CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz will mit seiner „all in“ Strategie eine Wende in der Migrationspolitik einleiten – womöglich mit den Stimmen der AfD. Die Migration zum zentralen Wahlkampfthema zu machen, sei ein strategischer Fehler, warnt der Chef des Umfrage-Instituts forsa, Professor Manfred Güllner.
Mit dem Fokus auf Migration kann die Union keine AfD-Anhänger als Wähler gewinnen, aber eigene Anhänger an die AfD verlieren.
Der Grund: „Die AfD kann und wird die harte Linie, mit der die Union die Wähler nun anspricht, immer übertrumpfen.“
Vertane Chance: „Die ökonomische Lage ist mit großem Abstand das wichtigste Thema für die Wähler. Deshalb ist es eine strategische Fehleinschätzung der Union, Migration zum zentralen Wahlkampfthema zu machen“, so Güllner. Die Union könnte bei den ökonomischen Themen punkten, denn die SPD habe dort keinerlei Kompetenz mehr. „Aber diese Chance hat sie nun vertan.“
Aufweichung der Brandmauer: Es bestehe die Gefahr, „dass CDU-Anhänger, die weiterhin den Mitte-Kurs der Merkel-CDU unterstützen, zur SPD oder zu den Grünen abwandern.“ Dazu kommt: Eine „klare Mehrheit der CDU-Anhänger“ sei „gegen jedwede Zusammenarbeit ihrer Partei mit der AfD“, so Güllner.
Eine Infografik mit dem Titel: Unions-Anhänger gegen AfD-Koalition
Anteil der Befragten, die es richtig finden, dass alle anderen Parteien eine Koalition mit der AfD ausschließen, nach Parteipräferenz in Prozent
Die Umfragen: Ende Januar fanden 65 Prozent der Deutschen richtig, dass alle anderen Parteien eine Koalition mit der AfD nach der Bundestagswahl ausschließen. Unter Unions-Anhängern waren es 68 Prozent. Unter FDP-Anhängern immerhin nur eine knappe Mehrheit von 51 Prozent.
Könnte die Union also die übrig gebliebenen FDP-Wähler für sich gewinnen? Güllner sagt nein. „Die FDP will im Augenblick nur der harte Kern ihrer treuesten Anhänger wählen. Von denen wird kaum jemand – warum auch immer – zur Union wandern.“