das Verstörende am staatlich kontrollierten Fernsehen sind nicht die Dinge, die berichtet werden. Das Verstörende sind oft die Dinge, die nicht oder nur beiläufig berichtet werden. Manchmal sind es auch nur die Fragen, die ungestellt bleiben.
Als Kanzlerkandidat Olaf Scholz bei einem der Kandidatenduelle in der ARD sagte, Deutschland sei nicht abhängig vom russischen Gas, blieb diese Falschaussage seitens der Journalisten widerspruchslos. Aus Unkenntnis? Aus Desinteresse? Aus Opportunismus? Man weiß es nicht.
© The PioneerIch erinnere mich zusammen mit dem damaligen ZDF-Intendanten Thomas Bellut und dem Verleger Dieter von Holtzbrinck in der Jury des Georg von Holtzbrinck Journalistenpreises gesessen zu haben, als wir – im Konsens übrigens – die Auszeichnung eines TV-Beitrags erstmals ausfallen ließen. Die Begründung: Die TV-Anstalten hatten keinen wirklich kompetenten Wirtschaftsbeitrag eingereicht. Die Wirtschaftskompetenz im deutschen Fernsehen sei auffällig unterentwickelt.
Das Verstörende: Die Beschäftigten der öffentlich-rechtlichen Sender nehmen diese Kritik seit Längerem schon mit Achselzucken entgegen. Viele sind im Hauptberuf nicht mehr Journalist, sondern Aktivist oder – noch schlimmer – Postenschieber und Spesenritter.
© The PioneerDie ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger – früher eine leidenschaftliche Journalistin – hat die Eigennutz-Optimierung der TV-Funktionäre nicht erfunden, sondern den Stand der Verkommenheit nur illuminiert.
Auch in anderen Sendern haben sich ehemalige Journalisten in diese Richtung entwickelt. Sie nutzen den öffentlich-rechtlichen Auftrag als moralischen Schutzschild für die Optimierung von Privilegien. Die 8,5 Milliarden vom Staat garantierten Einnahmen ermuntern womöglich zu einem derartigen Geschäftsmodell.
Die Selbstkontrolle durch die Fernseh- und Verwaltungsräte funktioniert erkennbar nicht. Und sie tut es schon deshalb nicht, weil man am Rande der Sitzungen versucht, Geschäfte auf Gegenseitigkeit abzuschließen: Aufmerksamkeit gegen Annehmlichkeit. So lautet der Tauschhandel zwischen den dort vertretenen Interessengruppen und den zu beaufsichtigenden TV-Funktionären. Ohne die Recherchen von Business Insider hätte es das höfische Treiben beim rbb (und anderswo?) niemals auf die Tagesordnung einer Gremiensitzung geschafft.
Es ist – und diese Kritik weist über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hinaus – in vielen Redaktionen zu einem hohen Maß an Gleichförmigkeit gekommen. Einer Gleichförmigkeit der Karrierewege, der Ideen, des Denkens und schließlich der Texte.
In der Russland-Politik beispielsweise gilt Kritik bis heute als unpatriotisch. Die mittlerweile unbestreitbare Tatsache, dass die Sanktionsregime des Westens nicht nur die russische, sondern in besonderer Weise die deutsche Volkswirtschaft beschädigen, wird nicht wirklich thematisiert. Warum nicht? Der gute Journalist ist doch nicht die fünfte Kolonne der Nato.
Stattdessen rufen fast alle Medien wie in Trance nach „Entlastungspaketen“ des Staates, die in Umfang und Denkungsart mittlerweile einem bedingungslosen Grundeinkommen gleichkommen. Die Marktwirtschaft wird verformt, ohne dass darüber eine Debatte geführt würde. Dabei wäre das von allen Identitätsdebatten die lohnendste.
© The PioneerEs geht ja bei den hier ausgezahlten Geldern erneut um Gelder, die von Kindern, die wir nicht gebären, einzutreiben wären. Wer den Wählern in Spendierlaune zuruft „You will never walk alone“, will keine Ambition auslösen und keine Kraftanstrengung verlangen. Die soziale Ruhe der Gegenwart wird mit dem wirtschaftlichen Abstieg der Zukunft erkauft. Das ist die Zeitenwende, von der keiner spricht.
