in einer präzise recherchierten Story berichtet die „Financial Times" am heutigen Morgen über den Größenwahn des Ex-Wirecard-Chefs und Miteigentümers Markus Braun. Denn der hatte McKinsey beauftragt, einen Plan zur Übernahme der Deutschen Bank vorzubereiten. Der Codename lautete „Project Panther“ und hätte mit gleichem Recht auch „Project Größenwahn“ heißen können.
© imagoDas neue Unternehmen sollte den Namen „Wirebank“ tragen und „wie eine Fintech-Bank in der Größenordnung einer globalen Bank denken und handeln”. Bis 2025 könne sie sechs Milliarden Euro zusätzlichen Gewinn erwirtschaften, schätzte McKinsey. Des Weiteren versprach der McKinsey-Bericht eine Verdoppelung der gemeinsamen Börsenbewertung auf knapp 50 Milliarden Euro.
Ausschlaggebend für das „Project Panther“ dürfte nach Ansicht der „FT“ jedoch ein anderer Punkt gewesen sein: Eine Übernahme der Deutschen Bank bot die Aussicht auf einen Ausstieg aus dem Betrug, den Wirecard betrieben hatte. Rund 1,9 Milliarden Euro Bargeld fehlten auf ihren Konten und große Teile ihrer Geschäfte in Asien waren in Wirklichkeit ein ausgeklügelter Schwindel. Durch die Einbettung des Wirecard-Geschäfts in die Bilanz der Deutschen Bank bestand die Möglichkeit, das fehlende Bargeld zu kaschieren und den Schwindel durch reale Geschäfte mit echten Kunden zu ersetzen.
Allerdings hatte der Plan einen Haken: Um einen solchen Deal ernsthaft vorzubereiten, benötigte Wirecard ein Gutachten von KPMG, das ihm eine fehlerfreie Führung des Unternehmens sowie korrekte Bilanzen bestätigte. Die Zustimmung von KPMG kam nie.
Kurz darauf meldete Wirecard Insolvenz an und Braun wurde festgenommen. Die „FT“ bilanziert:
© imagoSein Traum von der Übernahme der Deutschen Bank hatte sich zu einem Albtraum entwickelt.
Nachtrag: Die Großen lässt man laufen, die Kleinen werden gehängt: Ausgerechnet der Sozialdemokrat Olaf Scholz sorgt für die Einhaltung dieser alten Volksweisheit.
© dpaWeder die Berliner Aufsichtsorgane noch die für die Kontrolle von Wirecard verantwortlichen Manager in Bonn werden belangt. Dafür allerdings verliert ein Großteil der Belegschaft des Finanzdienstleisters den Arbeitsplatz. Rund 730 von 1300 Mitarbeitern wird gekündigt, erklärte gestern Insolvenzverwalter Michael Jaffé.
Donald Trump braucht keinen neuen Handelskrieg mit Europa - er hat ja den Dollar. Dessen Kurs gegenüber dem Euro sinkt und sinkt, was den amerikanischen Exporteuren das Exportieren mehr als nur erleichtert. Denn: Fällt der Dollar und steigt der Euro, verbilligen sich die Waren der USA.
Eine Infografik mit dem Titel: Günstiger Dollar
Kursentwicklung von Euro und Dollar seit Juni 2020, in Prozent
Die Freuden der Amerikaner sind die Schmerzen der Europäer. Den europäischen Exporteuren - und das heißt vor allem der deutschen Industrie - macht der feste Euro zu schaffen. Waren im Wert von über 200 Milliarden Euro setzten allein die deutschen Konzerne, vorneweg die Auto-, Chemie und Maschinenbauindustrie in den USA ab. Ein Großteil der Kosten - Löhne und Vorprodukte - fällt in der Hartwährung Euro an, derweil die Erlöse in der Weichwährung Dollar abgerechnet werden.
Es sind im Wesentlichen zwei Gründe, die zu der Spannung im transatlantischen Währungssystem führen:
Erstens: Die Austauschrelationen der Währungen sind immer auch ein Spiegel der ökonomischen Widerstandsfähigkeit. Amerika aber zeigt sich inmitten der Pandemie verletzbar. Unklar ist, ob das Land nach einer Machtübernahme durch die Demokraten nicht vor dem Lockdown steht. Joe Biden präsentiert sich dem Wähler als die frühe Merkel.
Zweitens: Der Dollar verliert seinen Nimbus als Ankerwährung. Derweil früher jede Erschütterung auf der Welt - Ölpreisschocks, Terroranschläge, Kriegsgefahr - die Anleger zum Kauf von Dollar animierte, dem „flight to safety“, sind die USA dieses Mal selbst das Epizentrum politischer Unsicherheit. Trump ist der Vesuv von Washington. Er kann jederzeit Asche und Lava spucken.
© dpaFazit: Deutschland muss - da hilft kein Corona - angesichts dieser Währungsdisparität die Kostenbasis seiner heimischen Produktion absichern, auch auf der Lohnseite. Oder anders gesagt: Wenn der Euro Gas gibt, sollte die Lohnpolitik abbremsen. Dieser Zusammenhang ist sozialpolitisch fatal, politisch unerwünscht und gesamtwirtschaftlich dennoch zwingend.
Krachende Niederlage für die Düsseldorfer Landesregierung: Schulen in Nordrhein-Westfalen dürfen Schüler ohne Maske nicht vom Unterricht ausschließen. Darauf hat das Düsseldorfer Verwaltungsgericht am Dienstag hingewiesen. Zwei Schüler eines Gymnasiums am Niederrhein hatten sich nach ihrer Weigerung, Masken zu tragen, gegen den daraufhin verhängten Ausschluss vom Unterricht vor Gericht gewehrt – mit Erfolg.
