In eigener Sache

Spiegel-Kampagne: Leser plädieren für Fairness

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Es gibt zu Beginn dieser Woche in eigener Sache zwei erfreuliche Nachrichten, die mich mit Zuversicht erfüllen und die ich gerne mit Ihnen teilen möchte:

Erstens: Als wir dank Publikumsvoting (bei knapp einer Million abgegebener Stimmen) kürzlich den Deutschen Podcast Preis gewonnen hatten, war die Freude unserer Hörerinnen und Hörer riesig.

Verleihung des Deutschen Podcast Preises 2023 für den Pioneer Briefing Podcast © Privat

Deshalb feiern wir zusammen mit ihnen und dem großartigen Jazz-Trompeter Till Brönner am 29. September im Berliner Westhafen. Diese freundschaftlich warme und oft euphorische Unterstützung ist die Kernenergie, die das Pioneer-Team antreibt.

Die Pioneer One vor dem Reichstagsgebäude.  © Anne Hufnagl

Aber – und deshalb komme ich heute Morgen darauf zu sprechen – auch die fortgesetzte Spiegel-Kampagne gegen The Pioneer entfaltet eine nicht minder solidarische Wirkung. Womit ich bei Punkt zwei der Zuversicht bin:

Viele tausend Leserinnen und Leser meldeten sich übers Wochenende privat und in den sozialen Medien. Nicht alle sind Pioneer-Fans, aber alle legen Zeugnis ab von einer demokratischen Wehrhaftigkeit, die sich durch eine manipulative Berichterstattung nicht mehr beeindrucken lässt.

Im Gegenteil. Viele Journalisten anderer Medien, aber auch die eigenen Leserinnen und Leser, knöpfen sich den Spiegel nach seiner Vier-Seiten-Story „Unter falscher Flagge“ auf Twitter und auf dessen Webseite vor. Hier das Potpourri der Aufmüpfigkeit:

Dem SPIEGEL scheint ja mächtig die Düse zu gehen.

Wieso braucht der Spiegel SECHS Korrespondenten, um zu enthüllen, dass Gabor Steingart gerne sein Schiff vermietet, genauso wie es auf seiner Website seit Jahren angeboten wird? Lächerlicher geht’s wohl echt nicht mehr.

Wenn diese Recherche über ‚The Pioneer‘ ein Boot wäre, würde es unter der Last der geladenen Häme untergehen.

Eigentlich steht da 99-mal die Frage: Wie könnt ihr es wagen, mit neuen Ideen erfolgreicher zu sein als wir?

Alev Doğan im Gespräch mit Joe Kaeser © Anne Hufnagl

Liebe Leute, wie angefasst muss man sein, um aus so kargem Stoff so eine ‚fette‘ Geschichte zu machen.

Da setzt der Spiegel gefühlt seine halbe Redaktion auf den ungeliebten Ex-Kollegen an (wer von euch hat mit dem denn noch eine persönliche Rechnung offen?) und am Ende fällt das Werk wie ein Soufflé in sich zusammen.

‚Zweifelhafte Deals‘ ist so die Kategorie ‚legaler Rufmord‘.

Da es sich um ein direktes Konkurrenzunternehmen des Spiegels handelt, hat der ganze Bericht ein Geschmäckle.

Oho! Verschiedene Firmen haben ein Schiff von einem Medienunternehmer für Veranstaltungen gemietet. Riesengroße Geschichte, Mega-Skandal! Dran bleiben, lieber Spiegel, Sie sind einer großen Verschwörung auf der Spur. Hüstel!

Herr Steingart hat das Schiff vermietet und duzt Leute. Ähm, ja? Wo ist die Story?

Dem Artikel geht’s erkennbar nicht um einen relevanten Missstand, sondern um eine Rechnung mit Herrn Steingart, die man meint offen zu haben.

Ich find super, dass es ThePioneer gibt. Sind nicht ganz so links und auch nicht solche Miesmacher wie der Spiegel, sondern verbreiten oft gute Laune.

World Briefing Live mit Chelsea Spieker und Sigmar Gabriel  © Anne Hufnagl

Bin sowohl Abonnent bei Euch als auch Pioneer. Unterschied ist, dass bei Gabor das Meinungsspektrum viel breiter ist und meist deutlich faktenbasierter!

6 Leute, die einen gefrusteten Artikel über Pioneer schreiben? Ich lese beide Medien, aber nach diesem Artikel kann ich mich für das SPIEGEL-Niveau einfach nur fremdschämen.

„Aktuell zahle ich noch für SPIEGEL und ThePioneer; beim SPIEGEL frage ich mich aber inzwischen fast täglich, warum eigentlich.

Ich lese das Pioneer Morning Briefing jeden Tag mit Vergnügen. Abo habe ich bisher nicht, obwohl es mich schon häufig gejuckt hat. Werde jetzt aber gleich ein Abo abschließen. Danke Spiegel Online für den substanzlosen Artikel, der mich zu dieser Entscheidung veranlasst.

Rudolf Augstein, Spiegel-Herausgeber © imago

Fazit: Rudolf Augsteins Idee war die einer nonkonformistischen Zeitschrift für ein Land, dessen Bürgertum an seinem Konformismus fast erstickt wäre. Diese Idee wird heute von seinen Nachfolgern verformt. Mit großer Härte versucht man, Andersdenkende und ihre Geschäftsmodelle zu diffamieren.

Augstein machte Jagd auf Strauß und Flick, seine Nachfolger auf die publizistische Konkurrenz. Er nahm sich die Mächtigen vor, sie nehmen 5,4 Millionen vom sechsreichsten Mann der Welt und seiner Melinda & Bill Gates Stiftung und lassen davon die Redaktionsarbeit finanzieren. Früher nannte man das „gekaufte Berichterstattung“.

Eine Infografik mit dem Titel: Gekaufte Redaktion

Originalauszug aus dem Spendenregister der Bill & Melinda Gates Foundation; 5,4 Millionen US-Dollar in 2 Tranchen für DER SPIEGEL

Doch hier kommt die erfreuliche Nachricht: Die Leserinnen und Leser spüren diesen Zeitenwechsel und sind mehr als nur verstimmt. Ich danke allen Spiegel-Leserinnen und Lesern für ihre demokratische Wehrhaftigkeit. In ihnen lebt Augsteins Nonkonformismus fort. Der Spiegel und The Pioneer sind Wettbewerber, aber doch keine Feinde. Das leidenschaftliche Plädoyer der Spiegel-Community für journalistische Fairness hat das Pioneer-Team sehr beeindruckt. Das ist stark. Das zählt. Und in polarisierter Zeit zählt es sogar doppelt.