeln wollen.
Ebenfalls Thema beim Bund-Länder-Gipfel wird das für heute erwartete Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Rechtmäßigkeit der Bundesnotbremse sein. Das Gericht entscheidet, ob die Maßnahmen zur Eindämmung der dritten Corona-Welle im vergangenen Frühling gerechtfertigt waren. Wir erinnern uns: Die damalige Bundesregierung ordnete auf Basis der 7-Tage-Inzidenz Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, sowie Schulschließungen an, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten.
Die Stiko appelliert nochmals mit Nachdruck, sich impfen zu lassen. Die Experten warnen, dass die Zahl der Covid-19-Krankenhausaufnahmen bei Ungeimpften je nach Alter und Region um 5- bis 15mal höher sei als bei Geimpften.
Der Druck auf Olaf Scholz, doch noch Karl Lauterbach als Gesundheitsminister zu nominieren, steigt von Tag zu Tag. Im Internet wirbt die Twitter-Community unter dem Hashtag #wirwollenKarl für den Pandemie-Aufklärer als Gesundheitsminister. Auf Twitter heißt es:
Selbst Frau Merkel hätte lieber Karl Lauterbach als Gesundheitsminister an ihrer Seite gehabt. Dann sähe es nun anders aus. #wirwollenKarl
….weil man als Minister kompetent sein darf.
Respekt war ihr Schlagwort, Olaf Scholz. Wir wollen Karl, alles andere wäre respektlos.
Ich finde das Gesundheitsministerium darf auch mal im Gegensatz zu den vergangenen Jahren kompetent besetzt werden.
Falls @Karl_Lauterbach nicht Gesundheitsminister werden sollte, prophezeie ich, dass die Ampel keine vier Jahre hält. #wirwollenKarl
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Prominente Unterstützung erhält Lauterbach inzwischen auch von der künftigen Opposition. Für den bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek ist es ein Unding, dass die Ampel nicht in der Lage ist einen Gesundheitsminister zu benennen, obwohl mit „Karl Lauterbach ein erfahrener Arzt und Epidemiologe zur Verfügung steht“.
Der SPD-Gesundheitsexperte könnte wegen der zugesagten Frauenquote als Minister vergessen werden, so die Befürchtung. Sein Problem: Aufgrund der Ankündigung von Scholz sein Kabinett paritätisch zu besetzen, gibt es für Männer nur noch zwei Plätze auf der SPD-Regierungsbank zu vergeben.
© imagoArbeitsminister Hubertus Heil gilt als gesetzt und der Parlamentarische Geschäftsführer Carsten Schneider verfügt über die Rückendeckung von allen Ostverbänden, daher bleibt für Lauterbach – nach jetzigem Stand – wohl nur der Talkshow-Sessel bei Anne Will und Maybrit Illner übrig. Doch auch für ihn gilt die amerikanische Spruchweisheit: It´s not over until it´s over.
Die Opfer des Wirecard-Skandals fordern Schadensersatz in Höhe von 16 Milliarden Dollar. Nach der Implosion des Dax-Wertes sind Ermittler, Anleger und Investoren immer noch auf der Suche nach 1,9 Milliarden Euro.
Der Insolvenzverwalter Michael Jaffé prüft nun mit neuen Belegen Ansprüche gegen den Ex-CEO Markus Braun: In seinem Sachstandsbericht legt Jaffé dar, auf welcher Grundlage er von Markus Braun Geld zurückfordern wird.
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Demnach habe der Insolvenzverwalter sämtliche Kontoauszüge in Singapur untersucht und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass es das behauptete und bilanzierte Drittpartner-Geschäft (TPA) der Wirecard mit Milliardenerträgen nicht gegeben habe. Vielmehr soll der Konzern in Singapur Konten als einfache Spesenkonten geführt haben.
Die Frage, ob es diese TPA-Geschäfte, also Geschäfte der Wirecard mit asiatischen Partnern, je gegeben hat, ist zentral für mögliche Entschädigungen von Gläubigern. In unserer Recherche vor einigen Wochen hatten wir Kontoauszüge und Informationen zusammengetragen, die nahe legten, dass Millionen Euro aus den Drittpartner-Geschäft offenbar an der Wirecard AG – und auch an Markus Braun? – vorbei auf dubiose Konten auf karibische Inseln geschleust und veruntreut wurden.