In Nordrhein-Westfalen müssen Schüler an weiterführenden Schulen im Unterricht und in Pausen eine Maske tragen. Das sorgt für Frust an den Bildungseinrichtungen. Laschet gerät mit seiner Schulpolitik zunehmend unter Druck:
Die Schulleitungsvereinigung des Landes hat das zuständige Ministerium in einem offenen Brief kritisiert. Bereits im zweiten Absatz des Schreibens heißt es, die Schulpolitik nehme im Zusammenhang mit der Organisation von Schulunterricht unter den Bedingungen der Coronavirus-Pandemie „zu wenig“ die tatsächlichen Rahmenbedingungen der Schulen war.
Die Vorgaben des Ministeriums für Bildung sind aufgrund der örtlichen Gegebenheiten und der schulischen Rahmenbedingungen kaum erfüllbar!
Fast 44.000 Menschen haben bereits eine Online-Petition unterschrieben, die sich gegen eine Maskenpflicht in Schulen richtet. Initiiert worden ist sie von Miriam Schmitz, eine Frau, die im Morning Briefing Podcast sagt:
Ich habe ein Kind auf dem Gymnasium, fünfte Klasse. Mein Kleiner ist ganz neu auf diese Schule gekommen und hätte gerne seine Klassenkameraden kennengelernt. Doch mit der Maskenpflicht hat er die Hälfte seiner Klasse noch nie gesehen.
Louisa Dellert, besser bekannt als Lou, hat uns gestern auf der PioneerOne besucht. Die 31-Jährige ist Unternehmerin, Podcasterin und Influencerin. Auf Instagram besitzt sie rund 400.000 Follower. Mit ihr habe ich für den Morning Briefing Podcast gesprochen – über die Widersprüche der Corona-Politik, die menschliche Sehnsucht nach Nähe und ihre Idee von Erotik in Zeiten der Pandemie.
Heute Nacht hat der Koalitionsausschuss unter Leitung der Bundeskanzlerin getagt. Zwei Themen standen im Vordergrund: Zum einen ging es um die Wahlreform, die verhindern soll, dass der Bundestag ständig wächst und bald größer ist als der Volkskongress in China.
© dpaDas Ergebnis:
Alles was hilft, die Corona-Folgen nicht spürbar zu machen, wurde beschlossen. Also eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes und der Erlass von Sozialbeiträgen für in Not geratene Unternehmen.
Die für die Abgeordneten schmerzhafte Reform des Bundestages – denn eine Verkleinerung bedeutet den Wegfall von Mandaten – wurde in die nächste Legislaturperiode vertagt.
Meine Kollegen vom „Hauptstadt-Newsletter“ haben weitere Informationen über den zu Ende gegangenen Verhandlungsmarathon.
Der Streit zwischen der Türkei und Griechenland über die türkischen Erdgaserkundungen vor den griechischen Inseln spitzt sich weiter zu. Nun hat Außenminister Heiko Maas bei einem Besuch in Athen beide Nato-Partner zu Gesprächen aufgerufen:
Was wir jetzt unbedingt und sofort brauchen, das sind Signale der Deeskalation und auch eine Bereitschaft zum Dialog.
Die Lage im östlichen Mittelmeer habe sich zu einem „Spiel mit dem Feuer“ entwickelt, so der SPD-Politiker.
Jeder noch so kleine Zündfunke kann zu einer Katastrophe führen.
Zugleich spitzte Maas den Konflikt weiter zu, in dem er sich hinter Griechenland stellte. Er sicherte Athen die volle Unterstützung der EU zu, was man in Ankara unmöglich als Dialogbereitschaft interpretieren kann. Fazit: Der Biedermann Maas hatte als Brandstifter seinen Auftritt.
Michael Mronz ist der große Unerschrockene der deutschen Wirtschaft. Der Veranstalter des europaweit größten Reitturniers, der selbst gar nicht reiten kann, ist zugleich der engagierteste Betreiber einer Olympiade im Deutschland des Jahres 2032. Er will die Sportstätten an Rhein und Ruhr zu einem großen Olympiapark verbinden, der keine Bauruinen hervorbringen und keine ökologischen Nebenkosten produzieren soll. „Rhein Ruhr City 2032“ nennt er seine Initiative, welche die NRW-Landesregierung und mittlerweile auch das Olympische Komitee unterstützen.
© dpaAber was denken die Bürger? Zumindest in München, als es um die olympischen Winterspiele 2018 ging, machten sie den Olympia-Planern einen demokratischen Strich durch die Rechnung. Doch Mronz, der Unverwüstliche, glaubt nicht nur an die Strahlkraft von Olympia, sondern auch an die Schönheit der Demokratie. Im Morning Briefing Podcast sagt er:
Ich bin überzeugt davon, dass die Menschen Lust und Freude daran haben, Ja zu sagen zu dieser Idee von Olympia.
Denn in der Tat: Das neue am Mronz-Plan ist, dass die Region nicht für Olympia leiden, sondern von Olympia profitieren soll. Das kulturelle „Wir in NRW“ würde durch Investitionen in Mobilität und Digitalität ökonomisch grundiert: Gold für Nordrhein-Westfalen.
Ich wünsche Ihnen einen optimistischen Start in den neuen Tag. Es grüßt Sie herzlichst Ihr