Gemeinschaftsprognose: Deutsche Wirtschaft stagniert in 2025

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Die führenden Wirtschaftsinstitute (DIW, ifo, IfW, IWH und RWI) erwarten für 2025 ein BIP-Wachstum von nur 0,1 Prozent. Kurzfristig belasten US-Zölle und wirtschaftspolitische Unsicherheit die deutsche Wirtschaft. Die neuen Verschuldungsspielräume des Staates könnten zwar expansiv wirken, drohen jedoch den privaten Konsum und Investitionen zu verdrängen, so die Forscher.

Torsten Schmidt vom RWI-Institut warnt:

Geopolitische Spannungen und protektionistische US-Politik verschärfen die Lage. Zudem steigt der Wettbewerb, vor allem aus China. Strukturelle Probleme wie Fachkräftemangel und Bürokratie bremsen das Wachstum.

Besserung erst im kommenden Jahr: Für 2026 wird ein BIP-Anstieg von 1,3 Prozent erwartet. Vor allem kleine Wirtschaftsbereiche könnten von Mehrausgaben für Verteidigung und Infrastruktur profitieren, jedoch drohen dort Preissteigerungen aufgrund bereits hoher Auslastung.

Trotzdem rechnen die Institute mit einer Normalisierung der Inflationsrate: 2,2 Prozent für 2025 und 2,1 Prozent für 2026. Damit dürften die Zinssenkungen bald enden. Höhere US-Zölle gefährden die Preisstabilität, und im Euroraum könnten steigende Kapitalmarktzinsen den Leitzins auf 2,5 Prozent anheben, so die Forscher.

Arbeitsmarkt zeigt erste negative Auswirkungen: Seit Mitte 2022 ist die Arbeitslosigkeit um 20 Prozent gestiegen, was mehr als 400.000 Menschen betrifft. Die Arbeitslosenquote stieg von 5 Prozent auf 6,3 Prozent. Besonders betroffen sind das verarbeitende Gewerbe, Bau und Unternehmensdienstleistungen. Die Beschäftigung wächst im öffentlichen Dienst, der Erziehung und im Gesundheitswesen. Die Institute erwarten, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigt und erst 2026 sinkt.

Zum Download: Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsinstitute

Wichtig zu wissen: Die Ergebnisse des gestern beschlossenen Koalitionsvertrags wurden noch nicht in die Berechnungen einbezogen. Prof. Lars Feld äußert sich skeptisch, ob die Maßnahmen im neuen Koalitionsvertrag ausreichen, um die deutsche Wirtschaft nachhaltig anzukurbeln. In unserem Ökonomie-Briefing Feld & Haucap erklärt er:

Wir erleben derzeit eine Stagnation, und es besteht die Gefahr, dass wir in eine ernsthafte Rezession abrutschen – vor allem angesichts der chaotischen Entwicklungen in Washington. Besonders besorgniserregend ist die Frage, ob die Weltwirtschaft in eine größere Finanzkrise steuert. Und währenddessen diskutieren wir, was mit der Mütterrente zu tun ist? Es scheint, als hätten wir hierzulande immer noch nicht erkannt, worum es wirklich geht.

Ein Mangelwerk aus Berlin trifft auf Irrsinn aus Washington

Warum der Koalitionsvertrag davon zeugt, dass hierzulande immer noch nicht der Schuss gehört wurde.

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Veröffentlicht in Feld & Haucap - Das Ökonomie Briefing von Lars FeldJustus Haucap Josy Müller.

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Feld & Haucap - Das Ökonomie Briefing