Nun will man als Heimkehrer aus der Sommerfrische die Ruhe der anderen nicht mutwillig stören und den lieben Kolleginnen und Kollegen auch nicht unnötig auf den Wecker fallen. Aber diese fast obszön zur Schau getragene Unbedarftheit in Wirtschaftsfragen – die schon bei der unter staatlichen Aufsicht erfolgten Verpuffung von Milliarden Anlegergeldern der Wirecard AG auffiel – ist kein Kavaliersdelikt. Nicht für einen kritischen Journalisten.
Die gleichen Kolleginnen und Kollegen, die wegen des falschen Lachens von Armin Laschet in Dauererregung verfielen und aufgrund politisch belangloser Plagiate im Buch von Annalena Baerbock Sonderschichten der Empörung und auch der Verunglimpfung gefahren haben, sind jetzt verstummt.
Sie beherrschen das Politiker-Bingo, wo der eine Kulissenschieber mit dem Finger auf den anderen Kulissenschieber zeigt, aber die ökonomischen Grundrechenarten beherrschen sie nicht. Man will davon ablenken, dass man fachlich den ökonomischen Kern vom Kern der Moderne gar nicht zu packen bekommt.
Lust- und absichtsvoll werden daher die Nebenkriegsschauplätze besucht, weil man selber am Besten weiß, dass zum Betreten der heißen Frontabschnitte zwischen Ökonomie und Politik die schweren Waffen fehlen, um im Terminus des Ukraine-Krieges zu sprechen. Deutlicher noch formuliert: Die meisten Journalisten sind mit leichtem Gepäck unterwegs.
So hat dann der Schwadroneur seinen großen Auftritt.
Dieser neuzeitliche Dünnbrettbohrer weiß nicht, wie man eine Bilanz liest. Aber er weiß, wie man das Feuer der Empörung schürt.
Er kann Erlös nicht von Ertrag unterscheiden, aber er ist ein ausgewiesener Experte im Übelnehmen und Verleumden.
Auch deshalb haben viele von Journalismus auf Aktivismus umgesattelt. Im Kampf für die gute Sache – so die Hoffnung – fällt nicht sofort auf, dass man von der Sache selbst nicht viel versteht.
In vielen deutschen Redaktionen fand ein Osterwunder der eigenen Art statt: Tausende von Redakteurinnen gingen als Soziologen, Psychologen und Literaturwissenschaftler zu Bett, um als Virologen und Klimatologen ihre Wiederauferstehung zu feiern. Für sie gilt, was Kurt Tucholsky einst gesagt hat: „Auf nichts ist der Mensch so stolz wie auf das, was er seit zwei Minuten weiß.“
Unser Pioneer-Projekt verfolgt einen grundsätzlich anderen Ansatz. Wir wollen das wohlgefällige Nicken der Journalisten wieder durch den begründeten Zweifel und das Staunen über die Pluralität des Menschen ersetzen. Wir wollen den Aktivisten wieder in den Journalisten zurückverwandeln. Wir wollen der ökonomischen Betrachtung wieder zu ihrem Recht verhelfen.
© The PioneerEs geht im Grunde gar nicht um eine Neuerfindung, sondern um das Zurückholen. Es geht um den Mut, sich auch gegen den Geist der eigenen Zeit zu stellen. Und um die Freiheit, dem Regierungspolitiker evidenzbasiert die Stirn zu bieten.
Der Politiker hat das Amt und die Macht. Und wir haben unsere Zweifel, unsere Neugier und unser Wissen.
© The PioneerWir Pioneers bemühen uns, eine Denkschule zu begründen, die wieder Spaß an der Recherche und Lust an der intelligenten Gegenrede empfindet. Die den Zweifel kultiviert, die die Meinung des anderen nicht bekämpft und auch nicht gönnerhaft toleriert, sondern die diese andere Meinung ermuntert und als Inspiration empfindet.
