der US-Technologieindex Nasdaq schreibt in der Corona-Krise die Geschichte der Sieger. Angeschoben von Börsengewichten wie Amazon, Apple, Microsoft und Facebook hat der Nasdaq erstmals in seiner Geschichte die Marke von 10.000 Punkten übersprungen.
Eine Infografik mit dem Titel: Ein Liebling der Anleger
Nasdaq-Verlauf seit 1990, in Punkten
Dieser Vormarsch folgt keiner Laune des Augenblicks, sondern dem Trend dieses Jahrhunderts. Gemessen an ihrer Marktkapitalisierung, stammen sechs der zehn weltweit wertvollsten Unternehmen aus dem Silicon Valley.
► Die Corona-Krise macht die digitalen Riesen noch riesiger und beschleunigt die Schrumpfung traditioneller Geschäftsmodelle. Virtuelle Realitäten, autonomes Fahren und ein auf Daten basiertes Gesundheitssystem sind die Wachstumsfelder der Zukunft. Microsoft-Chef Satya Nadella ist sich sicher:
© dpaDie Welt erlebt soeben zwei Jahre digitale Transformation komprimiert auf zwei Monate.
Der Mann hat das getan, was die deutschen Manager freiwillig nie tun: Statt sich auf den Absatz seines traditionellen Produktes, in diesem Fall das Windows-Betriebssystem, zu verlassen, hat Nadella Milliarden ins Cloud-Geschäft – das außerhalb des Computers stattfindet – investiert und seinem Unternehmen damit eine neue Erlösquelle erschlossen: Mit 12,3 Milliarden Dollar war das Cloudgeschäft im ersten Quartal des Jahres größter Umsatzbringer. Microsoft ist aktuell das zweitwertvollste Unternehmen der amerikanischen Technologiebörse.
Eine Infografik mit dem Titel: Tech-Giganten
Die fünf wertvollsten Nasdaq-Konzerne*, in Milliarden Euro
Fazit: Unter den 20 größten Digitalunternehmen gibt es kein europäisches Unternehmen – und dabei wird es auch bleiben. Deutschland rettet derzeit mit Billionensummen seine Vergangenheit. Die Große Koalition baut das teuerste Industriemuseum der Welt.
Der Machtkampf um die Führung von Volkswagen tritt in seine nächste Etappe. IG Metall und Betriebsrat lassen von ihrem eigentlichen Ziel, der zeitnahen Verabschiedung von Vorstandschef Herbert Diess, nicht ab.
Die Entbindung des Vorstandsvorsitzenden von der Führung der Marke Volkswagen PKW, die für den größten Anteil des Umsatzes und Gewinns 2019 verantwortlich zeichnete, war nur der erste Streich des Wolfsburger Aufstandes. Für Teil zwei wird nach einer Interimslösung gesucht, da die beiden internen Kandidaten, Audi-Chef Markus Duesmann und Porsche-Chef Oliver Blume, als zu unerfahren gelten, um aus dem Stand den Gesamtkonzern führen zu können.
© dpaDeshalb wurde bereits im Umfeld der letzten Aufsichtsratssitzung, aber außerhalb der offiziellen Tagesordnung, der Vorschlag ventiliert, dass Finanzvorstand Frank Witter nicht nur das Einkaufsressort kommissarisch übernimmt, sondern auch die Funktion des Vorstandsvorsitzenden. Drei Argumente sprechen für diese Lösung.
► Witter ist ein erfahrener Konzernmanager, der fast sein gesamtes Berufsleben bei dem Wolfsburger Autobauer verbrachte und bereits Finanz- und auch Vorstandsvorsitzender von Volkswagen USA und Kanada war. Er ist kein Gefolgsmann von Herbert Diess, was ihm jetzt zugutekommt.
► Der Aufsichtsrat hätte Zeit gewonnen, um die Personalsuche, womöglich auch extern, fortzusetzen.
