Ostdeutschland

„Merz wird der erste Bundeskanzler sein, der nicht vom Osten gewählt ist.”

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 © dpa

Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig fordert vom zukünftigen Kanzler Friedrich Merz mehr Ostkompetenz. Die Ostdeutschen müssten „das Gefühl haben, dass die Bundesregierung und vor allem der Bundeskanzler sie versteht“, sagt die SPD-Ministerpräsidentin im Interview gegenüber The Pioneer.

Das ist noch eine große Aufgabe für Herrn Merz, denn Herr Merz wird der erste Kanzler sein von Deutschland, der nicht vom Osten gewählt ist.

AfD stärkste Partei: Bei der Bundestagswahl im Februar lag die AfD in allen ostdeutschen Flächenländern vorn. In Mecklenburg-Vorpommern bekam sie 35 Prozent, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen noch mehr.

Eine Infografik mit dem Titel: Deutschland hat gewählt

Zweitstimmenanteile bei der Bundestagswahl 2025

Im neuen Kabinett will Friedrich Merz voraussichtlich eine Ostdeutsche zur Bundeswirtschaftsministerin machen – auch um Vertrauen zu gewinnen. Im Gespräch ist Katherina Reiche, die zwar im Osten geboren ist, aber seit mehr als zehn Jahren nicht mehr dort lebt. Aus der Ost-CDU kommt leiser, aber entschlossener Widerstand.

Ein Job des Ost-Beauftragten: Schwesig fordert vom nächsten Ostbeauftragten, „Ostdeutschland zu unterstützen“, etwa wenn es um Ansiedlungen gehe.

Dünnere Haut: Der Osten reagiere auf eine angespannte wirtschaftliche Situation besonders sensibel, weil die Menschen dort „die letzten 35 Jahre hart daran gearbeitet haben, die Städte und die Unternehmen aufzubauen", erklärt sie:

Wenn der kleine und Mittelstand, das Rückgrat unserer Wirtschaft, durch steigende Energiekosten und Bürokratie erdrückt wird, dann gibt es dort Sorgen und Frust. Das muss man ernst nehmen.

Zwar betreffe dies auch die Menschen im Westen – „das wirtschaftliche Polster ist dort aber ein anderes", so Schwesig.

Mehr Gehör aus Berlin: „Solange die Probleme nur im Osten sind, werden sie nicht ernst genommen.“

Ihr Lieblingsbeispiel: der Wolf. Das werde „oft belächelt im Regierungsviertel von Berlin“. Der Wolf sei schon vor zehn Jahren im Osten angekommen, „gefährlich für unsere Landwirte, weil er Vieh reißt und wirtschaftlichen Schaden“ verursache. Für das Problem hätte es „immer nur einen Scheinkompromiss gegeben“.

Jetzt „in Niedersachsen angekommen“: Nun gebe es im Koalitionsvertrag „eine vernünftige Lösung“.