Der mediale Mainstream – den man auch im Kanzleramt längst als „group thinking“ und damit als bedrohlich erlebt – verrät die Grundwerte der Meinungsfreiheit. Er hört sich nur noch selber zu. Er will nichts wissen, er will belehren.
Wir möchten, dass das, was im medizinischen Alltag gang und gäbe ist, das Einholen einer Zweitmeinung oder vor Gericht die Befragung des Zweitgutachters, dass diese Normalität wieder die unsere wird.
Wahrheit gibt es nur zu zweien
Das genau beschreibt unsere Mission.
Rede ohne Gegenrede ist Diktatur. Nur eine respektvolle Kultur von Rede und Gegenrede begründet Demokratie.
Und diese Gegenrede braucht eine ökonomische Grundierung. Es gibt Meinungen und es gibt Stimmungen. Und es gibt wirtschaftliche Fakten.
The Pioneer ist ein Projekt, das auf strikte politische Unabhängigkeit setzt – keine Politiker in den Aufsichtsgremien, keine von Politikern sanktionierten Gebühren, keine sonstigen Subventionen. Diese politische Unabhängigkeit kombinieren wir mit der Freiheit von der Werbeindustrie.
Wir verkaufen unser Publikum nicht an Automobilfirmen, Banken und Konsumartikelhersteller in der Absicht, den Konsum unserer Pioneers anzukurbeln.
Wir sezieren unsere Leser, Zuhörer und Besucher nicht nach Alter, Geschlecht, Religion und Kaufkraft, um diese Daten dann den großen Mediaagenturen für ihre Profilbildung und ihr Retargeting anzudienen.
Wir wollen den Lesefluss und den Hörgenuss nicht durch Werbeunterbrechung stören.
© Anne Hufnagl © Anne Hufnagl © Anne HufnaglIch persönlich empfinde insbesondere die digitale Unterbrecherwerbung, ob auf den Online-Portalen oder bei YouTube, als respektlos. Sie stört den Erkenntnisprozess. Sie wirkt dadurch antiaufklärerisch.
Unser Projekt The Pioneer, das sich aus dem Morning Briefing heraus entwickelt hat, will die beschriebenen Verhältnisse verändern. Wir bekämpfen die anderen nicht. Aber wir ergänzen sie. Wir liefern das ökonomisch begründete Zweitgutachten.
Zusammen mit den Chefredakteuren Michael Bröcker, Gordon Repinski und Franziska von Haaren haben wir die wirtschaftliche Kompetenz unseres Teams planmäßig ausgebaut. Mittlerweile umfasst das Pioneer-Team 48 festangestellte Kolleginnen und Kollegen und mehr als 20 freie Mitarbeiter. Im Januar wird Christian Schlesiger – heute Co-Leiter des Ressorts Unternehmen bei der WirtschaftsWoche – unser Projekt als Ressortchef Wirtschaft verstärken.
© Anne Hufnagl © Anne Hufnagl © Anne Hufnagl
Hinzu kommen unsere inzwischen 200 Pioneer-Experts, die regelmäßig auf The Pioneer schreiben. Sie sind die Sachverständigen des Alltags. Ihre Expertise bereichert den Diskurs und liefert oft den notwendigen Perspektivwechsel.
Unter anderem schreiben der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz, der frühere Außenminister Joschka Fischer, die Osteuropa-Expertin Svetlana Alexeeva, die Digitalexpertin Verena Pausder, die Nato-Strategin Stefanie Babst, der Investor George Soros oder der Neurologe Lars Wojtecki für The Pioneer - und damit für Sie. Im Podcast kommen kluge ökonomische Stimmen zu Wort wie die der Unternehmerin Lea-Sophie Cramer und die der Wirtschaftsprofessorin Ann-Kristin Achleitner.
Ich möchte Sie einladen, diese Mission zu erleben und zu unterstützen.
Erleben durch Lesen:
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Wir stehen erst am Anfang. Ich würde den beschriebenen Weg gerne mit Ihnen gemeinsam fortsetzen. Wir beide wissen: Unser Land kann einen medialen Neuanfang gut gebrauchen.
Es grüßt Sie auf das Herzlichste,
Ihr