► Witter ist bei Arbeitnehmern und auf der Kapitalseite gleichermaßen beliebt. Er besitzt einen ausgleichenden Charakter und hat aus freien Stücken mit seiner Karriere bei Volkswagen bereits abgeschlossen. Damit taugt er als ehrlicher Makler zwischen den mittlerweile verhärteten Fronten.
Fazit: Die Kapitalseite ist dabei, die Kontrolle über das Unternehmen an die IG Metall zu verlieren. Volkswagen befindet sich auf dem Weg zum volkseigenen Konzern.
Großaktionär Cerberus setzt die Commerzbank-Spitze unter Druck. In einem Schreiben an den Aufsichtsrat des Geldinstituts attackiert der US-Finanzinvestor das Management und fordert zwei Sitze im 20-köpfigen Kontrollgremium. Die Kritik ist eindeutig:
Cerberus ist zutiefst beunruhigt, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat weigern, den empirischen Tatsachen ins Auge zu sehen und den Ernst der Lage zu erkennen, und über Jahre eklatant versagt haben, angemessene Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Die Commerzbank bestätigt den Eingang des Schreibens:
Den Gremien der Bank ist bewusst, dass die Wertentwicklung am Kapitalmarkt, in der sich vielfältige Einflüsse niederschlagen, nicht zufriedenstellend ist.
Eine Infografik mit dem Titel: Im Zickzackkurs nach unten
Aktienkurs der Commerzbank seit Juli 2017, in Euro
Cerberus ist seit Sommer 2017 an der Commerzbank beteiligt. Mit gut fünf Prozent sind die Amerikaner nach dem deutschen Staat, der 15,6 Prozent hält, der zweitgrößte Commerzbank-Aktionär. Seit dem Einstieg von Cerberus ist der Kurs der Aktie um fast 60 Prozent gefallen.
In keinem anderen großen Land der EU machen die Lebensjahre, die ein durchschnittlicher Erwachsener im Job verbringt, einen so geringen Teil des Daseins aus wie in Italien. Das zeigt eine aktuelle Erhebung der europäischen Statistikbehörde Eurostat. 32 Jahre arbeiten die Italiener im Schnitt. Die Schweden sind mit 42 Jahren, die Niederländer mit 41 und die Deutschen mit 39 Jahren dabei.
Noch entspannter als in Italien geht es in der Türkei zu. Dort verbringt der durchschnittliche Erwachsene 29 Jahre am Arbeitsplatz.
Doch Vorsicht Klischee: Lange Arbeitszeiten machen noch keine erfolgreiche Wirtschaft aus. Mit 34 Jahren liegen die Luxemburger unterhalb des EU-Schnitts von 36 Jahren – und damit beinahe gleichauf mit den deutlich ärmeren Rumänen, Polen und Slowaken. In Zypern hingegen, also einem Staat, der 2013 knapp am Bankrott vorbeischrammte, sind die Bürger besonders fleißig: 38 Jahre arbeiten sie hier im Schnitt.
Die Industriestaatenorganisation OECD erwartet, dass die Covid-19-Pandemie noch lange unseren Alltag prägen wird. Es sei die schlimmste Rezession in Friedenszeiten seit 100 Jahren zu erwarten, teilte die Organisation in einem Konjunkturbericht mit.
Die OECD präsentierte zwei Szenarien: Ein erstes Szenario nimmt an, dass das Virus kontrolliert wird. In einem anderen wird vorausgesetzt, dass es im weiteren Jahresverlauf zu einer zweiten Infektionswelle kommt. In diesem Fall könnte die Wirtschaft in der Eurozone demnach 2020 um 11,5 Prozent schrumpfen.
Kein Minister stand in den zurückliegenden Monaten so stark unter öffentlicher Beobachtung wie Jens Spahn. Das hat für ihn Licht- und Schattenseiten: Auf der lichten Seite gibt es Lob für sein besonnenes Krisenmanagement. Auf der Schattenseite steht seine Unentschlossenheit bei der Maskenpflicht – erst war er dagegen, dann dafür. Und auch die geplante Corona-App ist bisher kein Glanzstück. Hauptnachteil: Es gibt sie noch gar nicht.