Die Staatsanwaltschaft in München hat auch 15 Monate nach der Verhaftung von Braun noch keine Anklage vorgelegt. Das bedeutet: Die Verdachtsmomente lassen sich bisher nicht gerichtsfest erhärten.
Fazit: Die Ermittler sind begründungspflichtig. Die Unschuldsvermutung scheint für den Gefangene Braun derzeit suspendiert.
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Die deutsche Inflationsrate war auch im November nicht zu bremsen: Mit 5,2 Prozent erreicht sie laut einer vorläufigen Schätzung des Statistischen Bundesamts den höchsten Wert seit 1992.
Haupttreiber der Preissteigerung waren mit Abstand die stark steigenden Energiepreise. Im Vergleich zum Vorjahr legten sie um 22,1 Prozent zu. Der hohe Wert resultiert allerdings auch aus einem sehr niedrigen Vorjahreswert. Pandemiebedingt ist der Ölpreis im Jahr zuvor stark gefallen.
Die vierte Welle wirkt der Inflation entgegen: Solche Preiseffekte dürften sich mit erneuten Teil-Lockdowns, Kontaktreduzierungen und weiteren Flugverboten abschwächen.
„SAP wird langfristig eines der größten Cloud-Unternehmen der Welt sein”, sagte der Chef der deutschen Softwareschmiede, Christian Klein, im Gespräch mit dem Handelsblatt. Er betrachtet seine Strategie – deren Ankündigung im vergangenen Jahr zu einem Kursrutsch von 20 Prozent binnen eines Tages führte - als zukünftigen Wachstumstreiber und Sprungbrett zur Weltspitze im Cloud-Geschäft.
Wenn der SAP-Chef heute sein Büro betritt, sollte er einen Moment innehalten und die wahren Marktverhältnisse studieren.
Fakt ist: Während Amazon mit Cloud-Diensten im vergangenen Quartal 16.11 Milliarden US-Dollar und Microsoft knapp dahinter 15,12 Milliarden US-Dollar umsetze, kam SAP im Cloud-Bereich lediglich auf einen Umsatz von 2,39 Milliarden Euro.
Wir lernen: Auf dem Weltmarkt spielt das Unternehmen eine Rolle – aber ehrlicherweise die eines Statisten.
Eine Infografik mit dem Titel: Cloud-Geschäft: Aufholjagd bei SAP?
Umsatz im Cloud-Geschäft im dritten Quartal 2021, in Milliarden US-Dollar
Nach zwölf Grammys und der doppelten Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame wird Tina Turner nun eine ganze besondere Auszeichnung verliehen: Die Ehrendoktorwürde der Universität Bern. Der Grund: ihr „einzigartiges musikalisch-künstlerisches Lebenswerk“.
Eine, die den von Tina Turner frei gekämpften Weg selbstbewusst geht, ist die britische Sängerin Adele. Ihr vor zehn Tagen veröffentlichtes Album „30“ – das vierte der Künstlerin – schoss unverzüglich auf Platz Eins. Das Lied „Easy on Me“ platzierte sich ebenfalls auf der Position 1 der Single Charts.
© imago
Adele, Meisterin der gefühlvollen Ballade und 15fache Grammy-Gewinnerin, ist die bestverdienende britische Musikerin. Easy on me, sei nachsichtig mit mir, lässt sich auch als dystopischer Kommentar in Zeiten der Pandemie lesen:
There ain't no gold in this river
That I've been washing my hands in forever
I know there is hope in these waters
But I can't bring myself to swim
When I am drowning in this silence
Baby, let me in
Go easy on me, baby
I was still a child
There ain't no room for things to change
When we are both so deeply stuck in our ways
You can't deny how hard I have tried
I changed who I was to put you both first
But now I give up
I had good intentions
And the highest hopes
But I know right now
It probably doesn't even show
Go easy on me, baby
I was still a child
Ich wünsche Ihnen einen gefühlvollen Start in diesen neuen Tag. Bleiben Sie mir gewogen.
Es grüßt Sie auf das Herzlichste,
Ihr