Meine Kollegen Michael Bröcker und Gordon Repinski haben den Minister gestern nach seiner Corona-Bilanz befragt. Spahn glaubt – Stand jetzt – nicht, dass es im Herbst zu einer zweiten Welle kommt. Das Gesundheitssystem sei besser aufgestellt als zu Beginn der Krise:
© Anne HufnaglWir erkennen frühzeitig die entsprechenden Ausbrüche und ob die Kontaktnachverfolgung gelingt. Es gibt das Risiko, dass die Zahlen wieder steigen. Aber das würden wir frühzeitig merken und Gegenmaßnahmen einleiten können.
Spahn will in diesem Stadium der Krise auf Freiwilligkeit setzen. Eine Politik der dauerhaften Bevormundung sei mit ihm nicht zu machen:
Sie können am Ende nicht mit dem Wasserwerfer erzwingen, was notwendig ist. Auf Dauer geht es nur, wenn die Bürger mitmachen wollen.
Spahn beschreibt die Corona-Krise als Zeit, in der er gefordert war wie noch nie in seiner politischen Karriere:
Es gab Phasen, da habe ich mich zehn Jahre älter gefühlt.
Im Hauptstadt-Newsletter von ThePioneer enthüllen meine Kollegen heute Folgendes: Interne Dokumente zeigen neue, schwere technische Risiken beim Transportflugzeug A400M. Für den Steuerzahler dürfte es noch teurer werden.
Erstens. Kanzlerin Angela Merkel berät mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang über Konsequenzen aus der Pandemie – per Videokonferenz.
Zweitens. Die wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Ausnahmesituation beschäftigen erneut die Eurogruppe.
Drittens. Dürfen kostenlose Arzneimittelmuster an Apotheker abgegeben werden? Diese Frage will der Europäische Gerichtshof klären.
Viertens. Der EuGH entscheidet auch darüber, ob Fluggäste bei einer Verspätung wegen eines randalierenden Passagiers ein Anrecht auf Entschädigung haben.
© dpaFünftens. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther will sich auf Sylt ein Bild von der Lage auf der Nordseeinsel wenige Wochen vor den Sommerferien machen.
Die größte Freude des heutigen Morgens bereitete mir die Lektüre eines Interviews mit Theo Sommer, der von 1973 bis 1992 Chefredakteur der „Zeit“ war. In der Ära seines Aufstieges, vom kleinen Redakteur bis zum scheidenden Chefredakteur, steigerte sich die Auflage von 44.000 bis auf 502.000 Exemplare.
© dpaDer „Süddeutschen Zeitung“ verrät der Journalist, wie eine gute Zeitung entsteht:
Eine Zeitung ist kein Fertigprodukt, sie wird in der Konferenz und auf dem Flur zusammengequatscht.
Er berichtet von der Lust seiner Redaktion auf den Tabubruch. So wurde frühzeitig die Freigabe von Haschisch befürwortet und die Liberalisierung der Partnerschaft:
Leona Siebenschön hat geschrieben: „Ehebruch ist kein Beinbruch.“
Zugleich beschreibt er die autoritären Strukturen der frühen Jahre. Er musste anderthalb Jahren warten, bis er seinen ersten Leitartikel veröffentlichen durfte:
Schreiben durfte ich den nur, weil alle anderen im Urlaub waren.
Und er verrät die drei Kardinaltugenden für ein gut gelauntes Alt-Werden:
Die Zeit bleibt, wir vergehen. Doch selbst mit neunzig – vielleicht sogar gerade mit neunzig – kann man sich erfreuen an den drei Dingen, die das Dasein im Winterpalast des Lebens lebenswert machen: Erinnerung, Vernunft und Fantasie.
Theo Sommer ist am gestrigen Tag 90 Jahre alt geworden. Wir gratulieren auf das Herzlichste.
© imagoIch wünsche Ihnen einen leidenschaftlichen Start in den neuen Tag. Es grüßt Sie Ihr